Sternenehimmel mit Milchstraße
pixabay/Free-Photos
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Tourismus

Region Attersee-Traunsee wird „Sternenpark“

Die Region Attersee-Traunsee wird zum ersten „Sternenpark“ in Österreich. Die gegen die Lichtverschmutzung kämpfende „International Dark Sky Association“ hat ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen den beiden Seen zum „Dark Sky Park“ erklärt.

Weltweit gibt es knapp 150 solche „Nachtlandschaftsschutzgebiete“ unterschiedlicher Ausprägung, rund 35 davon in Europa. „In Europa, aber auch weltweit wird die Lichtverschmutzung zu einem immer größeren Problem“, erklärte Stefan Wallner vom Institut für Astrophysik der Universität Wien in einer Aussendung. Dafür gebe es viele Gründe, die teilweise leicht zu vermeiden wären. So seien Lichtquellen häufig zu stark und würden dorthin leuchten, wo kein Licht gebraucht werde. Zudem würden oft Lampen mit „schädlichen Lichtfarben“, konkret zu hohem Blaulichtanteil, verwendet.

Höllengebirge Weissenbach
Peter Oberransmayr
Durch möglichst wenig künstliches Licht soll die Milchstraße wieder leichter zu erkennen sein

Das erschwert nicht nur Astronomen die Beobachtung, sondern hat auch Folgen für die Natur und die Menschen, wie zahlreiche Studien belegen: Das künstliche Licht stört den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Raub der Nacht führt zu Vogel- und Insektensterben und macht Menschen anfälliger für Krebserkrankungen.

„Wichtiger Schritt für Biodiversität“

Vor diesem Hintergrund wurde nun der erste „Sternenpark“ Österreichs etabliert, als gemeinsames Projekt der oberösterreichischen Landesregierung, des Naturparks Attersee-Traunsee, der Uni Wien und weiterer lokaler Partner. Für Wallner ist das ein „wichtiger Schritt für Biodiversität und den Schutz des natürlichen Nachthimmels“. „Unser Ziel muss sein, dass wir schädliche Licht- und auch Energieverschwendung schrittweise verringern“, sagte Oberösterreichs Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne). Durch Eindämmung der Lichtverschmutzung könne man „einen gesunden Lebensraum für Mensch und Tier sowie die eindrucksvolle Nachtlandschaft bestmöglich erhalten“.

Gahberg Kapelle
Johannes Horvath
Die Gahberg-Kapelle im Sternenlicht

Der „Sternenpark“ umfasst ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Attersee und Traunsee mit den Gemeinden Weyregg, Schörfling, Aurach, Altmünster und Steinbach. In dem Licht- und Landschaftsschutzgebiet geht es um den bestmöglichen Schutz der nächtlichen Dunkelheit und der natürlichen Nachtlandschaft vor Lichtverschmutzung. Ausgewählt wurde das Areal nach einer wissenschaftlichen Analyse durch das Institut für Astrophysik der Uni Wien.

Öffentliche Beleuchtungen werden angepasst

Als Hauptkriterium nannte Wallner, dass die Milchstraße mit bloßem Auge leicht zu sehen ist. „Das war rund um das Höllengebirge leicht erfüllt.“ Weiters sollen sich in der Nähe keine signifikant aufscheinenden künstlichen Lichtquellen befinden und vorhandene Lichtkuppeln, etwa von Städten, nur sehr beschränkt und nahe dem Horizont sichtbar sein.

Im Zuge des Projekts wurden auch die Kriterien für die öffentliche Außenbeleuchtung in der Region angepasst: So werden zum Beispiel Lampen abgeschirmt, um Streulicht zu vermeiden, und, wo möglich, in der Nacht abgeschaltet oder gedimmt. Zudem werden Leuchtmittel auf umweltfreundliche warm-weiße Lichtfarben umgerüstet. Zum Zeitpunkt der Einreichung des Antrags erfüllten in der Region Attersee-Traunsee bereits knapp 75 Prozent der öffentlichen Beleuchtung diese Kriterien, sagte Wallner gegenüber der APA.

Sternenhimmel
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Der „Sternenpark“ soll mehr Touristen in das Gebiet bringen

Die Gemeinden haben sich verpflichtet, alle Lichtquellen im „Sternenpark“ in den nächsten zehn Jahre entsprechend umzurüsten, erklärte der Geschäftsführer des Naturparks Attersee-Traunsee und Koordinator des „Sternenparks“, Clemens Schnaitl. Die Umstellung von Beleuchtung im privaten Bereich müsse durch Sensibilisierung und Motivationsarbeit erreicht werden, so Wallner.

Für den Astronomen sind durch die Maßnahmen bereits Verbesserungen erkennbar: „Die Menge an unnötiger Beleuchtung wie Streulicht oder nicht zu beleuchtende Flächen hat durch optimal ausgerichtete Lampen und Abschirmungen stark abgenommen.“ Oberösterreich hat als erstes Bundesland ein eigenes Messnetz für die Lichtverschmutzung installiert. Seit 2014 erfasst ein Lichtmessnetz mit mittlerweile 24 Stationen den Helligkeitsverlauf jeder Nacht.

Sternenhimmel
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„Sternenpark“ soll auch touristische Entwicklung fördern

Mit dem „Sternenpark“ sollen auch die touristische Entwicklung der Region gefördert und Sterneninteressierte gezielt angesprochen werden. Geplant sind etwa Veranstaltungen zum Thema Sternenhimmel und Nachtlandschaft im „Sternenpark“, unterstützt auch von der Sternwarte Gahberg des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut. Laut Wallner gibt es in Österreich weitere Bemühungen um die Einrichtung von „Sternenparks“. Als Beispiel nannte er das Biosphärenreservat Lungau in Salzburg und die Region Sterngartl Gusental in Oberösterreich.