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ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Mordprozess: Mann wollte Familie töten

Einem 22-Jährigen, der am 17. Juli 2020 in einer Gemeinde im Bezirk Schärding zuerst seine Ex-Lebensgefährtin und dann zwei Kinder zu töten versucht haben soll, wird am 30. März in Ried der Prozess gemacht.

Der Mann ist wegen absichtlich schwerer Körperverletzung sowie wegen versuchten Mordes angeklagt. Trotz einer von Gutachterin Adelheid Kastner diagnostizierten narzisstischen Persönlichkeitsstörung gilt er als zurechnungsfähig. Bisher zeigte sich der Mann geständig.

Beziehungsende und Eifersucht

Das Motiv der Tat soll das Beziehungsende und Eifersucht wegen eines mutmaßlichen neuen Freundes der 26-jährigen Ex gewesen sein. Wegen eines gemeinsamen Kindes hatte das frühere Paar immer noch Kontakt, weshalb sich der Angeklagte wohl noch Hoffnungen machte. Als er in jener Julinacht allerdings auf dem Handy seiner früheren Lebensgefährtin Hinweise auf eine neue Beziehung gefunden haben soll, dürfte er in Rage geraten sein. Zunächst würgte er offenbar die Frau im Schlafzimmer bis zur Bewusstlosigkeit, was die Staatsanwaltschaft als absichtlich schwere Körperverletzung sieht. Die anschließenden Taten wertete die Anklagebehörde als Mordversuche. Nach dem Würgen der Frau hatte er sich die Kinder – seine zehn Monate alte Tochter und den fünfjährigen Stiefsohn – geschnappt und sie in eine mit Wasser gefüllte Badewanne gesetzt, heißt es in der Anklageschrift. Danach warf er einen am Strom angesteckten Toaster ins Wasser. Scheinbar wollte er im Zuge dessen Suizid begehen, denn er stellte auch seinen Fuß ins Wasser. Der Fehlerstrom-Schutzschalter unterbrach jedoch den Stromkreis und die drei überlebten.

Gaskartuschen geöffnet

Der damals noch 21-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft aber nicht vom Vorhaben abgelassen haben, seine Familie auszulöschen: Er ging mit den Kindern ins Schlafzimmer, holte zwei Camping-Gaskartuschen und öffnete das Ventil. Trotz des ausströmenden Gases begann jedoch das Baby so laut zu schreien, dass die Mutter wieder zu sich kam. Sie fragte den Mann, was er mache. Daraufhin öffnete dieser noch das Fenster und flüchtete mit dem Moped zu seinem einigen Kilometer entfernten Elternhaus. Dort unternahm er anscheinend einen weiteren Selbstmordversuch mit Tabletten. Als er aber wieder aufwachte, verließ er das Haus und kaufte sich eine Tageskarte zum Fischen.

Dort rief die Polizei den Verdächtigen mehrfach am Handy an, nachdem die Frau zu Mittag Anzeige erstattet hatte. Irgendwann nahm der Verdächtige auch ab und ließ sich von einem Kriminalbeamten überreden, sich zu stellen. Der Verdächtige wurde von einem Freund zur Polizeiinspektion gebracht, gehe aus der Anklageschrift weiters hervor. Seitdem befindet er sich in U-Haft. Zum Prozess sind drei Zeugen geladen, außer Kastner ist noch ein medizinischer Gerichtsgutachter am Wort. Die Verhandlung ist für einen Tag anberaumt. Bei einer Verurteilung droht dem Mann bis zu lebenslange Haft.