Eine Impfampulle von AstraZeneca
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Coronavirus

Impfgremium hält vorläufig an AstraZeneca fest

Obwohl eine Reihe von EU-Staaten – unter ihnen Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien – die Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca vorübergehend aussetzt, wird in Österreich weitergeimpft. Das hat das nationale Impfgremium am Montagabend entschlossen.

Für die Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek, ist der Entschluss vor allem deshalb gefallen, weil das Risiko an Covid-19 zu erkranken größer sei, als das Risiko von Nebenwirkungen eines Impfstoffes, bei denen es nicht einmal sicher ist, ob diese Erscheinungen tatsächlich etwas mit dem Vakzin zu tun haben.

Impf-Expertin zur Entscheidung des Nationalen Impfgremiums

Die Sitzung des Nationalen Impfgremiums ist vor kurzem zu Ende gegangen. Auch dieses Gremium empfiehlt wie der Gesundheitsminister auf die Entscheidung der EMA zu warten. Dazu im Studio: Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium.

Freilich schränkte die Spitzenbeamtin in der ZIB2 am Montagabend ein, dass man im Nationalen Impfgremium nur die österreichischen Daten zur Verfügung habe. Die EMA sammle und evaluiere alle europäischen Daten. Daher sei es „wirklich notwendig“, auf diese Informationen zu warten – mehr dazu in Impfgremium hält vorläufig an AstraZeneca fest (news.ORF.at).

Impfplan: Über-65-Jährige rücken vor

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat einen neuen Impfplan vorgelegt. Neben den Hochrisikopatienten kommen Personen über 65 an die Reihe. Laut dem für die Bundesländer verbindlichen Erlass werden Gruppen wie Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personal in Schulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen erst parallel geimpft, wenn „allen Personen über 65 Jahren zeitnah eine Impfung angeboten wird“. Der Impfkoordinator des Landes, Franz Schützeneder, sagte im Interview mit dem ORF Oberösterreich, dass mit dem neuen Impfplan Zielgruppen neben den Über-65-Jährigen nicht ausgeschlossen seien. Konkrete Entscheidungen zu diesem Thema sollen noch bei Sitzungen am Montagabend fallen.

Deutschland setzt AstraZeneca aus

Mit dem neuen Impfplan ist es auch möglich, Menschen über 65 mit dem Vakzin von AstraZeneca zu impfen. Inzwischen hat das Gesundheitsministerium in Deutschland am Montag Impfungen mit dem Präparat des Herstellers AstraZeneca vorsorglich ausgesetzt. Für Schützeneder bedeutet dieser Schritt aber momentan kleine Auswirkungen auf Österreich. Man orientiere sich derzeit weiterhin an der Europäischen Gesundheitsbehörde EMA, die keine Gefahr einer Häufung von Fällen mit Komplikationen sieht. Frankreich, Italien und Spanien entschlossen sich ebenfalls am Montag zum Aussetzen des britischen Impfstoffes.

Anschober fordert gesamteuropäisches Vorgehen

Gesundheitsminister Anschober forderte am Montagabend eine „raschestmögliche, klare Stellungnahme von den Europäischen Behörden für ein gemeinsames gesamteuropäisches Vorgehen“. Es brauche jetzt eine klare Entscheidung und Empfehlung der EMA für die Mitgliedsstaaten. „Wenn derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden, müssen diese durch fundierte Daten und Fakten eindeutig belegt sein und am Besten durch die dafür zuständige EMA empfohlen werden.“

Derzeit gebe es laut Anschober keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZeneca und den aktuell diskutierten gesundheitlichen Ereignissen, „die auch bei ungeimpften Personen auftreten können“.

Wartezeit nach Covid-19-Erkrankung

Daneben ist mit dem neuen Impfplan auch geregelt, wie mit Impfungen nach einer Covid-19-Erkrankung umgegangen werden soll: Nach laborgesicherter Covid-19-Infektion wird empfohlen, dass eine Impfung für 6-8 Monate aufgeschoben und dann laut momentanem Kenntnisstand nur eine Dosis verabreicht wird. Kommt es zwischen der ersten und der zweiten Dosis zu einer laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektion, soll die zweite Dosis für 6-8 Monate aufgeschoben werden.

Entscheidung über Öffnungsschritte vertagt

Nach der Videokonferenz der Landeshauptleute mit der Bundesregierung hat der momentane Vorsitzende der Länder-Chefs, Hermann Schützenhöfer (ÖVP) am Montag bestätigt, dass die Entscheidung über weitere Öffnungsschritte um eine Woche vertagt wurde. Weiters sei bei dem Gespräch ausgeschlossen worden, dass Durchimpfungen eines ganzen Bezirks wie Schwaz in Tirol stattfinden sollen. Denkbar sei aber das Durchimpfen einer bestimmten Altersgruppe in Regionen mit vielen Infektionen.

Aktuelle Situation: 283 Neuinfektionen

In den vergangenen 24 Stunden sind wieder 283 neue CoV-Fälle in Oberösterreich registriert worden. Demnach gelten derzeit (Stand: Montag, 17.00 Uhr) 3.720 Menschen als CoV-positiv. 9.203 Menschen waren laut Krisenstab des Landes in Quarantäne. Die 7-Tage-Inzidenz liegt im gesamten Bundesland bei 186,9. Am höchsten ist dieser Wert in den Bezirken Perg (363,9), Kirchdorf (313,6) und Ried (282,1) – am niedrigsten ist die 7-Tage-Inzidenz in Grieskirchen (92,5). 208 Patienten wurden in Krankenhäusern behandelt, 41 von ihnen auf Intensivstationen.

1.543 Personen sind bisher in Oberösterreich im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.

Aktueller Stand Südafrika-Mutation

  • Bezirk Gmunden: 1 Verdachtsfall und 5 bestätigte Fälle.
  • Bezirk Vöcklabruck: 2 bestätigte Fälle.
  • Bezirk Linz-Stadt: 10 Verdachtsfälle.

Die Anzahl der Verdachtsfälle im Zusammenhang mit einer Virusmutation liegt bei 1.957.

177.374 Impfungen bisher

In Oberösterreich haben bis Sonntag 130.131 Personen zumindest eine der zweiteiligen Coronavirus-Schutzimpfung erhalten. Insgesamt wurden bis zu diesem Zeitpunkt 177.374 Dosen verimpft. Die Aufteilung der Impfungen sieht laut Land Oberösterreich so aus:

  • Alten- und Pflegeheime: 22.796
  • Krankenanstalten: 23.262
  • Ü80 (außerhalb APH): 49.625
  • Niedergelassene Ärzte: 2.051
  • Rettungsdienste: 5.277
  • Einrichtungen nach dem Chancengleichheitsgesetz: 3.871
  • Impfstraßen: 14.824
  • Hochrisikopatient/innen und enge Angehörige: 8.425
  • 2. Teilimpfung: 47.243

Aktuell sind 226.907 Personen (jene Personen, die bereits geimpft sind oder einen Impftermin erhalten haben, sind darin nicht mehr enthalten) für Informationen zur Corona-Schutzimpfung registriert. Eine Registrierung ist auf www.ooe-impft.at möglich.

Selbsthilfegruppen dürfen wieder zusammenkommen

Ab Montag dürfen sich auch Selbsthilfegruppen wieder treffen. Obwohl sich etwa bei den Anonymen Alkoholikern Onlinetreffen bereits etabliert haben, wird der persönliche Kontakt begrüßt, denn dieser sei gerade in einem so sensiblen Bereich sehr wichtig, so ein Sprecher. Daneben erreiche man mit Online treffen diejenigen nicht, die technisch nicht so versiert sind.

20 Gruppen mit jeweils fünf bis 15 Teilnehmern zählen die Anonymen Alkoholiker derzeit in ganz Oberösterreich. Derzeit werden Gruppenräume in Spitälern oder auch Pfarrheimen organisiert. Zumindest ein Onlinetreffen pro Woche soll jedoch beibehalten werden, um schnell reagieren zu können, falls die persönlichen Treffen wieder verboten werden. Außerdem sei es am Land für viele einfacher, da lange Wege wegfallen.

Kinder- und Jugendsport wieder erlaubt

Ab heute ist Kinder- und Jugendsport wieder erlaubt. Zwar mit Auflagen und entsprechenden CoV-Konzepten, das nehme man aber in Kauf, heißt es etwa vom oberösterreichischen Fußballverband. Die Gastronomie dagegen ist verärgert – mehr dazu in Kinder- und Jugendsport wieder erlaubt (ooe.ORF.at)