Grafik: Silhoutte eines Frauenkopfes
pixabay/Alexandra_Koch
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Politik

Umgang mit Frauen – viele Mängel, kaum Erfolge

Worte wie „Baustellen, Rückschritt und Verliererinnen“ sind in den Aussendungen von Parteien und Körperschaften zum Welt-Frauentag am 8. März zu finden, aber auch von kleinen frauenpolitischen Erfolgen ist die Rede. Auf dem Hauptplatz in Linz ist eine Kundgebung der SPÖ OÖ geplant.

Zu feiern gebe es am internationalen Frauentag leider nichts, so die SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer am Freitag, denn seit Jahren habe sich die Situation von Frauen in Österreich und Oberösterreich nur wenig bis gar nicht verbessert. Und die Coronavirus-Krise habe die Situation sogar noch verschärft, so Gerstorfer: „denn die Frauen haben in dieser Krise die unsichtbare Arbeit gemacht – oft auch unbezahlte Arbeit gemacht und sich damit deutlich höheren Risiken ausgesetzt als Männer“.

Es sei traurig, dass man auch 100 Jahre nach dem ersten Frauentag im Jahr 1921 noch immer die Rechte der Frauen einfordern müsse, so Gerstorfer. Darunter falle zum Beispiel die Entlohnung der Frauen, die immer noch rund 20 Prozent weniger Gehalt als Männer für eine gleichwertige Arbeit in Österreich bekommen, bei Teilzeit sind es sogar 22 Prozent weniger. Aber auch im privaten Bereich gebe es noch diese Ungerechtigkeiten. So würde eine erwerbstätige Frau im Schnitt 27 Stunden pro Woche im Haushalt arbeiten, Männer hingegen nur 16 Stunden. Mit einem Fünf-Punkte-Plan, der u.a. Lohntransparenz, Arbeitszeitverkürzung oder kostenlose, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung beinhalte, könnte man die Situation der Frauen verbessern, so Gerstorfer. Darauf will man am Montag von 10.00 – 12.00 Uhr auf dem Linzer Hauptplatz mit einer Veranstaltung hinweisen.

ÖVP: „Nicht an sich zweifeln“

Für die Frauenreferentin in der Landesregierung, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), ist Oberösterreich als Land der Möglichkeiten auch das Land der Chancengleichheit. Ihr sei es besonders wichtig, dass Frauen und Mädchen nicht an sich zweifeln und sich etwas zutrauen, so Haberlander in einer Aussendung am Sonntag. Den Internationalen Frauentag möchte sie daher auch zum Anlass nehmen, um die Frauen und Mädchen zu mehr Selbstvertrauen zu ermutigen und ihnen mitgeben, dass sie in Oberösterreich alles schaffen können, wenn sie es wirklich wollen.

Kinderbetreuung
Junge Digitale

Die Frauen in der ÖVP, mit der Landesobfrau Cornelia Pöttinger als Sprecherin, weisen darauf hin, dass man zwar schon einiges in Sachen Gleichberechtigung und Gleichstellung erreicht habe, von einer echten Chancengleichheit sei man aber noch weit entfernt. Noch dazu seien die Baustellen in der Frauenpolitik durch die Pandemie noch umfangreicher geworden.

FPÖ fordert u.a. mehr finanzielle Absicherung

Die „Initiative Freiheitliche Frauen“ ließ im Vorfeld des Weltfrauentages auf dem Linzer Taubenmarkt 300 Luftballons steigen. Auf den angehängten Kärtchen standen Forderungen wie die jährliche Anpassung von Kinderbetreuungsgeld, Regelung des Unterhaltsvorschusses für Alleinerzieherinnen oder mehr Sicherheit für Frauen im öffentlichen Raum. „Wir sprechen die Sprache der Frauen“, so Nationalratsabgeordnete Rosa Ecker bei der Aktion.

Mit sinnvollen Maßnahmen anstatt linkem Polit-Aktionismus wollen sich der Linzer FPÖ-Vizebürgermeister Markus Hein und Gemeinderätin Martina Krendl für die Gleichstellung der Frauen einsetzen. So habe etwa durch das Binnen-I noch keine Frau nur einen Cent mehr verdient. Viel wichtiger wäre da zum Beispiel für die FPÖ, die Karenzzeiten vollständig für die Arbeits- und Pensionszeiten. Beide sehen dagegen im Frauenbild des radikalen Islams eine starke Bedrohung der erkämpften Frauenrechte in Österreich.

Grüne: „Krise verschärft permanentes Ungleichgewicht“

Die Frauensprecherin der Grünen in Oberösterreich, Maria Buchmayr fordert mehr Möglichkeiten auf Vollzeitarbeit für Frauen und eine bessere Bezahlung in sogenannten typischen Frauenberufen. Das permanente Ungleichgewicht sei durch die Coronavirus-Krise besonders drastisch vor Augen geführt worden, so Buchmayr, vor allem habe sich gezeigt, dass Arbeit und Doppelbelastung noch immer in erster Linie Frauensache sei. Diese Schieflage müsse schnellstens beseitigt werden, so die Frauensprecherin der Grünen.

ÖGB: „Klischees brechen wieder durch“

An der Chancengleichheit für Frauen sei noch zu arbeiten, so auch die ÖGB-Frauen, für die die Frauenvorsitzende Elfriede Schober kritisiert, dass durch die Coronavirus-Krise veraltete Klischees wieder durchbrechen – Home Office, Distance Learning und die oft den Frauen überlassene Pflege von Verwandten hätten das gezeigt.

Arbeiterkammer OÖ: Mehr Belästigung in Sozialen Medien

Zum Weltfrauentag Bilanz gezogen hat die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich. Für die Berater der Arbeiterkammer gehören Fälle, in denen Frauen Hilfe wegen sexueller Belästigung oder Diskriminierung am Arbeitsplatz suchen, „leider zum Tagesgeschäft“. Im vergangenen Jahr erwirkten die Experten und Expertinnen für Betroffenen knapp 220.000 Euro an Schadenersatz. Neben den Fällen sexueller Belästigung haben die Berater am häufigsten mit Ungleichbehandlung wegen Schwangerschaft oder Elternschaft zu tun. Während der Coronavirus-Pandemie habe auch die Belästigung über Homeoffice-Tools und durch Nachrichten in Sozialen Medien zugenommen. Betroffene suchten oft erst spät Hilfe, meist weil sie sich schämen, so die Erfahrung der AK-Berater.

Kinderfreunde: Verliererinnen der Pandemie

Auch die Kinderfreunde sehen die Frauen als die großen Verliererinnen der Pandemie. So seien etwa Frauen und Kinder wieder mehr von Gewalt betroffen, für die viel beklatschten typischen Frauenberufe wie Pflegerinnen und Angestellte im Lebenshandel sei inzwischen nur der Hall des Applauses geblieben – von mehr Geld sei nichts zu bemerken.

Katholische Frauenbewegung fordert Systemwandel

Die Vertreterinnen der Katholischen Frauenbewegung fordern weiterhin einen Systemwandel – in der Kirche und in der Gesellschaft: in beidem benötige es grundlegende Veränderungen, um den Anspruch von Frauen auf gleiche Würde und gleiche Rechte in gelebte Praxis umzusetzen.