Covid-19 Impfstoff Ampullen
pixabay/torstensimon
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Wirtschaft

Industrie will Impfstoff selbst besorgen

In der Industrie wächst der Unmut über die Impfstrategie der Regierung. Manche Unternehmen fürchten um internationale Aufträge und wollen in Eigenregie im Ausland Impfstoff für Mitarbeiter organisieren. So etwa der Kranhersteller Palfinger, der auch in Lengau im Oberen Innviertel ein großes Werk betreibt.

Der Unmut in der stark exportorientierten Branche ist über Monate intensiver geworden, zunächst in Bezug auf das Testen und dann das Impfen. Dass die Regierung Schlüsselkräfte der Industrie von Phase zwei in Phase drei verschoben hatte, löste zumindest Unverständnis aus. Nur wenige in den Chefetagen der oft börsennotierten Firmen sagen das auch öffentlich, etwa Andreas Klauser von Palfinger in Salzburg. Der Kranhersteller beschäftigt weltweit 11.000 Menschen. Klauser sagt, er müsse auch dafür sorgen, dass das Unternehmen bestmöglich funktioniert.

„Impfungen für 200 bis 250 Schlüsselkräfte“

Es gehe ihm nicht darum, den nationalen Impfplan zu torpedieren, bekräftigt Klauser Aussagen gegenüber den „Salzburger Nachrichten“. Palfinger lebe vom Export, davon, dass Techniker an Ort und Stelle Projekte realisieren und die Firma wettbewerbsfähig bleiben könne, so Klauser: „Wir haben Angebote bekommen. Wir prüfen derzeit, wo es Restmengen aus verschiedenen Ländern gibt, damit wir zumindest für 200 bis 250 Schlüsselkräfte Impfungen abwickeln können.“

Einkauf nach Arzneimitteleinfuhrgesetz legal

Falls vorhanden, will nicht nur Palfinger Restmengen an Impfstoffen im Ausland erstehen, die in der EU zugelassen sind. Ein solcher Einkauf ist nach dem Arzneimitteleinfuhrgesetz legal – zumindest theoretisch ist der Impfstoff frei käuflich. Daher hätten die Unternehmen auch kein schlechtes Gewissen, weil durch den Privaterwerb das heimische Vakzinkontingent nicht angegriffen werde.

Industriellenvereinigung zurückhaltend

Beim Dachverband der Branche, der Industriellenvereinigung (IV), zeigen sich die Verantwortlichen ob der Eigeninitiative mancher Unternehmen zurückhaltend. Generalsekretär Christoph Neumayer empfiehlt den Firmen, sich an den nationalen Impfplan zu halten, also zunächst Risikogruppen zu versorgen. Die meisten Unternehmen, auch abseits der Industrie, wollen jedoch – zumindest offiziell – keine Extratouren machen und sich an den Ablauf der Impfstrategie halten.

„Keine legalen Quellen und Fälschungen im Umlauf“

Renee Gallo-Daniel, die Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller, hält von solchen Überlegungen aber wenig: „Prinzipiell verstehe ich das Anliegen der Betriebe, dass sie ihre Mitarbeiter schützen möchten. Wir sehen das aber sehr, sehr kritisch und auch mit einer gewissen Gefahr verbunden. Hintergrund dazu ist, dass im Rahmen der Pandemie in Europa Covid-19-Impfstoffe ausschließlich in öffentlichen, nationalen Impfprogrammen angeboten werden. Wir kennen auch diese Angebote, die jetzt an Unternehmen gemacht werden. Wir müssen wirklich davor warnen, denn diese Impfstoffe können entweder nicht aus legalen Quellen stammen bzw. sind sehr viele Fälschungen im Umlauf.“