Abgesperrter Gastro-Bereich, Außen, Sessel aufgestapelt
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL
Wirtschaft

Debatte um Gastro-Öffnung im März

Wirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr glaubt, der Gastronomie und auch dem Eventbereich könnte eine Pleitewelle drohen. Das ständige Auf- und Zusperren sei laut dem Experten keine Lösung. Heimische Wirte begrüßen die Öffnungssignale der Regierung.

Eine regelrechte Pleitewelle in der Gastronomie und im Veranstaltungsbereich könnte aufgrund der Pandemie drohen, sagt Wirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr. Der Oberösterreicher ist Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Deutschland. Er glaubt, dass kleinere Betriebe von Größeren übernommen werden könnten und sieht die Schließungs- und Öffnungsschritte in den vergangenen Monaten kritisch.

Jojo-Taktik keine Lösung

„Ich glaube, dass eine Jojo-Taktik nicht wirklich günstig ist. Ich denke, es braucht klügere Lösungen als ständig auf- und zuzusperren. Und das Testen, dass Österreich ja im großen Stil betreibt, ich denke, dass ist eine solche kluge Strategie. Wenn man wirklich nur das zusperrt, was man unbedingt zusperren muss und das offen lässt, was durch Tests offen sein kann, dann ist das eine gute Taktik, die wesentlich kostengünstiger ist“, sagt Felbermayr.

Ökonom Felbermayr: „Brauchen klügere Maßnahmen“

Gabriel Felbermayr (Institut für Weltwirtschaft, Kiel) kommentiert die Auswirkungen der CoV-Maßnahmen der Regierung auf die Wirtschaft.

Ständige Lockdowns seien wirtschaftlich enorm schädlich, teuer und nicht zielführend. Durch die Tests und nur partielles Zusperren ließen sich Kosten sparen – so wären die wirtschaftlichen Schäden im Rahmen und das gesundheitliche Risiko gering.

Die Staatsschulden steigen ja mit jedem Lockdown enorm, sagt der Experte. „Und das geht nimmt einem auf lange Sicht die wirtschaftlichen Möglichkeiten und auch die Reserven des Staates für die Zukunft“, sagt Felbermayr.

Entscheidung über Öffnung im März

Aus der Bundesregierung hat es am Freitag bekanntlich wieder Signale in Richtung einer Öffnung der seit November geschlossenen Gasthäuser und Tourismusbetriebe gegeben. Die Entscheidung falle am 1. März heißt es und hänge – wie so oft – vom Infektionsgeschehen ab, hieß es am Freitag am Rande eines Gipfeltreffens mit Branchenvertretern. Aus der Gastronomie und Hotellerie wächst derweil der Druck, beide hätten umfassende Präventionskonzepte vorgelegt und drängen auf ein Aufsperren. Mehr…

Oberösterreichs Wirte begrüßen Öffnungssignale

Der Wirtesprecher in der oberösterreichischen Wirtschaftskammer, Thomas Mayr-Stockinger aus Ansfelden, begrüßt die Öffnungs-Signale, die die Bundesregierung anklingen lassen hat. Es gäbe mit Abstand, Masken, Hygiene, Gästeregistrierung und dem Konsumieren nur im Sitzen auch Konzepte um Ansteckungen zu vermeiden. Knackpunkt ist jedoch das Testen.

Leere Gaststube
ORF
Eintrittstests müssen einfacher und praktikabler werden, sagt der heimische Wirtesprecher

In den Gesprächen auf Bundesebene signalisierten Branchenvertreter sich nicht mehr gegen Eintrittstests zu stellen, Mayr-Stockinger sagt dazu: „Wir können nicht jedes Testergebnis bei jedem Gast kontrollieren. Der Gast soll bestätigen, dass der Test negativ ist. Und diese Bestätigung sollte ausreichend sein.“

Kontrolle machbar, aber Tests müssen einfacher werden

Gerold Schneebauer von der Wirtegemeinschaft „AktiWirte“ in Schärding hingegen sieht mittlerweile kein Problem bei der Testkontrolle. „Unsere Meinung zur Kontrolle der Eintrittstests hat sich komplett geändert. Vor sechs Monaten hätte ich auch gesagt, das können wir nicht alles kontrollieren. Heute muss ich sagen – nachdem die körpernahen Dienstleister und Friseure das ja auch machen und es dort funktioniert – dann wird das in der Gastronomie auch funktionieren“, sagt Schneebauer.

Da ein Wirtshausbesuch jedoch häufig spontan erfolgt, brauche es weitere Testmöglichkeiten, sagt Thomas Mayr-Stockinger, „dieser Test muss praktikabel sein. Am besten im Wohnzimmer zuhause. Wenn das gut funktioniert, dass die Kapazitäten dafür vorhanden sind, ist das mit Sicherheit ein guter Schritt, um den Aufenthalt in Gasthäusern zu ermöglichen. Und, um den Aufenthalt dort vor allem sicher zu ermöglichen“, sagt Mayr-Stockinger. Derzeit ist aber bekanntlich weiterhin nur Abhol- und Lieferservice beim Wirt ums Eck erlaubt, mittlerweile seit Anfang November.