Kriegergrab Stillfüssing Waizenkirchen Friedensdenkmal
Harald Geissler
Harald Geissler
Chronik

Debatte um Kriegergrab in Stillfüssing

Für Debatten sorgt für eine Grabstätte von Angehörigen der Waffen-SS in Stillfüssing bei Waizenkirchen (Bezirk Grieskirchen) für Wirbel. Kritiker vermissen Hinweise auf „die historische Wahrheit“. Die Causa ist auch Thema im Gemeinderat.

Es geht um eine geplante Zusatztafel für das Soldatengrab, das für einige zum Denkmal geworden ist. Über den entsprechenden Text zur die Organisation der Waffen-SS, herrscht Uneinigkeit zwischen Gemeinde und betroffenen Organisationen.

„Zusatztafel ja, aber …“

Die Zusatztafel sei zu begrüßen, nur enthalte der geplante Text keinerlei Hinweis auf die Verbrechen der Waffen-SS, monierten Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Österreich (MKÖ), und Robert Eiter, Sprecher des oö. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus. In den Nürnberger Prozessen wurde diese als verbrecherische Organisation verurteilt, weil sie zahlreiche Massaker an der wehrlosen Zivilbevölkerung in den von Hitler-Deutschland besetzten Gebieten verübt und ab 1940 die KZ-Wachmannschaften gestellt hatte. Damit war die Waffen-SS eine Hauptstütze des NS-Terrors, verantwortlich für die Ermordung von Millionen Menschen, zitieren Mauthausen-Komitee und oö. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Der kurze Text beschränke sich auf die Ereignisse am 4. Mai 1945, dem Todestag der 13 Bestatteten, heißt es in Mernyis und Eiters Offenen Brief an den Bürgermeister, wie sie in einer Presseaussendung am Mittwoch berichteten. Die 13 Waffen-SSler hätten kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die vorrückende US-Armee aufzuhalten versucht und sind dabei gefallen.

„Wahrheit über Waffen-SS“

Das Mauthausen Komitee und das Netzwerk gegen Rassismus fordern von Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP), einen Zusatzstein zum Denkmal mit einem Text zu beantragen, der der historischen Wahrheit über die Waffen-SS gerecht wird. Mernyi und Eiter schlossen einen entsprechenden Textvorschlag an, den Zeitgeschichteprofessor Thomas Hellmuth von der Universität Wien überprüft hat. Die Israelitische Kultusgemeinde Linz und die Katholische Aktion Oberösterreich würden die Forderung ausdrücklich unterstützen, hieß es.

Grüneis: Sache des Innenministeriums

Grüneis legte gegenüber der APA am Mittwoch dar, dass er nicht über die Tafel und den Text zu entscheiden habe. Die Kriegsgräberfürsorge sei Sache des Innenministeriums. Hieß es von dort anfangs, es sei gar nichts zu ändern, weil es sich um eine Grabstätte und kein Denkmal handle, sei man nun zu einer Hinweistafel bereit. „Den Text sollte das Schwarze Kreuz formulieren“, erklärte Grüneis, nun liege der Entwurf beim Innenministerium mit Bitte um Freigabe. Über den Inhalt meinte der Bürgermeister „es steht mir nicht zu, das zu beurteilten“. Der Text sei zweckmäßig. Er beinhalte den Hinweis, dass die hier begrabenen Mitglieder der Waffen-SS großteils 17-Jährige gewesen seien und man aus der Geschichte lernen solle und „nicht werten war dem Innenministerium wichtig im Sinne der Totenruhe“.

Früher seien wohl öfter „Ewiggestrige“ bei dem Denkmal gewesen, der Kameradschaftsbund-Obmann habe sie aber persönlich ausgeladen, betonte Grüneis, der von seinem 4.000-Seelen-Ort nicht gerne in dem Zusammenhang in den Medien hört. „Ich will kein Neonazi-Treffen in Waizenkirchen“, stellte er klar.

Konzept soll im Gemeinderat beschlossen werden

Das Thema stehe für Gemeinderat am 25. Februar auf der Tagesordnung. Grüne und SPÖ wollen in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag einen Antrag auf „Erstellung eines umsetzbaren Konzeptes für eine historisch-künstlerische Umgestaltung unter Beiziehung von Experten und einer möglichst breiten Beteiligung der Öffentlichkeit“ einbringen, hieß es.