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pixabay/GDJ
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Coronavirus

Höhere Infektionswahrscheinlichkeit am Land

Laut einer Studie des Umweltmediziners Hans-Peter Hutter ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung am Land höher als in der Stadt. Das Alter spiele kaum eine Rolle für die Infektionsdynamik.

Hutter wertete die SARS-CoV-2 Inzidenz bzw. die Fallhäufungen und die Sterberate in den 18 oberösterreichischen Bezirken aus. Er kam zu dem Ergebnis, dass „entgegen verschiedener Annahmen, dass gerade im dicht besiedelten urbanen Bereich, wo auch die Kontakthäufigkeit höher ist, die Wahrscheinlichkeit, sich mit Covid-19 anzustecken geringer ist als im ländlichen Raum“.

Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass im ländlichen Bereich vielleicht eher ein Schlendrian beim Einhalten der Maßnahmen herrscht. „Die vertrauten Kontakte dürften am Land mehr gepflegt werden, man sieht das Virus möglicherweise als ein Problem der Stadt“, sagte der Umweltmediziner. Wenn jemand im urbanen Bereich ohne oder mit schlecht sitzendem Mund-Nasen-Schutz in ein Geschäft kommt, werde ihm das von anderen deutlich gemacht.

Viele Ausländer – niedrige Inzidenz

Die zweite Feststellung der Studie: In Bezirken, wo der Ausländer-Anteil hoch ist oder viele Personen ausländischer Herkunft leben, gab es eine signifikant geringere Inzidenz. Es zeigte sich, dass bei dem dramatischen Anstieg im November und Dezember in Oberösterreich Ausländer keine Rolle gespielt hätten.

Analyse der Infektionsentwicklung

Durchaus überraschende Ergebnisse zum Infektionsgeschehen in Oberösterreich liefert eine neue Studie, die der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im Auftrag des Landes verfasst hat. Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Infektionen statistisch gesehen am Land höher ist als in der Stadt. Das Alter spielt kaum eine Rolle für die Infektionsdynamik, die Bildung eher eine untergeordnete. Die Studie zeigt auch, dass es in Gegenden mit einem höheren Ausländeranteil weniger Infektionen gibt.

Eine gewisse Rolle spielte auch das Bildungsniveau: „Höhere Bildung hat einen Einfluss auf die Inzidenz, aber das heißt nicht, dass niedrige Abschlüsse für deutlich höhere Zahlen sorgten. Signifikant positive Ergebnisse haben sich eher bei den berufsbildenden mittleren Schulen gezeigt“, erklärte Hutter. Keine signifikanten Zusammenhänge fanden sich in der Altersstruktur – möglicherweise auch, weil hier die Unterschiede zwischen den Bezirken gering sind. Bemerkbar war aber, dass je mehr Menschen über 65 Jahre in einem Bezirk lebten, desto niedriger dort auch die Inzidenz war. „Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Älteren eher an die Sicherheitsmaßnahmen halten.“

Umsetzung der Maßnahmen besser beobachten

Das Ergebnis lege laut Hutter nahe, dass es in ländlich geprägten Regionen weniger Bewusstsein und eine größere Sorglosigkeit gegeben habe. Er empfiehlt, dort verstärkt hinzuschauen, wenn es um die Umsetzung von Maßnahmen geht. Das Land will die Erkenntnisse für die Bekämpfung der Pandemie nutzen.

Weniger Zusammenhalt in Pandemie

Je länger die Covid-19-Pandemie dauert, umso geringer wird die Solidarität. Laut Umfragen des Linzer Market Instituts glauben 90 Prozent, dass der Zusammenhalt gegenüber dem Vorjahr geschrumpft, bestenfalls gleichgeblieben ist. Nach dem ersten Lockdown stellte sich die Lage in den Umfragen noch ganz anders dar. Damals stellten 65 Prozent der Befragten dem Zusammenhalt in der Gesellschaft ein sehr gutes oder ein gutes Zeugnis aus. Jetzt ist das nur noch bei zehn Prozent der Fall. Laut Studienautoren sei bei der Frage der Solidarität der vorläufig absolute Tiefpunkt erreicht.

Stimmungskurve wie Achterbahn

Bei der generellen Stimmung in der Bevölkerung gleiche die Kurve einer Achterbahnfahrt, heißt es. Ende Oktober war die Stimmung völlig im Keller – nur knapp ein Viertel der Befragten blickte damals positiv in die Zukunft. Das besserte sich allerdings bis zum Jahresende wieder – die Stimmung wurde deutlich besser.

Optimismus trotz mieser Stimmung

Mit dem fehlenden Nachschub bei den Impfdosen ging das Stimmungsbarometer wieder nach unten.
Durch die Öffnungsschritte entstand aber auch wieder mehr Optimismus. Demnach schauen in dieser Woche immerhin knapp 35 Prozent mit Zuversicht nach vorn.

240 Neuinfektionen

Laut Innen- und Gesundheitsministerium wurden von Donnerstag auf Freitag in Oberösterreich 240 Neuinfektionen gemeldet. In Wien waren es 527, in Niederösterreich 319. Am Freitag (Stand 17.00 Uhr) galten laut Krisenstab des Landes 1.716 Menschen als CoV-positiv. 140 Covid-19-Patienten mussten laut Krisenstab des Landes Oberösterreich in Krankenhäusern behandelt werden, 20 von ihnen auf Intensivstationen. 3.487 Menschen befanden sich am Donnerstag in Quarantäne. Bisher gibt es in Oberösterreich 1.490 Todesopfer im Zusammenhang mit Covid-19.

Die Sieben-Tages-Inzidenz in Oberösterreich liegt laut AGES bei 84,4, der niedrigste Wert aller Bundesländer wird übrigens mit 79,1 in Tirol verzeichnet.

In Oberösterreich seien (Stand Donnerstag) 65.824 Impfungen durchgeführt worden, davon 21.833 in Alten- und Pflegeheimen, 7.162 in KRankenanstalten . 18.947 Menschen hätten bereits die zweite Teilimpfung erhalten, so der Krisenstab des Landes.

Virusmutationen in Oberösterreich

Die Anzahl der Verdachtsfälle liegt bei 566. Bisher wurden davon 13 Fälle seitens AGES hinsichtlich der britischen Mutation bestätigt.

Verdachtsfälle pro Bezirk (Virusmutationen)

Braunau 93
Eferding 26
Freistadt 23
Gmunden 90
Grieskirchen 29
Kirchdorf 19
Linz-Land 175
Perg 40
Ried 39
Rohrbach 44
Schärding 56
Stadt Linz 200
Stadt Steyr 8
Stadt Wels 93
Steyr-Land 38
Urfahr-Umgebung 29
Vöcklabruck 127
Wels-Land 90

Impfungen für Beschäftigte im Gesundheitsbereich

Am Donnerstag wurden in Oberösterreich die ersten Menschen mit dem Impfstoff von „AstraZeneca“ geimpft. Zum Einsatz kommt das Produkt derzeit im Gesundheitsbereich bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Krankenhäusern, bei Ordinationspersonal und bei den Rettungsdiensten. Laut Krisenstab des Landes sind im Februar sind aus heutiger Sicht mehr als 29.000 Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca in Oberösterreich geplant. Zusammen mit den in Aussicht gestellten Impfstoffen der anderen beiden bisher verfügbaren Produkte von BioNtech/Pfizer und Moderna könnten mit Ende des Monats alle Zweitimpfungen in Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen werden.

Auch Nicht-Mediziner sollen testen dürfen

Um noch mehr Coronavirus-Tests machen zu können, soll auch nicht-medizinisches Personal nach einer Schulung berechtigt sein, die Tests durchzuführen. Das fordert Landeshauptmannstellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Nach dem Ausbau der Teststationen gebe es nur mehr beim Personal einen Engpass, so Haberlander. Nun sei das Gesundheitsministerium gefordert, rasch festzulegen, wer mit welcher Schulung Tests abnehmen dürfe, so die Gesundheitsreferentin in einer Aussendung.