Kleines Mausohr
APA/Simone Pysarczuk
APA/Simone Pysarczuk
Wissenschaft

Äußerst seltene Fledermausart gefunden

Die in Leonding angesiedelte Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) hat nachgewiesen, dass im Nationalpark Gesäuse (Steiermark) das Kleine Mausohr – eine äußerst seltene Fledermausart – lebt.

Zur großen Überraschung der Biologen konnte das Vorkommen der Fledermausart erstmals in Nationalpark nachgewiesen werden. „Ehrlich gesagt haben wir das Kleine Mausohr im Gesäuse nicht wirklich erwartet, weil es doch weit weg von den anderen bekannten österreichischen Standorten wie etwa Vorarlberg, Tirol und Niederösterreich liegt“, wie Guido Reiter, Leiter der KFFÖ, im Gespräch mit der APA berichtete. Dort würde die Fledermausart jeweils mit „ein paar Individuen“ wahrgenommen. Österreichweit wird der Bestand auf wenige Hundert geschätzt. Insgesamt sind die Forscher auf 18 der österreichweit rund 30 bekannten Arten gestoßen, teilte der Nationalpark Gesäuse am Donnerstag mit.

„Älterer Herr“ überwintert in Höhle

Tatsächlich ist es ein Glücksfall, dass das Vorkommen des Kleinen Mausohrs überhaupt entdeckt wurde: Es handelt sich um ein einziges Exemplar. „Es ist ein erwachsenes Männchen, es dürfte aufgrund der Zahnbeschaffenheit schon ein älterer Herr sein, der dort in einer Höhle überwintert“, berichtete Reiter.

Kleines Mausohr
APA/Simone Pysarczuk
Kleine Mausohren werden bis zu 13 Jahre alt

Optisch ähnelt das Kleine Mausohr sehr dem etwas größeren Großen Mausohr. „Es wird im Sommer immer wieder in den Kolonien des Großen Mausohrs gefunden, allerdings in wesentlich kleinerer Zahl von weniger als zehn Prozent“, erklärte der Fledermausexperte weiters. Unterschiedlich sind jedoch die Nahrungsgewohnheiten: Während das Große Mausohr nach Laufkäfern in Wäldern jagt, bevorzugt das Kleine Mausohr Heuschrecken, die vor allem auf extensiv genutzten Wiesen zu finden sind. „Das ist aber einer unserer am meisten gefährdeten Lebensräume“, betonte Reiter. „Da die Art in ganz Österreich als vom Aussterben bedroht gilt, freut uns dieser Fund besonders“, zeigte sich Simone Pysarczuk vom KFFÖ begeistert.

Rückzug in Winterquartiere

Im Winter ziehen sich Fledermäuse in ihre Winterquartiere zurück. Davon hat das Gesäuse für die Höhlenbewohner offenbar einiges zu bieten. Andere nutzen das Gebiet nur als Durchzügler. Die alle zehn Jahre durchgeführte Bestandserhebung soll einen Überblick über alle vorkommenden Arten geben. „Im Nationalpark Gesäuse waren es im vergangenen Jahr 18 Arten, vier Arten wurden neu nachgewiesen. Das ist für den Gebirgslebensraum eine beeindruckende Zahl und insgesamt eine große Verbesserung unseres Wissenstandes“, zeigte sich Alexander Maringer, Forschungsleiter im Nationalpark Gesäuse erfreut.