Facharbeiter an Steuerungsmaschine Firma Haidlmair
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Wirtschaft

Fachkräftemangel trotz hoher Arbeitslosigkeit

Die Coronakrise hat verheerende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Allein in Oberösterreich sind derzeit 53.000 Menschen arbeitslos. Umso erstaunlicher, dass heimische Firmen vergeblich versuchen, offene Stellen zu besetzen.

Zwei Beispiele aus dem Bezirk Kirchdorf belegen ein Problem, dass es so ähnlich in ganz Oberösterreich gibt. Der Werkzeugbauer Haidlmair in Nußbach und das Rohstoff-Recycling-und Bau-Unternehmen Bernegger mit Sitz in Molln sind zwei Leitbetriebe aus dem Bezirk Kirchdorf mit demselben Problem. Sie finden nicht ausreichend Arbeitskräfte. Und das trotz Rekordarbeitslosigkeit. Bernegger könnte sofort rund 30 bis 50 Mitarbeiter brauchen, Haidlmair etwa 20.

Problem hat sich durch die Krise verschärft

Die Firma Haidlmair in Nußbach stellt Werkzeuge für Spritzgussmaschinen her. Mit diesen werden dann unter anderem Getränkekisten hergestellt. In diesem Segment ist man laut eigenen Angaben Weltmarktführer. Haidlmair sucht ausschließlich Fachkräfte.
Das sei auch schon vor der Coronapandemie ein Problem gewesen, gibt Rene Haidlmair, der Personalchef des Unternehmens zu, aber derzeit sei es besonders schwierig: „Wir suchen insbesondere Fachkräfte für unsere Bearbeitungstechnologie. Das ist im CNC-Bereich das Fräsen. Dann suchen wir derzeit aber auch Prozesstechniker. Wir suchen Personen, die uns im Engineering helfen und darüber hinaus Personen, die uns in der Digitalisierung weiterführen.“

Facharbeiter beim Fräsen
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Vom Fräser bis zum Digitalfachmann werden Arbeitskräfte gesucht.

Gesucht: Alles vom LKW-Fahrer bis zur Hauswirtschafterin

Die breit aufgestellte Firma Bernegger sucht hingegen eine breite Palette an Mitarbeitern, wie Firmenchef Kurt Bernegger sagt: „Wir suchen Mitarbeiter vom LKW-Fahrer über den Maschinisten, die Bürofachkraft bis hin zur Hauswirtschafterin.“ Man merke aber auch am Markt, dass die Leute noch nicht so flexibel seien, sich beruflich zu verändern. Dreißig Personen habe man kürzlich schon aufgenommen. Bis zu Fünfzig weitere würden noch benötigt – in Molln, aber auch an den 19 weiteren Standorten.

Situation beim AMS bekannt

Beim Arbeitsmarktservice Oberösterreich kennt man die Situation. Für AMS OÖ Chef Gerhard Straßer sind zum einen die hohen Anforderungen an Facharbeiter ein Problem. Und Straßer weiter: „Man muss aber dazusagen, der Bezirk Kirchdorf hat eine Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent, das ist für jetzige Verhältnisse doch sehr gut und daher ist es in dieser Region schwieriger, Personal zu bekommen, als zum Beispiel im Zentralraum.“

Mangel in Regionen mit niedriger Arbeitlosenquote

Das Problem gebe es grundsätzlich in ganz Oberösterreich, aber schwerpunktmäßig eben in den Regionen außerhalb des Zentralraumes. Ein weiteres Beispiel sei auch das Mühlviertel, in dem auch die Arbeitslosenquoten niedrig seien.

Kurt Bernegger im Interview mit Caroline Geyer
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Firmenchef Kurt Bernegger wünscht sich mehr Flexibilität von Fachkräften.

Kurzarbeit wird zwiespältig gesehen

Für die beiden Unternehmer ist bei ihrer Suche nach Fachkräften auch die Kurzarbeit ein Instrument, dass sie zwiespältig sehen. So meint Kurt Bernegger: „Die Leute sind nicht verfügbar dadurch. Es gibt keinen Markt für das Personal, weil sehr viele in Kurzarbeit sind. Und die Firmen halten auch die Leute zurück, weil sie Förderungen kriegen.“ Teilweise würden die Unternehmen ihre Mitarbeiter auch aus der Unsicherheit heraus in Kurzarbeit halten, ob sie nach der Krise wieder Personal finden würden. Aber auch die Mitarbeiter müssten für Bernegger flexibler werden und bereit sein, sich etwas Neues anzuschauen.

Firmen können offene Stellen nicht besetzen

Die CoV-Maßnahmen und Aufsperrverbote der Bundesregierung haben verheerende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: 53.000 Oberösterreicher sind arbeitslos. Daher ist es erstaunlich, dass heimische Firmen vergeblich versuchen, offene Stellen zu besetzen.

Positiv: Arbeitsmarkt ständig in Bewegung

Eine Patentlösung für das Problem ist nicht in Sicht, das bestätigt auch AMS Chef Straßer: „Wir haben derzeit auch noch teilweise 72.000 Menschen in Kurzarbeit. Das hilft den Menschen, das hilft den Betrieben. Aber umgekehrt bindet das natürlich Arbeitskräfte für andere Unternehmen. Das heißt, es hat alles zwei Seiten.“

Als positiv bewertet der Leiter des Arbeitsmarktservice, dass von den derzeit 18.000 offenen Stellen die Hälfte erst dieses Monat dazugekommen sei. Der Arbeitsmarkt in Oberösterreich sei also – trotz aller Krise – in Bewegung.