Gestresster Mann
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Wirtschaft

Arbeitsklima: Stress und Verunsicherung steigen

Zunehmend belastet sehen sich die Beschäftigten wegen der Auswirkungen der Coronavirus-Krise. Wie der Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer (AK) OÖ zeigt, sind Stress und Verunsicherung stark gestiegen – und das besonders in den systemrelevanten Berufen.

Am stärksten belastet sind die Menschen laut eigenen Angaben durch die steigenden psychischen Belastungen wie Stress, Angst vor einer Ansteckung, höherem Zeitdruck und Isolation. Das führte laut AK-Präsident Johann Kalliauer zu einem deutlich gesunkenen Arbeitsklimaindex, der mit derzeit 105 Punkten sogar geringer sei als während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009.

Als besonders belastet empfinden sich übrigens Beschäftigte in der Industrie, im Gewerbe, am Bau, in Pflegeberufen sowie Beschäftigte bei den Zustelldiensten, so die Statistik, die das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) und das Institute for Social Research and Consulting Ogris & Hofinger GmbH (SORA) im Auftrag der AK OÖ erstellt haben.

Angst vor CoV-Ansteckung während Berufsausübung

Betrachtet man die Beschäftigten aller Berufsgruppen, so fühlen sich 13 Prozent nicht ausreichend vor Ansteckung geschützt. In systemrelevanten Bereichen ist die Angst höher (16 Prozent) als in nicht systemrelevanten Branchen (12 Prozent). Besonders verbreitet ist sie allerdings bei Pflegekräften, Lehrern und Kindergartenpädagogen, unter denen sie zwischen einem Drittel und der Hälfte betrifft. Eine exakte Aufschlüsselung nach diesen drei Berufsgruppen ist laut Meinungsforschern aber aufgrund der zu geringen Fallzahlen in der Erhebung nicht seriös möglich.

Stärkerer Zeitdruck und fehlende Pausen

In den systemrelevanten Berufen klagen 32 Prozent über Zeitdruck, das sind elf Prozent mehr als vor einem Jahr. 24 Prozent (plus 5) leiden unter emotional belastender Arbeit. 23 Prozent (plus 5) fehlen die Verschnaufpausen. Bei den anderen Berufsgruppen ist die Situation zwar besser, die Belastung aber ebenfalls hoch mit Tendenz steigend: 26 Prozent (plus 6) leiden demnach unter Zeitdruck, 17 Prozent (plus 6) unter emotionalen Belastungen und 20 Prozent (plus 4 Prozentpunkte) unter fehlenden Pausen. Von den Mehrfach-Belasteten wünschten sich 51 Prozent eine Verringerung der Stressfaktoren und 49 Prozent eine Verkürzung der Arbeitszeit, während mehr Geld „nur“ von 37 Prozent genannt wurde.

Optimismus sinkt

Parallel zur Stimmung der Beschäftigten sinkt laut Arbeitsklimaindex auch deren Optimismus: Ein Fünftel fühlt sich in seiner Existenz bedroht. Das trifft vor allem weniger Qualifizierte und Arbeitslose. Auch jene in Kurzarbeit klagen zunehmend über finanzielle Knappheit. 82 Prozent der Arbeitnehmer glauben, dass diese Krise den Arbeitsmarkt dauerhaft verändern wird, ein Drittel sieht die Arbeitsplätze in Österreich in Gefahr. Um ihren Beruf bis zur Pension ausüben zu können, würden sich viele kürzere Arbeitszeiten, weniger psychische Belastung und gesundheitsfördernde Maßnahmen wünschen, so Kalliauer.

Kalliauer: Arbeit und Einkommen gerecht verteilen

Anderseits sind viele froh, überhaupt noch einen Job zu haben. Und die Kluft zwischen diesen beiden Seiten wird immer größer. Für Kalliauer ist es daher höchste Zeit, an mehreren Stellschrauben zu drehen, wie er am Freitag sagte: er forderte eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen, was gleichzeitig bei vielen zu einer Verringerung des Arbeits- und Zeitdrucks führen würde.