CoV-Impfung
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Coronavirus

„Impf-Vordrängler“: Land will kontrollieren

Wegen zahlreicher vorgezogener CoV-Impfungen von Kommunalpolitikern hat das Land OÖ am Freitag mitgeteilt, dass das Einhalten der Reihung in den Heimen jetzt stichprobenartig kontrolliert wird. Unter dessen geht die Impf-Diskussion auch unter Medizinern weiter.

Die Immunisierung in Alters- und Pflegeheimen hätte derzeit „oberste Priorität“. LH Thomas Stelzer (ÖVP) pochte darauf, die „klaren Vorgaben auf Punkt und Beistrich“ einzuhalten. In der Klarstellung wird nochmals die derzeitige Priorisierung angeführt. Zur Gruppe derer, die aktuell geimpft werden, zählen demnach nur Personen mit höchster Priorität.

Personen mit höchster Priorität

Das sind Bewohner und das Personal (mit und ohne Kontakt zu den Senioren) in den Heimen sowie Personen mit einer regelmäßigen Tätigkeit in den Einrichtungen bzw. die sich dort regelmäßig aufhalten. Weiters gehören noch das Personal aus dem Gesundheitsbereich der Kategorie Eins sowie alle Über-80-Jährigen dazu, hieß es in dem Schreiben der zuständigen Gesundheitsreferentin Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). „Diese Zielgruppenorientierung“ sei von den Impfstellen einzuhalten. Dies soll nun durch Stichprobenkontrollen der Behörden sichergestellt werden.

Wirbel um geimpfte Bürgermeister

In Oberösterreich sind bisher vor allem Fälle vorzeitiger Impfungen von SPÖ-Kommunalpolitikern bekannt geworden. Insgesamt sechs Ortschefs, der Bürgermeister von Eberschwang, Josef Bleckenwegner, sein Vize Martin Bögl, der Ennser Stadtchef Stefan Karlinger, der Bürgermeister von Bad Goisern, Leopold Schilcher, jener von St. Georgen an der Gusen, Erich Wahl, sowie das Gemeindeoberhaupt von Lenzing, Rudolf Vogtenhuber, erhielten eine Spritze.

Alle haben inzwischen in einer gemeinsamen schriftlichen Entschuldigung erklärt, dass es ihnen „aufrichtig leid“ tue. Sie rechtfertigten ihre Impfung großteils mit der Priorisierung, da sie sich regelmäßig in den Heimen aufhalten würden – mehr dazu in Bürgermeister nach Impfung: „Tut uns leid“ (ooe.ORF.at).

Neuerlich „Vordrängler“ aufgetaucht

Im Alten- und Pflegeheim der Gemeinde Lenzing sollen laut „OÖN“ (Freitagsausgabe) außer dem roten Ortschef auch SP-Fraktionschef Erwin Lenzeder sowie dessen Ehefrau geimpft worden sein. Das gleiche gilt für den Amtsleiter, dessen Lebensgefährtin und deren Mutter. Wie der Bürgermeister der APA erklärte, würden bis auf den Spitzenbeamten alle anderen genannten Personen Wachdienste im Altenheim übernehmen, sprich Eingangskontrollen sowie Gesundheitschecks bei den Besuchern durchführen.

Der Amtsleiter sei ebenso wie Vogtenhuber Dienstvorgesetzter der Gemeindeeinrichtung und in dieser Funktion regelmäßig dort. Dies vor allem deshalb, weil man dem „neuen Heimleiter unter die Arme greifen“ wolle, so der Ortschef.

Laut APA ist zudem ein weiterer Fall eines geimpften ÖVP-Bürgermeisters in OÖ bekannt geworden. Der Ortschef von Ottnang (Bezirk Vöcklabruck) Friedrich Neuhofer hat eine Spritze im Spital erhalten. Wie er auf Anfrage der APA klarstellen wollte, habe er sich nicht in seiner Funktion als Bürgermeister in einem Altersheim impfen oder vorreihen lassen. Vielmehr gelte er nach einem schweren Herzinfarkt als Hochrisikopatient. Daher habe er als karenzierter Pfleger bei seinem Arbeitgeber, dem Spital Vöcklabruck, angefragt, ob er sich immunisieren lassen könne. Nach einer positiven Antwort habe er das Angebot „hocherfreut“ angenommen.

Entschuldigungen und Rechtfertigungen

Innerhalb der ÖVP- und FPÖ-Kommunalpolitiker-Riege war bis Freitagmittag jeweils eine Impfung bekannt. Der schwarze Ortschef von St. Georgen im Attergau, Ferdinand Aigner, sowie der blaue Vize-Bürgermeister von Eberschwang, Heinrich Penetsdorfer, erhielten eine Restdosis gespritzt, wofür auch sie sich entschuldigt haben. Allerdings versicherten auch beide, dass ihnen dies seitens der Heime ausdrücklich angeboten worden sei.

Gegen „Impf-Vorderängler“ gehen auch andere Bundesländer vor. So sollen in Vorarlberg „Aufpasser“ in Alten- und Pflegeheime geschickt werden – mehr dazu in Land schickt „Aufpasser“ zu Impfungen (vbg.ORF.at). In Salzburg dagegen warnen Experten vor „Impfneid“. Demnach bringe es nichts einzelne Gruppen an den Pranger zu stellen, etwa die Bürgermeister. Vielmehr sei Transparenz gefragt, sagte Richard Greil, Primar am Salzburger Uniklinikum – mehr dazu in „Impf-Neid“ könnte eskalieren (sbg.ORF.at).

Diskussion auch unter Medizinern

Das Thema CoV-Impfungen löst in OÖ auch unter Medizinern Diskussionen aus. So zeigt etwa Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser wenig Verständnis für Bürgermeister, die bei der CoV-Schutzimpfung vorgezogen werden. Es sei in dieser herausfordernden Zeit menschlich verständlich, dass sich jeder die Impfung herbeisehnt, dennoch gebe es beim Rettungsanker Impfung aber Regeln, an die man sich halten müsse, sagt er. Wichtig sei die Durchimpfung in den Alten- und Pflegeheimen, danach müsse jetzt aber so schnell wie möglich das gesamte Gesundheitspersonal in den heimischen Spitälern und den Ordinationen den Impfschutz bekommen, fordert Niedermoser. Er kündigte am Freitag auch an, dass die Ärztekammer in Oberösterreich auch selbsttätig versuchen werde, Impfstoff auf dem freien Weltmarkt zu besorgen.

Und inzwischen steigen auch die ersten Spitalsärzte auf die Barrikaden. So gefährde der Impfstopp und die Verschiebung der Impfungen auf Ende Februar die Patientenversorgung, warnen 20 Spitalsärzte in einer Aussendung. Sie fordern die sofortige Wiederaufnahme und die schnellstmögliche Impfung des gesamten Spitalspersonals. Transparenz bei der Auslieferung von Impfdosen an das Gesundheitspersonal und die verlässliche Lieferung der zugesagten Impfdosen.