Offene Tür in einer Wohnung
ORF.at/Carina Kainz
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Coronavirus

Gewalt in Familien nimmt zu

Das Leben im Lockdown wird für viele Familien zur Belastungsprobe. Die Konflikte nehmen zu, die Zahl der Fälle von Gewalt in Familien steigt. Gewalt an Kindern beispielsweise hat während der CoV-Krise um 49 Prozent zugenommen.

Ehe-, Familien- und Lebensberater sowie Opferschutz- und Sozialeinrichtungen blicken mit Sorge auf die kommenden Monate. In vielen Familien und Partnerschaften liegen die Nerven blank. „Die Leute haben oft noch gehofft, dass es schnell vorbei ist, dass sie wieder in den Job kommen, dass die Kurzarbeit aufgehoben wird. Da merkt man einfach, dass da diese Perspektive, diese Hoffnung wegfällt. Und deswegen gehen wir davon aus, dass der Druck in den Familien weiterhin zunehmen wird. Mit der Folge, dass, wenn der Druck steigt, auch Konflikte mehr werden und das auch wieder vermehrt zu Trennungen, zu Scheidungen, auch zu gewalttätigen Situationen führt“, so Michaela Haunold, Leiterin der Caritas-Sozialberatungsstellen.

Kochtopfartige Stimmung

„Je länger der Lockdown dauert, desto mehr kommen solche Konflikte natürlich auch an den Tag. Durch die Lockdown-Situation entsteht in den Familien manchmal so was wie eine fast kochtopfartige Spannung“, so Familienseelsorger Josef Lugmayr von der Diözese Linz. Frauen machten fast zwei Drittel der Hilfesuchenden aus, sagt Lugmayr, der 25 Beratungsstellen für Menschen in Lebens- und Beziehungskrisen leitet.

Häusliche Gewalt an Kindern um 49 Prozent gestiegen

Angst um die eigene Gesundheit, Geldsorgen, Homeoffice, Homeschooling, Ausgangsbeschränkungen, all das hinterlässt Spuren. 2020 hat häusliche Gewalt zugenommen. „Besonders dramatisch finden wir, dass Kinder, und zwar alle unter 18 Jahren, massiv von Gewalt betroffen sind. Hier haben wir im Vergleich zum Jahr 2019 eine Steigerung von 49 Prozent, wo Eltern gegen ihre minderjährigen Kinder Gewalt ausüben“, so Eva Schuh, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich.

Die Chefin des Gewaltschutzzentrums schaut mit Sorge auf die kommenden Monate. Die Statistik zeigt eine alarmierende Entwicklung im Vorjahr auf: fast acht Prozent mehr Hilfesuchend, ein Plus von 19 Prozent bei Betretungsverboten und um 44 Prozent mehr Festnahmen nach Konflikten.