Covid 19 Impfung
Mathis Fotografie
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Coronavirus

Politiker wurden in Pflegeheim geimpft

Große Aufregung gibt es momentan in der Innviertler Gemeinde Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis). Am 5. Jänner wurden dort Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims geimpft. Wie am Sonntag bekanntwurde, ließen sich dabei aber auch der Bürgermeister von Eberschwang und zwei Vizebürgermeister impfen.

In dem Pflegeheim wurden nur acht Bewohner und acht Mitarbeiter geimpft, weil am geplanten Impftag viele Menschen krank waren. Bürgermeister Josef Bleckenwegner (SPÖ) und zwei Vizebürgermeister von der SPÖ und der FPÖ wurden in dem Heim geimpft, aber auch drei Angehörige von Senioren sowie der Hausarzt und die Ordinationsmitarbeiter.

„Nicht durch Vorgaben des Landes gedeckt“

Vom Krisenstab des Landes hieß es auf APA-Anfrage, dieses Verhalten sei durch die Vorgaben des Landes nicht gedeckt. In Alten- und Pflegeheimen sollte der Impfstoff prioritär an die Bewohner, Mitarbeiter sowie externe Dienstleister, die in den Einrichtungen regelmäßig arbeiten, verimpft werden. Nur wenn Restimpfdosen verbleiben, könnten Angehörige geimpft werden. „Die Berufsgruppe der Politiker fällt grundsätzlich unter die Phase 2 der Impfstrategie“, schreibt der Krisenstab.

Bürgermeister: „Keine Staatsaffäre“

Bürgermeister Bleckenwenger erklärte in der „Kronen Zeitung“ sein Vorgehen mit der Vorbildwirkung für Menschen, die an der Impfung zweifeln. „Ich hab’ schon daran gedacht, in der nächsten Gemeindezeitung über meine Impfung zu schreiben.“ Er verstehe nicht, warum das eine „Staatsaffäre“ sein soll. Kommunalpolitiker seien als „fürs Heim systemrelevante Personen“ eingestuft worden, meint der Bürgermeister.

ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer sieht Erklärungsbedarf bei der für Alten- und Pflegeheime zuständigen Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ), warum in Eberschwang fast zwei Drittel aller Impfungen an heimfremde Personen gingen. Für Hattmannsdorfer ist es unverständlich, dass „derart fahrlässig“ mit den Impfdosen umgegangen werde.

Heimaufsicht soll Impfvorgang prüfen

Die Heimaufsicht werde den Impfvorgang in Eberschwang überprüfen, teilte der Sprecher von Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) auf APA-Anfrage mit. Es gebe ganz klare Vorgaben. „Wichtig ist, dass diese Landesvorgaben eingehalten werden, weil der Impfstoff knapp ist.“ Sie werde über die Heimaufsicht kontrollieren lassen, warum der Impfstoff an hausfremde Personen verabreicht wurde, um sicherzustellen, dass alles korrekt gelaufen sei, so Gerstorfer.

Auch Sozialhilfeverband prüft

Der Sozialhilfeverband prüft ebenfalls, wie es dazu kommen konnte, dass von 44 verabreichten Impfungen nur 16 an Heimbewohner und -mitarbeiter gegangen sind – und ob im Heim gegen die Dienstanweisungen verstoßen wurde. Sollte das der Fall sein, droht der Heimleitung ein Disziplinarverfahren.