Bei den zwei Verdachtsfällen handelt es sich um Kinder. Sie sollen sich bei einer Weihnachtsfeier am 24. Dezember in der Steiermark bei einem Familienmitglied angesteckt haben. Die beiden zeigten Covid-19-Symptome und machten daraufhin bei einer Ärztin PCR-Tests, die positiv ausfielen. Das Labor, das diese drei Tests ausgewertet hatte, schickte die Proben an ein Speziallabor. Dort stellte man fest, dass es sich um die britische Mutation des Coronavirus handeln könnte.
Betroffene sofort isoliert
Derzeit laufen noch eingehende Analysen – der Verdacht auf die Virusmutation liegt also nahe, ist aber noch nicht endgültig bestätigt. Die beiden Kinder wurden sofort isoliert, zu Beginn noch am Ort der Weihnachtsfeier. Inzwischen sind sie zuhause im Innviertel unter behördlicher Quarantäne.
Die Mutation mit dem Namen B117 ist bis zu 50 Prozent ansteckender als das bisher aufgetretene Coronavirus, es soll aber nach allen bisher vorliegenden Informationen keine schwereren Krankheitsverläufe verursachen. Fakt ist aber, wie auch Lungenexperte Bernd Lamprecht vom Kepler Universitäts-Klinikum erklärt, dass mehr Krankheitsfälle durch ein ansteckenderes Virus auch wieder mehr Patienten in den Spitälern und den Intensivstationen bedeuten. Deshalb, so Lamprecht, seien Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Händehygiene jetzt wichtiger denn je. Insgesamt sind in ganz Österreich inzwischen 70 Fälle des mutierten Coronavirus bekannt.
Impfungen für Über-80-Jährige ab Dienstag
Der Impfplan sieht vor, dass nächste Woche Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, die über 80 Jahre alt sind und außerhalb von Alten- und Pflegeheimen wohnen, eine Impfung erhalten können. Der Krisenstab des Landes arbeitet derzeit den verschiedenen Anmeldesystemen, die am Freitag um 14.00 Uhr freigeschalten werden sollen. Es wird möglich sein, sich unter der Telefonnummer
0732 7720 78 700
anzumelden. Um für den Ansturm gerüstet zu sein, wurde laut Krisenstabe eine eigene Telefonzentrale eingerichtet. Im Internet soll die Anmeldung ab Freitag 14.00 Uhr unter der Adresse ooe-impft.at möglich sein.
Vormerksystem eingerichtet
Die Impfungen selbst beginnen dann am Dienstag, 19. Jänner in den jeweiligen Bezirken. Derzeit stehen Impfdosen für etwa 30 Prozent der Über-80-Jährigen zur Verfügung, hieß es. Aus diesem Grund werde auch ein Vormerksystem eingerichtet. Sobald wieder Impfstoff zur Verfügung steht, können die vorgemerkten Personen verständigt werden.
Neuer Impfkoordinator
Seit Donnerstag gibt es mit Franz Schützeneder, dem Leiter der Abteilung Gesellschaft des Landes, einen neuen Impfkoordinator für Oberösterreich. Christina Pilsl, die bisherige Koordinatorin, werde ihn im Team weiter unterstützen, heißt es in einer Aussendung des Landes.
Kritik von Hausärzten
Unterdessen kommt Kritik von Hausärzten: Viele der Senioren werden vorerst nicht geimpft, ebenso die Mitarbeiter in den Ordinationen, sie müssen noch mindestens bis Ende Februar auf eine Impfung warten. Wolfgang Ziegler, Sprecher der Hausärzte, kritisierte das am Donnerstag in den Oberösterreichischen Nachrichten, gerade auch vor dem Hintergrund einer neuen Virusvariante, die noch ansteckender sei.
Die Entscheidung sei aus mehreren Gründen nicht richtig, so Ziegler. Es sei zwar für Über-80-Jährige auch nicht angenehm, im Falle einer CoV-Erkrankung daheimzubleiben, aber „dennoch einfacher als für eine Sprechstundenhilfe oder Zahnarzthelferin, die täglich in die Arbeit fahren muss“. Außerdem sei Über-80-Jährigen auch nicht gedient, wenn sie zwar geschützt seien, aber wegen anderer Krankheiten vielleicht nicht zum Arzt gehen können, weil die Ordination geschlossen ist.
Ziegler: „80-Jährige, die topfit sind“
Für Ziegler der wichtigste Punkt sei die Definition von „über 80“ – eine sehr willkürliche nach seiner Ansicht. „Ich habe in meiner Ordination einige Hoch- und Höchstrisiko-Patienten, die noch lange nicht 80 sind und ich habe einige 80-Jährige, die topfit sind.“
Kristenstab: Entscheidung mit Ärzten getroffen
Beim Krisenstab des Landes wies man darauf hin, dass derzeit zu wenig Impfstoff erhältlich sei, um die gesamte Gruppe der besonders gefährdeten Personen auf einmal zu impfen. Man müsse deshalb ganz genau abwägen, wer geimpft werde und da sei es schon wichtig, die Gruppe der Hochrisikopatienten gleich einmal dranzunehmen, so Jakob Hochgerner vom Krisenstab am Donnerstagabend. Die Entscheidung war in Absprache mit Ärzten getroffen worden „auch die Gruppe zu schützen, die ein höheres Risiko hat, dass sie, wenn sie erkrankt, intensivpflichtig zu behandeln ist“. Bisher (Stand: Donnerstag) sind 6.000 Menschen in Oberösterreich geimpft worden, 11.000 sollen es dann insgesamt bis Sonntag sein.
2.240 aktuelle Infektionsfälle
Laut Krisenstab des Landes waren am Donnerstag mit Stand 17.00 Uhr in Oberösterreich 2.240 Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. 9.305 Menschen waren in Quarantäne. 369 Patienten wurden in Krankenhäusern behandelt, 57 von ihnen auf Intensivstationen. 1.362 Personen sind bisher in Oberösterreich im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.
Statistik Austria: Mehr Todesfälle durch Pandemie
Die Coronavirus-Pandemie hat im Vorjahr zu einem deutlichen Anstieg der Todesfälle geführt. Wie die Statistik Austria mitgeteilt hat, sind 2020 zumindest 90.123 Menschen in Österreich gestorben – um fast elf Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Es handelt sich allerdings um eine vorläufige Zahl, weil noch mit Nachmeldungen zu rechnen sei. Ähnlich viele Todesfälle wie im Vorjahr gab es in Österreich zuletzt 1983. Damals starben 93.041 Menschen. Für Männer liegt die Lebenserwartung nun bei 78,9 und für Frauen bei 83,7 Jahren, so ein Sprecher der Statistik Austria in einer Presseaussendung am Donnerstag.
Laut Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sind seit dem Ausbruch der Pandemie 6.826 Menschen in Österreich entweder direkt an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung oder nach einer Coronavirus-Infektion gestorben, davon 6.312 im Jahr 2020. Gemessen an der Einwohnerzahl am stärksten betroffen ist die Steiermark mit 118 Corona-Toten pro 100.000 Einwohner, danach kommen Kärnten (97) und Oberösterreich (83). Am geringsten ist der Anteil in Niederösterreich und Vorarlberg mit je 59 Toten pro 100.000 Einwohner.