Zerbrochener Scheinwerfer mit unscharfem Auto im Hintergrund
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chronik

Historischer Tiefstand bei Verkehrstoten

Seit Jahresbeginn sind in Oberösterreich 55 Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben – im Vergleichszeitraum 2019 waren es noch 82. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit rechnet heuer österreichweit mit deutlich weniger Toten im Straßenverkehr.

Für 2020 wird in Österreich ein historischer Tiefstand an Verkehrstoten erwartet. Der Rückgang ist auf die gesunkene Mobilität während Corona zurückzuführen. Das Ziel aus dem österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm VSP – die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2020 auf 311 Tote zu senken – wird jedoch nicht erreicht werden, berichtete das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Bisher starben heuer 307 Menschen bei Verkehrsunfällen (Stand 15. November).

Historisch geringster Anzahl

Klar ist aber bereits, dass 2020 die geringste Anzahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1960 zu verzeichnen sein wird. Im Vorjahr wurden im Vergleichszeitraum 377 Menschen bei Unfällen getötet, 2018 waren es bis 15. November 370 Verkehrstote.

Straßenverkehr, Dunkelheit, entgegenkommendes Auto das blendet
ÖAMTC
Zu hohe Geschwindigkeit gilt immer noch als Hauptursache bei tödlichen Verkehrsunfällen

Trotzdem ist die Zahl der tödlich Verunfallten zu hoch. Bis 2020 hätte die Anzahl der Verkehrstoten ausgehend von den Unfallzahlen im Jahr 2010 um die Hälfte reduziert werden sollen. „Das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten um die Hälfte – und damit auf 311 Tote – zu reduzieren, wird nicht erreicht werden. Gemäß unserer Prognosen wird sich die Zahl der Verkehrstoten bis Jahresende noch auf ca. 339 Getötete im Straßenverkehr erhöhen“, sagte Othmar Thann, Direktor des KFV.

„Dass das Ziel zumindest annähernd in Reichweite gelangt ist, ist zu einem großen Teil auf die gesunkene Mobilität in Zeiten der heurigen Lockdowns zurückzuführen. Betrachtet man die Zahl der Verkehrstoten aus den Vorjahren, so wird deutlich, dass wir andernfalls 100 Menschenleben von dem Ziel aus dem österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm entfernt wären. Zur nachhaltigen Senkung der Verkehrstoten und damit der Erhöhung der Sicherheit auf unseren Straßen sind nach wie vor viele Anstrengungen notwendig.“

Geschwindigkeit ist Hauptursache

Ein Blick auf die häufigsten Unfallursachen bei Straßenverkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang zeigt, dass der Anteil der tödlichen Verkehrsunfälle, deren Hauptunfallursache nichtangepasste Geschwindigkeit ist, im Vergleich zum Vorjahr von 24 Prozent auf 30 Prozent im heurigen Jahr angestiegen ist. Damit hat nichtangepasste Geschwindigkeit bei Unfällen mit Todesfolge die Ablenkung als Unfallursache Nummer eins abgelöst.

Gestiegen ist auch der Anteil der Radfahrer unter den Verkehrstoten: Während im Vergleichszeitraum 2019 neun Prozent (33 Personen) der tödlich Verunglückten als Radfahrer unterwegs waren, waren es in diesem Jahr nach derzeitigem Stand zwölf Prozent (36 Personen). Das einzige Bundesland, in dem im heurigen Jahr mehr Verkehrstote verzeichnet werden mussten als im Vorjahr, ist Kärnten: Hier verstarben 2020 bereits 32 Personen – im Vergleichszeitraum 2019 verunglückten im südlichsten Bundesland 25 Verkehrsteilnehmer tödlich.

Tödlicher Motorradunfall in Waizenkirchen
laumat.at/Matthias Lauber
Die Zahl der tödlichen Motorradunfälle bleibt unverändert

Todeszahlen bei Motorradunfällen unverändert

Ganz anders ist es bei den tödlichen Motorradunfällen. Laut ÖAMTC gibt es hier kaum eine Trendwende – auch in Zeiten des Coronavirus nicht. 70 Motorradfahrer sind laut ÖAMTC heuer bereits tödlich verunglückt, das sind 23 Prozent aller Verkehrstoten bis 15. November – und das trotz Coronavirus-Krise. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie, etwa den ersten Lockdown im Frühjahr, ging die Anzahl der Motorradunfälle nur um elf Prozent zurück, bei allen anderen Gruppen von Verkehrsteilnehmern um rund 21 Prozent gegenüber 2019, berichtete der Club. Im Vorjahr starben im Vergleichszeitraum 79 Biker.

Die meisten tödlichen Motorradunfälle verzeichnete heuer Niederösterreich (19), gefolgt von Oberösterreich (17), der Steiermark (9) und Salzburg (8). Danach folgen Kärnten und Tirol (je 5), Vorarlberg (4) und Wien (2). Im Burgenland ereignete sich bis dato kein tödlicher Motorradunfall, geht aus Daten der ÖAMTC-Unfallforschung und des Innenministeriums hervor.

Pandemie schafft Zeit zum Biken

„Trotz regnerischer Wochenenden im Frühling und Frühsommer waren viele Biker in diesem Jahr auf Österreichs Straßen unterwegs. Viele nutzten die verfügbare Zeit durch Kurzarbeit und Reiseeinschränkungen für ausgedehnte Motorradtouren im Inland“, analysierte ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nose. Der Appell anlässlich des aktuellen zweiten Lockdowns lautete: „Brenzlige Situationen oder gar Unfälle müssen unbedingt vermieden werden, um auch die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht unnötig zu belasten.“

Daten aus den vergangenen fünf Jahren zeigen, dass drei Viertel der tödlichen Motorradunfälle laut Einschätzung der damit befassten Polizisten durch Eigenfehler der Biker ausgelöst wurden. Fast die Hälfte der selbst verursachten tödlichen Unglücke ging demnach auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurück, ein Fünftel auf falsch eingeschätzte Überholmanöver, 16 Prozent seien auf Unachtsamkeit und Ablenkung zurückzuführen. Problematisch sei, dass viele Biker ihr Motorrad nur unregelmäßig nutzen, was zu Selbstüberschätzung und in schwierigen Situationen zu mangelnder Fahrzeugbeherrschung führen könne, so der ÖAMTC.