Forschung Donau-Uni Krems
Walter Skokanitsch
Walter Skokanitsch
Chronik

Ärzte gegen verpflichtende PCR-Tests

Der Ärger bei den Medizinern ist groß, denn obwohl schon rund ein Drittel der Hausarztordinationen Antigen-Tests anbietet, müssen bei einem positiven Ergebnis PCR-Tests gemacht werden. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser spricht von Zeit- und Geldverschwendung.

Mit Hausverstand hätten manche Maßnahmen rund um die Coronavirus-Pandemie wirklich nichts zu tun. Bald soll es bei der Hälfte der niedergelassenen Hausärzte im Land die schnellen und schon zuverlässigen Antigentests geben, die Ergebnisse nach nur wenigen Minuten liefern. Aber noch immer reiche das vor dem Gesetz nicht aus, bei einem positiven Ergebnis einen Patienten für zehn Tage absondern zu können, ärgert sich Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser.

Niedermoser: Gefährliche Zeitverschwendung

Er spricht im Interview mit dem ORF Oberösterreich von gefährlicher Zeitverschwendung: „Wenn die Behörde nicht nach einem positiven Antigen-Test einen Bescheid oder eine Bescheid-ähnliche Variante ausstellen kann, haben wir die Gefahr, und das sehen wir manchmal, dass die Menschen, bevor sie einen Bescheid erhalten, noch ihre wichtigsten Erledigungen machen und dabei andere Menschen anstecken.“ Niedermoser bezeichnet den zusätzlichen PCR-Test als Verschwendung von Ressourcen und von Steuergeld.

Es gebe zwar ein Schreiben aus dem Gesundheitsministerium, dass ein positiver Antigen-Test beim Arzt für eine Quarantäneanordnung reicht, doch bei den Bezirkshauptmannschaften könne man das solange nicht umsetzen, solange die entsprechende Verordnung nicht da ist. Diese müsste von Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) kommen, aber bisher ist das Warten vergeblich. So vergehen weiterhin oft Tage, bis es nach einem positiven Antigentest in einer Arztpraxis endlich zu einer Quarantäne kommt.

Weniger Geld für mehr Tests

Niedermoser kritisiert auch den Umstand, dass Hausärzte umso weniger Geld bekommen würden, je mehr Tests sie machen: „Das ist die sogenannte Degression, die nicht einem wirtschaftlichen Denken entspricht. Das motiviert auch nicht die Kolleginnen und Kollegen, sich einzusetzen und das zu tun. Sie machen es, weil es wichtig ist, aber es ist widersinnig.“

Haberlander (ÖVP) unterstützt Ärzte

Unterstützung bekommen die Ärzte von Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Es gebe zwar ein Schreiben des Gesundheitsministeriums an die Bezirkshauptmannschaften, dass der Antigentest beim Arzt grundsätzlich für eine Absonderung der betroffenen Person und für das Kontaktpersonenmanagement reichen würde – nach wie vor gebe es aber noch keine entsprechende Verordnung des Gesundheitsministers dazu.

Dieser Appell zeigte offenbar Wirkung: Nach einem entsprechenden Bericht im Frühjournal von Radio OÖ bestätigen Mittwochmittag so gut wie alle Bezirkshauptmannschaften in Oberösterreich, bei einem positiven Antigentest eines Arztes sofort einen Quarantänebescheid auszusprechen – auch wenn die Verordnung des Ministeriums noch auf sich warten lasse.

FPÖ kritisiert ebenfalls Versäumnisse

Auch der Linzer Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ), selbst Jurist, beklagt die fehlende Verordnung. Raml sagt: "Mittlerweile sollte auch im Kabinett des Gesundheitsministeriums bekannt sein, dass Pressekonferenzen und Schreiben keine rechtliche Wirkung entfalten. Ich fordere Minister Anschober hiermit auf, endlich in seinem Zuständigkeitsbereich tätig zu werden.“

Hausärzte als Epidemieärzte

Raml schlägt vor, Hausärzte als Epidemieärzte zu bestellen. Dadurch könnten jene Ärzte, die Schnelltests durchführen, rechtswirksame mündliche Anordnungen zur Absonderung und die sofortige Eintragung in das behördliche EMS (Epidemiologisches Meldesystem) selbst durchführen.