Die Maßnahmen bleiben (vorerst) bis 6. Dezember aufrecht. Mehr dazu in Die neuen Regeln im Überblick (ORF.at)
Sollte der Lockdown keine deutliche Entspannung bei den Infektionszahlen und damit auch bei der angespannten Situation auf den Intensivstationen bringen, dann würde in Kürze das Realität werden, wovor Mediziner seit Wochen warnen:
Triage droht in Krankenhäusern
Intensivmediziner Jens Meier, der als Koordinator für die Intensivbetten in Oberösterreich eingesetzt ist, sagt, man sei derzeit noch nicht soweit, eine Triage anwenden zu müssen, also zu entscheiden, welcher Patient aufgrund der Ressourcenknappheit intensivmedizinisch behandelt werden kann und welcher nicht. In den nächsten Wochen drohe so eine Situation aber, wenn die Infektionszahlen nicht durch den Lockdown nach unten gehen. Um mögliche zusätzliche freie Intensivbetten zu bekommen, verhandle man derzeit auch über eine eventuelle Verlegung von Patienten nach Niederösterreich oder nach Bayern. Dort ist die Lage noch nicht so angespannt wie in Oberösterreich.
Mehr als 1.000 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern
Bedenklich ist weiterhin, dass inzwischen 1.067 an Covid-19 Erkrankte in Spitälern behandelt werden müssen, 121 von ihnen auf Intensivstationen. Damit blieb die Zahl der Intensivpatienten in etwa auf dem Stand der vergangenen Tage, die Gesamtzahl der Krankenhauspatienten ist allerdings deutlich angestiegen, weil die 1.000er-Grenze bisher nicht überschritten wurde. Vom Krisenstab wird die Lage in Oberösterreichs Spitälern als „angespannt“ bezeichnet.
Ordinationen bleiben geöffnet
Die medizinische Versorgung in Oberösterreich stehe auch im Lockdown auf festen Beinen, so die Ärztekammer Oberösterreich. Die Ärztinnen und Ärzte halten weiterhin ihre Ordinationen offen. Terminvereinbarungen vor dem Arztbesuch seien aber unumgänglich, so die Ärztekammer. Begleitpersonen sollten nur nach Rücksprache in die Ordination mitkommen.
Laut einer Erhebung der oö. Ärztekammer bieten mittlerweile 35 Prozent der Kassenordinationen im Bundesland Antigentests an. Weitere neun Prozent werden demnächst nachziehen, informierte Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP).
SPÖ OÖ fordert funktionierende Teststrategie
Die SPÖ Oberösterreich hat der Bundesregierung Montagvormittag Versagen auf ganzer Linie vorgeworfen und forderte „endlich eine einheitliche und funktionierende Teststrategie für Österreich, die zentral koordiniert ist“. Es gelte herauszufinden „wo und wie sich das Virus verbreitet“, sagte Landesparteivorsitzende und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer. „Was jetzt passiert, hätte verhindert werden können, das lag in der Kompetenz der Bundesregierung“, so Gerstorfer. Die Teststrategie sei der Schlüssel zum Erfolg in der Bekämpfung der Pandemie. „Die Bundesregierung ist aufgefordert, endlich über die nächsten Tage hinauszudenken“, sagte Gerstorfer und forderte eine mittelfristige Strategie für die Pandemie, um einen dritten Lockdown zu verhindern.
Vorwurf: Versäumnisse beim Contact Tracing
Beim Contact Tracing sei viel versäumt worden. Das EDV-System sei nicht auf so große Kapazitäten eingerichtet und hätte weiterentwickelt werden müssen. Schulschließungen wären ihrer Meinung nach zu vermeiden gewesen mit entsprechender Schutzausrüstung, Luftfiltern, Schichtbetrieb und ausreichenden Schultransporten.
Manfred Kalchmair, der Bürgermeister von Sierning und Landesvorsitzende der sozialdemokratischen Gemeindevertreter, kritisierte, dass die Gemeinden nicht um Mithilfe beim Contact Tracing gebeten wurden. Die Mitarbeiter in den Bezirkshauptmannschaften seien bemüht, doch Investitionen in die Verbesserung des Contact Tracing und der Strukturen täten Not.
Polizei verstärkt im Einsatz
Landespolizeidirektor Andreas Pilsl kündigte im Interview mit dem ORF Oberösterreich an, dass die Polizei versärkt im Einsatz sein wird und man im Fall einer Kontrolle auch glaubhaft erklären können muss, warum man sich im Freien aufhält oder warum man zur Arbeit fahren muss. Bei Verstößen werde man „trotz aller Offenheit und Aufklärung durchaus auch mit Anzeigen vorgehen“, so der Landespolizeidirektor.