Rote Ampel
pixabay/kalhh
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Coronavirus-Ampel in ganz OÖ auf Rot

Die Coronavirus-Ampel steht in ganz Oberösterreich ab Freitag auf Rot. Das bedeutet in allen Bezirken und Städten herrscht ein sehr hohes Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus. Die Ampel steht auch bundesweit auf Rot, nur Kärnten ist davon ausgenommen.

In den weiteren Bundesländern gibt es nur mehr einzelne Bezirke, die nicht rot leuchten, grün ist kein Bezirk mehr. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen ist die höchste Warnstufe auf der Ampel nachvollziehbar. In Oberösterreich wurden am Donnerstag erneut rund 800 Neuinfektionen gezählt, fast 6.000 Menschen sind infiziert, mehr als 16.600 stehen unter Quarantäne, so der Krisenstab des Landes.

Neue Maßnahmen am Samstag

Doch erst am Samstag gibt die Bundespolitik bekannt, welche weiteren Maßnahmen gegen das Virus gesetzt werden. Noch am Freitag finden Gespräche mit den Sozialpartnern statt, am Samstag dann mit den Landeshauptleuten und Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Danach sollen die weiteren verschärften Maßnahmen präsentiert werden.

Ein Lockdown-light wird von vielen politischen Beobachtern erwartet, wie der konkret aussieht, darüber kann aktuell jedoch nur spekuliert werden. Im Raum stehen ein Schließen der Gastronomie und etwa auch von Fitness-Centern oder auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen oder auch ein vorläufiges Aus für Sport- und Kulturveranstaltungen. Aus dem Bundeskanzleramt wurde am Donnerstag jedoch noch nichts dergleichen bestätigt.

Zahl der freien Betten sinkt

Immer mehr in den Mittelpunkt der Gespräche rückt jedoch die Verfügbarkeit von Intensivbetten in den Spitälern. Sie spielt eine zentrale Rolle in den Überlegungen der Politik, denn freie Intensivbetten dürfen nicht ausgehen, so die Bundespolitik. Aktuell sind in Oberösterreich laut der AGES 35 Intensivbetten belegt, 63 sind frei. Wobei die Zahl der freien Betten immer weiter sinkt. Daher ist hier Handlungsbedarf gegeben, um das Gesundheitssystem nicht kollabieren zu lassen, sagt der Linzer Lungenfacharzt und Primar am Kepler-Uniklinikum Bernd Lamprecht. Auch er spricht sich für schärfere Maßnahmen aus.

Lamprecht: „Experiment der Eigenverantwortung beendet“

„Wir haben nun auch sehr viel Anderes probiert, ich würde meinen das beherzte Experiment mit der Eigenverantwortung kann in weiten Teilen Europas und so auch in Österreich als beendet betrachtet werden. Es wird also andere Maßnahmen brauchen um die Infektionszahlen deutlich zurück zu drängen. Und nur damit haben wir dann auch in den Krankenhäusern eine Entlastung, wir wissen dass fünf bis acht Prozent der bestätigten Infektionen letztlich eine Krankenhausbehandlung brauchen und ungefähr ein Prozent der bestätigten Infektionen eine intensivmedizinische Behandlung. Das ist bei geringen Fallzahlen in unserem sehr guten Gesundheitssystem wahrlich kein Problem, allerdings bei sehr hohen Infektionszahlen von mehreren tausend pro Tag stößt auch das beste Gesundheitssystem ganz sicher bald an seine Grenzen“, so Lamprecht Donnerstagabend in der ZIB 2.

Er spricht sich auch für einen „modifizierten Lockdown“ aus. „Ich denke, dass ein modifizierter Lockdown, ein wenn man so möchte differenzierter, wo Schulen geöffnet bleiben können, wo die Arbeitsplätze weiter zur Verfügung stehen, wo möglicherweise nur das Abend- und Nachtleben beeinträchtigt ist und damit Kontakte in der Freizeit unterbunden werden, dass das durchaus große Wirkung zeigen kann“, so Lamprecht.

Bernd Lamprecht und Kathrin Stainer-Hämmerle analysieren

Vorstand Klinik Lungenheilkinde, Kepler Universität und Politikwissenschafterin

Gerich: „Geben die Verantwortung für unser Verhalten ab“

Eine ähnliche Meinung vertritt der Gesundheitssoziologe Joachim Gerich von der Uni Linz. Er sagt, dass der dauernde Appell an die Eigenverantwortung kaum funktionieren würde, er habe nur einen kurzfristigen Effekt gesehen, der aber rasch abebbt. „Wir haben die Idee, dass jetzt Experten oder die moderne Medizin im Sinne einer wirkungsvollen Behandlung oder eines wirkungsvollen Impfstoffes jetzt die Probleme für uns lösen. Und das führt natürlich schon in weiterer Folge dazu, dass wir die Verantwortung für unser eigenes Verhalten abgeben. Und natürlich ist es kontraproduktiv, wenn jetzt dann laufend Experten oder selbsternannte Experten Gegenargumente bringen, dass jetzt beispielsweise das Maskentragen auch ungesund sein kann, dass es nichts bringt, dass es nicht wirkungsvoll ist. Das sind Kleinigkeiten, die natürlich dazu führen dass wir sagen ‚Warum sollen wir diese Kosten auf uns nehmen, wenn es doch gar nicht einsichtig ist und gar nicht sicher, dass diese Maßnahmen wirken‘“, so Gerich Donnerstagabend in Oberösterreich heute.

Eigenverantortung in Coronavirus-Pandemie gefragt

In Oberösterreich sind ab Donnerstag private Feiern in Scheunen, Gartenhütten oder Garagen verboten. Noch fraglich ist, ob diese Maßnahmen verfassungsrechtlich gedeckt sind.