Kleidung aus Holz
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Wirtschaft

Kleidung aus Holz – made in Austria

Kleidung, die zu 100 Prozent aus Österreich kommt, gibt es nicht. Denn alle großen Hersteller lassen im Ausland, zum Teil in asiatischen Billiglohnländern fertigen. Kleidung, die zu 100 Prozent aus Österreich kommt – gibt es jetzt aber doch. Verantwortlich dafür ist ein Start Up-Unternehmen aus dem Mühlviertel.

Gemeinsam mit heimischen Firmen hat man Hemden und T-Shirts entwickelt, die jetzt unter dem Namen Wood Fashion auf den Markt kommen und auch ökologisch höchste Maßstäbe setzen.

Zur Gänze „made in Austria“

Ein Hemd, das bis vor kurzem ein Baum war: Was absurd klingt, ist das Produkt einer monatelangen Entwicklungsarbeit, deren Ziel es war, ökologisch saubere, nachhaltige Bekleidung zur Gänze „made in Austria“ auf den Markt zu bringen. Dietmar Hehenberger aus Guglwald im Mühlviertel steckt hinter dem Start Up „Wood Fashion“. Das von ihm aufgebaute und jahrzehntelang geführte Hotel leitet seit einigen Jahren Tochter Astrid mit ihrem Mann. Hehenberger suchte neue Herausforderungen – und fand diese in einem Moment schlichten Ärgers:

Monatelange Entwicklungsarbeit

Schritt für Schritt wurde die Vision von ökologischer, recyclebarer Kleidung umgesetzt. Am Anfang stand der Baum – Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Aus diesem Holz gewinnt die oberösterreichische Lenzing AG Zellulose und macht daraus eine Faser. Die heißt Tencel und stammt zu 100 Prozent aus Holz. Die Vorarlberger Firma Feinjersey Fabrics aus Götzis wiederum hat aus der Tencelfaser in monatelanger Entwicklungsarbeit einen hochqualitativen Stoff ohne Beimischung irgendwelcher Kunstfasern entwickelt.

Emanuel Burger ist ein junger, aufstrebender Designer aus Linz. Er hat die ersten Stücke für Wood Fashion entworfen und weiß, welche Eigenschaften ein Stoff haben muss, um für Hemden oder Shirts zu taugen.

Löffler in Ried verarbeitet Stoffe weiter

Aus Vorarlberg kommt der fertige Stoff zurück nach Oberösterreich, ins Innviertel. Der Sportmodehersteller Löffler in Ried sorgt für den Zuschnitt, die Weiterverarbeitung und vor allem für das Nähen der Kleidungsstücke. Etwas, das alle großen Hersteller längst in Billiglohnländer ausgelagert haben. So entstehen Hemden und Shirts in Oberösterreich, die noch eine weitere, ganz besondere Eigenschaft haben:

Johannes Heiml ist Konsumentenschützer und Nachhaltigkeitsexperte, spezialisiert auf Bekleidung. Er sieht das Produkt auf einem zukunftsweisenden Weg.

10.000 bis 20.000 Stück zu Beginn pro Jahr

Erhältlich sind Hemden und Shirts made in Austria im Online-Shop von Wood Fashion. 10.000 bis 20.000 Stück will man zu Beginn pro Jahr herstellen, um die gesamte Produktionskette in Österreich halten zu können. Experten zweifeln zwar, dass das mit steigender Nachfrage auch wirklich möglich sein wird. Doch Dietmar Hehenberger stellt klar, auf keinem Fall im Ausland produzieren zu wollen:

Preise laut Branchenkennern im normalen Rahmen

Die Verkaufspreise halten sich trotz der rein österreichischen Produktion im normalen Rahmen, sagen Branchenkenner. 39 Euro für das Shirt, 85 für ein Hemd. Konsumenten seien durchaus bereit, faire Preise für ökologisch nachhaltige Kleidung zu bezahlen, meint Hehenberger.

Bei Wood Fashion denkt man inzwischen schon weiter: mit der Mühlviertler Weberei Kitzmüller tüftelt man bereits an einem gewebten Stoff aus der Holzfaser Tencel. Gelingt das, dann sollen in Kürze auch Teile wie Jacken, Sakkos oder Gilets zu 100 Prozent aus Holz und zu 100 Prozent aus Österreich erhältlich sein.