Covid-19 Test
pixabay/fernandozhiminaicela
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Coronavirus

Rufe nach kürzerer Quarantäne

In Wels wird das Contact-Tracing immer schwieriger. Viele würden verschweigen, mit wem sie Kontakt hatten, oder vergessen, Personen anzugeben. Hauptgrund sei die zu lange Quarantäne, gegen die sich inzwischen auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) aussprach.

Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) beklagte am Montag, dass es häufig zu einer Art „Stiller Post“ komme. Die Leute würden ihre Kontaktpersonen zwar selbst informieren, sie aber nicht den Behörden nennen. Als eine Ursache dieses Problems macht er unter anderem die zu erwartende lange Quarantäne aus. Es seien auch zunehmend Verfahren anhängig, in denen sich die Leute gegen zu lange Quarantänezeiten wehren würden.

Damit mehren sich in Oberösterreich die Stimmen, die Zweifel an der Quarantänezeit aufkommen lassen. Nach einem Vorstoß von Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einem Zeitungsinterview am Wochenende kam nicht nur Zustimmung aus der Wirtschaftskammer, sondern auch vom Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und zuletzt von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Stelzer für fünf Tage Quarantäne

In seiner Reaktion auf die Montagvormittag von der Bundesregierung verschärften Coronavirus-Maßnahmen sprach sich Stelzer für eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage aus. Er habe auch in der Videokonferenz aller Landeshauptleute mit der Bundesregierung darauf gedrängt, die derzeit geltenden Quarantänevorschriften zu überdenken, so Stelzer. Die Vorgabe für die Dauer der Quarantäne müsse aber vom Bund kommen.

Lokale Verschärfungen seien derzeit nicht geplant, so der Landeshauptmann, der auf die ab Dienstag in Oberösterreich geltenden Maßnahmen hinweist, die bereits in der Vorwoche angekündigt wurden: „Mit der verpflichtenden Gästeregistrierung in der Gastronomie soll das Kontaktpersonenmanagement der Gesundheitsbehörden wesentlich unterstützt werden. Und in den Alten- und Pflegeheimen wird zum Schutz unserer älteren Mitmenschen das Schutzniveau deutlich angehoben.“ Die von der Bundesregierung angekündigten Verschärfungen bezeichnete er als „notwendig, um die Kontrolle über das Virus zu behalten“.

Übersicht neue Maßnahmen Coronavirus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Haberlander: „Lockdown durch die Hintertür“

Haberlander hatte sich bereits am Wochenende in einem Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ dafür ausgesprochen, die Quarantänezeit von zehn auf fünf Tage zu reduzieren. Das lasse sich vom virologischen Standpunkt begründen. Ein Ansteigen der Infektionszahlen habe zur Folge, dass auch viele Kontaktpersonen in Quarantäne müssten. Diese fehlten im Arbeitsleben, das sei ein „Lockdown durch die Hintertür“, so Haberlander.

Luger ebenfalls für Verkürzung der Quarantänezeit

Zustimmung kam postwendend vom Linzer Bürgermeister Luger, der diesen Vorschlag ausdrücklich begrüßt: „Auch das medizinische Expertenteam des Linzer Krisenstabs hält diese Zeit für ausreichend.“ Er stimme Haberlander zu, dass „eine solche Verkürzung die Bereitschaft der Bevölkerung zur Mitwirkung noch mehr erhöhen würde“. Im Gegensatz zu Rabl ortet er in seiner Stadt allerdings eine nach wie vor hohe Motivation der Bürger.

Bürgermeister Luger in Quarantäne

Am Montagnachmittag wurde bekannt, dass sich Luger in Quarantäne begeben musste. In seinem nahen politischen Arbeitsumfeld gab es einen positiven Covid-19-Test. Dieser betrifft SP-Gesundheitssprecher Peter Binder, der auch in der Stadt Linz Aufgaben wahrnimmt. Mehr dazu in Linzer Bürgermeister Luger in Quarantäne

Drei Prozent der Ansteckungen in der Gastronomie

In Linz konnte man nach Angaben der Stadt zuletzt bei über 90 Prozent der Fälle die konkrete Infektionsquelle feststellen, in Wels gibt es laut Rabl 15 Prozent, bei denen der Ursprung unklar bleibt. Vom Rest hätten sich aber 70 Prozent im privaten Bereich angesteckt und nur etwa drei Prozent würden aus der Gastronomie resultieren. Rabl hält daher nichts davon, „das öffentliche Leben auf null herunterzufahren“, denn dadurch würde man Zusammenkünfte noch stärker in den privaten Bereich verlagern, warnte er am Montag bei einer Pressekonferenz – etwa zeitgleich mit der Verkündung weiterer Verschärfungen durch die Bundesregierung.

Wirtschaftskammer gegen „Covid-Daueralarm“

Die oberösterreichische Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer sprach sich bereits für eine Herabsetzung der Quarantänezeit von zehn auf fünf Tage aus: „Ich sage schon seit Wochen, dass endlich Schluss sein muss mit dem Covid-Daueralarm, der unsere Betriebe tagtäglich vor Riesenprobleme stellt. Stattdessen gehören alle Daten und Fakten zur Pandemie auf den Tisch. Dann können wir daraus ableiten, welche Schutzmaßnahmen weiter Sinn machen und welche nicht.“ Und neue medizinische Erkenntnisse würden dafür sprechen, dass eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage möglich wäre, so Hummer. Zudem brauche es schnellere Freitestungen.

Fast 8.000 in Quarantäne

Laut Krisenstab des Landes waren am Montag mit Stand 17.00 Uhr in Oberösterreich 1.938 Menschen infiziert (positiver Test sowie Covid-19-Symptome). 169 Neuinfektionen kamen in Oberösterreich von Sonntag auf Montag dazu. 7.976 Menschen befinden sich in Quarantäne, 157 Patienten werden in Krankenhäusern behandelt, 16 von ihnen auf Intensivstationen. 84 Todesfälle sind bisher in Oberösterreich im Zusammenhang mit Covid-19 zu beklagen.

Vier Verstorbene kamen am Monag dazu. Das Ordensklinikum Linz meldete zwei Todesfälle: eine 87-jährige Frau aus Linz und ein 62-jähriger Mann aus dem Bezirk Linz-Land. Zudem starb eine 78-Jährige im Alters- und Pflegeheim Wels und ein 105-jähriger Bewohner des Pflegeheims Ried.

Infizierte in Bezirken (Land OÖ, 29. März, 12.00 Uhr)

Linz-Stadt 390
Steyr-Stadt 94
Wels-Stadt 262
Braunau am Inn 498
Eferding 92
Freistadt 268
Gmunden 321
Grieskirchen 120
Kirchdorf 253
Linz-Land 415
Perg 234
Ried 202
Rohrbach 71
Schärding 127
Steyr-Land 133
Urfahr-Umgebung 137
Vöcklabruck 590
Wels-Land 278

Der Krisenstab des Landes hat mit Stand Montag 15.00 Uhr folgende Zahlen bekanntgegeben:

Positive Tests in Alten- und Pflegeheimen

  • Wels Stadt: 12 Mitarbeiter und 27 Bewohner.
  • Bezirk Rohrbach: 2 Mitarbeiter, 3 Bewohner, 1 Folgefall.
  • Seniorenzentrum Linz: 3 Mitarbeiter, 18 Bewohner.
  • Bezirk Urfahr-Umgebung: 2 Mitarbeiter, 3 Bewohner.
  • Bad Goisern: 7 Mitarbeiter, 23 Bewohner.
  • Bezirk Ried: 3 Mitarbeiter, 4 Bewohner, 1 sonst. Personal.
  • Bezirk Linz-Land: 1 Mitarbeiter, 3 Bewohner.

Positive Tests an Schulen

  • 2 Schüler Adalbert Stifter Gymasium ORG
  • 1 Schüler BAfEP Vöcklabruck
  • 1 Schüler BG/BRG Gmunden
  • 1 Schüler BRG Steyr Michaelerplatz
  • 1 Schüler HAK 2 Wels
  • 3 Schüler HAK Linz-Auhof
  • 2 Schüler HAK Steyr
  • 3 Schüler HBLW Landwied
  • 1 Schüler NMS 5 Wels
  • 1 Lehrer NMS 6 Wels
  • 1 Lehrer NMS St. Martin
  • 1 Schüler SMS Schärding
  • 1 Lehrer SOB Schiefersederweg
  • 1 Schüler VS Kallham
  • 2 Schüler VS Pichl bei Wels
  • 1 Schüler VS Raab
  • 1 Schüler NMS 22 Linz
  • 1 Schüler BG/BRG Freistadt