Gastroliste
ORF.at/Christian Öser
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Coronavirus

Gästeregistrierung wird verpflichtend

Oberösterreich führt aufgrund steigender CoV-Infektionen eine verpflichtende Gästeregistrierung in der Gastronomie ein. Zudem sollen die Schutzbestimmungen in Alters- und Pflegeheimen erhöht werden.

Die am Dienstag in Kraft tretende Verordnung schreibt etwa das Tragen von Masken von Besuchern, Fiebermessen beim Eingang und Erfassung der Kontaktdaten vor. Das gaben Landeshauptmann Thomas Stelzer und seine Stellvertreterin Christine Haberlander (beide ÖVP), Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) am Freitag bekannt.

Studiogast: Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP)

„Überlastung der Intensivstationen verhindern“

„Nicht jeder, der mit Corona infiziert ist, wird auch tatsächlich krank. Fakt ist: Wir wollen jene, die krank werden, bestmöglich schützen, und eine Überlastung unserer Intensivstationen verhindern“, begründete Stelzer die beschlossenen Maßnahmen. Daher führe man neben der Gastro-Registrierungspflicht „ganz gezielt erweiterte Schutzmaßnahmen in den Alters- und Pflegeheimen ein“.

Man habe sich angesichts der steigenden Infektionszahlen, die das Kontaktpersonenmanagement immer herausfordernder machen, für die verpflichtende Gästeregistrierung entschieden, so Achleitner. „Natürlich ist uns bewusst, dass diese Maßnahme einen zusätzlichen Aufwand für die Gastronomie bedeutet, aber durch die verpflichtende Gästeregistrierung können wir gravierendere Maßnahmen wie etwa die Verkürzung der Sperrstunde, Teil-Lockdowns in der Gastronomie oder ein Verbot des Alkoholausschanks vermeiden“. Da die Maßnahme auch Medienaufrufe bei Infektionen obsolet mache, würden die Betriebe auch nicht mehr in der medialen Auslage stehen, wenn ein infizierter Gast im Lokal war, betonte Achleitner.

Strengere Regeln in Alters- und Pflegeheimen

In Alters- und Pflegeheimen müssen Besucher künftig Mund-Nasenschutz-Masken tragen, beim Eingang wird Fieber gemessen und man muss seine Kontaktdaten bekanntgeben, um ein möglicherweise erforderliches Kontaktpersonen-Management zu erleichtern. Pro Bewohner oder Bewohnerin sind pro Tag höchstens zwei Besucher erlaubt. Darüber hinaus erhalten die Mitarbeiter eine verbesserte Hygieneschulung. „Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass es besonders im Bereich der Alters- und Pflegeheime eine Erhöhung der Schutzmaßnahmen braucht. Das neue Corona-Konzept bietet diesen Schutz“, so Haberlander und Gerstorfer.

Im Rahmen eines Pilotprojekt werden im über 125 Plätze verfügenden Bezirksalten- und Pflegeheim Esternberg neu auf den Markt kommende Antigen-Tests ausprobiert. Man wolle sich ein Bild über deren Praxistauglichkeit machen, hieß es. Antigen-Tests sind billiger und können schneller ausgewertet werden als PCR-Tests, sind aber weniger sensitiv.

Kritik schon im Vorfeld

Noch bevor die verschärften Coronavirus-Maßnahmen von der Landespolitik offiziell bekanntgegeben wurden, haben sich kritische Stimmen gemeldet, die vor allem einer Pflichtregistrierung in der Gastronomie wenig abgewinnen können. In Alten- und Pflegeheimen wird es schärfere Besuchsregeln geben.

Wirtesprecher: Verdrängen der Gäste in den Privatbereich

Von einem Match „Gesundheit versus Gemütlichkeit“ sprach Oberösterreichs Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger und rechnete damit, dass es am Anfang einige Gäste geben werde, die der Gastronomie fernbleiben werden: „Über kurz oder lang werden aber auch die Gäste wieder in die Lokale kommen. Mayr-Stockinger fordert daher ein digitales System, mit dem sich Gäste zum Beispiel mit einem QR-Code selbst registrieren können – am besten wäre ein einheitliches System zumindest in ganz Oberösterreich. Ein Vorverlegen der Sperrstünde hätte laut Wirtesprecher ein Verdrängen der Gäste in den Privatbereich zur Folge, „was aber die größten Infektionsherde bildet“.

Gegenwind von FPÖ und SPÖ

Nachdem sich bereits der Landesobmann der FPÖ, Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner am Donnerstag eindeutig vor allem gegen die Registrierungspflicht in der Gastronomie ausgesprochen hat, signalisiert der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich am Freitagvormittag ebenfalls Ablehnung, weil er sich keinerlei positiven Auswirkungen davon erwartet. Es sei eher zu befürchten, dass das Contact Tracing noch länger dauern werde, wenn „ein Drittel der Angaben falsch sind“. Es sinke auch leider die Disziplin der Bevölkerung beim Einhalten von Maßnahmen, wenn diese immer weniger nachvollziehbar sind, so Luger.

Personalprobleme im Pflegebereich

Probleme scheint es auch mit strengeren Richtlininen für die Alten- und Pflegeheime zu geben. Bisher wurde laut der Direktorin für Betreuung und Pflege der Linzer Seniorenzentren, Elke Fehkührer die Erfahrung gemacht, dass man mit den Basismaßnahmen gut durchkomme, problematisch sei aber, meinte sie im Interview mit dem ORF Oberösterreich, dass man nicht genug Personal zur Verfügung habe, „um diesen hohen administrativen Aufwand abzudecken“, der bei einer weiteren Verschärfung der Besuchsregeln entstehe.

Wie Wels auf Ampel-Rot reagiert

In der Stadt Wels wurden am Freitagvormittag nach der – nicht unerwarteten – Ampelschaltung auf Rot Maßnahmen diskutiert. Verstärkt werden vorerst die Sicherheitsmaßnahmen in Alters- und Pflegeheimen. Ob es zu weiteren Verschärfungen in anderen Bereichen kommen wird, ist offen. Man berate noch, hieß es Freitagmittag aus dem Rathaus. Bei den Welser Schulen bleibt die Ampel auf Gelb, dort sind derzeit keine weiteren Einschränkungen geplant.

„Die Rot-Schaltung für Wels hat uns nicht überrascht, wir waren darauf vorbereitet. Wir konzentrieren uns bei den Maßnahmen auf den Schutz von alten und kranken Welsern“, so Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ). Wichtig sei aber, „dass die Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben und ein Lockdown verhindert wird“, betonte der Stadtchef. Gesundheitsreferentin Vizebürgermeisterin Silvia Huber (SPÖ) appellierte an die Bevölkerung, sich an die Schutzmaßnahmen zu halten, „damit sich die Lage in der Stadt möglichst bald wieder bessert. Eine weitere Verschlechterung – und die damit möglicherweise verbundenen Konsequenzen – können wir nur gemeinsam verhindern“, so Huber.

Schulen bleiben alle auf gelb

In Oberösterreich bleiben die Schulen unabhängig von der Ampelfarbe der Bezirke weiterhin gelb. In Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden wurde festgelegt, dass dies auch für die orangen Bezirke und das rote Wels gelte. Einerseits seien die Schulen aktuell nicht die Infektionsherde. Andererseits wollen man „Kindern und Jugendlichen Bildung so lange wie möglich in der Schule ermöglichen sowie die Eltern entlasten“, teilte Haberlander mit. Mit Freitag gelten 206 Schülerinnen und Schüler sowie 43 Lehrer als infiziert.

7.270 Menschen in Quarantäne

Laut Krisenstab des Landes waren am Freitag mit Stand 17.00 Uhr in Oberösterreich 1.682 Menschen infiziert (positiver Test sowie Covid-19-Symptome). Von Donnerstag auf Freitag wurden 238 Neuinfektionen festgestellt. 7.270 Menschen waren in Quarantäne, am späten Donnerstagnachmittag waren es noch 6.505. Auch die Zahl der Krankenhauspatienten hat sich gegenüber den Vortagen deutlich erhöht: 109 Patienten werden in Krankenhäusern behandelt, 13 von ihnen auf Intensivstationen. 78 Personen sind bisher in Oberösterreich im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.

Infizierte in Bezirken (Land OÖ, 19. Dezember, 12.00 Uhr)

Linz-Stadt 428
Steyr-Stadt 69
Wels-Stadt 164
Braunau am Inn 407
Eferding 61
Freistadt 156
Gmunden 468
Grieskirchen 175
Kirchdorf 160
Linz-Land 430
Perg 167
Ried 158
Rohrbach 169
Schärding 325
Steyr-Land 196
Urfahr-Umgebung 162
Vöcklabruck 492
Wels-Land 215

Mitglied des Bruckner Orchesters Coronavirus-positiv

Ein Mitglied des Linzer Bruckner Orchesters ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Das teilte das Orchester am Donnerstag mit. Eine kleine Gruppe von Musikern werde daher vorübergehend aus dem Betrieb genommen, diese seien allerdings alle negativ getestet worden und symptomfrei. Bei einem Konzert am Sonntag im Brucknerhaus muss allerdings das Programm geändert werden: Statt der neunten Sinfonie von Gustav Mahler wird Beethovens Fünfte erklingen.