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Simon Wiesenthal, Amsterdam, 1982; National Archives of the Netherlands/Anefo, CCO, Rob Bogaerts/Kunstuni Linz/ https://www.ufg.at/Newsdetail.1899+M525ea4ad501.0.html
Kultur

Ausstellung für Pioniere der Holocaust-Forschung

Dem 2005 verstorbenen Gründer des Jüdischen Dokumentationszentrums Simon Wiesenthal und 19 weiteren Vertretern der Holocaust-Forschung widmet die Kunstuniversität Linz eine Ausstellung zum Thema „Verfolgen und Aufklären“.

In der Aula der Kunstuniversität hängen Porträts und Tafeln mit den Lebensläufen von 20 Pionieren und Pionierinnen der Holocaust-Forschung. Nach 1945 war es deren Bestreben, am Holocaust beteiligte und untergetauchte Persönlichkeiten vor Gericht zu bringen, aber auch einen weiteren Völkermord zu verhindern.

Bereits im Ghetto und in den Konzentrationslagern dokumentierten sie Verbrechen, sammelten Fakten und Spuren, nach Kriegsende gründeten sie Archive und Forschungsgruppen.

Verbrecherliste ausgehändigt

Im Zentrum der Ausstellung „Verfolgen und Aufklären“ steht Simon Wiesenthal, der bereits wenige Tage nach Kriegsende den Behörden eine Liste mit den Namen von 91 Naziverbrechern aushändigte. Wiesenthal ließ sich in Linz nieder und gründete hier die Jüdische Historische Dokumentation.

Sein Büro war in der Goethestraße, gewohnt hat er in der Landstraße. Offiziell erinnert in Linz aber nichts an Wiesenthal, weshalb auch Bestrebungen laufen, eine Straße oder einen Platz nach ihm zu benennen.

Simon Wiesenthal, Amsterdam, 1982; National Archives of the Netherlands/Anefo, CCO, Rob Bogaerts
Simon Wiesenthal, Amsterdam, 1982; National Archives of the Netherlands/Anefo, CCO, Rob Bogaerts/Kunstuni Linz/ https://www.ufg.at/Newsdetail.1899+M525ea4ad501.0.html
Simon Wiesenthal

Forscher teilweise selbst Opfer dieser Zeit

Die Ausstellung holt aber auch weniger prominente Forscher vor den Vorhang, die ebenfalls bald nach Kriegsende – oder teilweise noch davor – begonnen haben, die Geschehnisse zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Viele von ihnen waren selbst Opfer der NS-Gräuel.

„Und es waren Leute, die nicht akademisch geforscht haben“, sondern einfach dort zu graben begonnen hätten, wo sie waren, so Vizerektorin Karin Harasser. In der akademischen Forschung habe das Thema erst 20 Jahre später Platz gegriffen.

Geheimarchive angelegt

Tuviah Friedman etwa, der aus dem Arbeitslager bei Radom in Polen entkommen war und dessen Familie von den Nazis ermordet wurde, trat 1945 unter falscher Identität der polnischen Polizei bei und begann, Beteiligte an den deutschen Verbrechen zu verfolgen. Emanuel Ringelblum legte im Warschauer Ghetto in Milchkannen ein Geheimarchiv aus Dokumenten an, das für die Holocaust-Forschung nach wie vor von großer Bedeutung ist.

Rachel Auerbach brachte bereits 1947 eine Publikation zum Vernichtungslager Treblinka nordöstlich vor Warschau heraus, das viel weniger bekannt war als Auschwitz. Viele dieser Forscher der ersten Stunde waren später in Yad Vashem in Israel aktiv.

Die Ausstellung in der Aula der Kunstuniversität ist bis 21. Oktober ohne Anmeldung zugänglich und übersiedelt anschließend nach Wien in das Haus der Geschichte Österreich.