Betriebsversammlung FACC Ried
Pressefoto Scharinger © Daniel Scharinger
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Wirtschaft

FACC baut 650 Stellen ab

Der Luftfahrtzulieferer FACC mit Sitz in Ried im Innkreis hat am Freitag die Belegschaft über den geplanten Stellenabbau und über den mit Arbeitnehmervertretern ausgehandelten Sozialplan informiert. 650 Stellen sollen abgebaut werden. Ausgenommen sind die Forschungsabteilung und der Lehrlingsbereich.

Den anfangs mitgeteilten Stellenabbau von 700 korrigierte das Unternehmen am Freitagvormittag. Die durch die CoV-Pandemie in der Luftfahrtbranche ausgelöste Krise habe FACC stark unter Druck gesetzt, hieß es. Der Jobabbau treffe alle Bereiche des Unternehmens mit Ausnahme der Forschung, „weil wir durch Innovation wachsen“, und der Lehrlinge, erklärte CEO Robert Machtlinger.

Belegschaft in Blockveranstaltungen informiert

Ab 8.00 Uhr wurde die Belegschaft – Coronavirus-bedingt in Blockveranstaltungen – in der Messe Ried von den Sparmaßnahmen in Kenntnis gesetzt. Noch bis Ende September gilt bei FACC Kurzarbeit. Die mit Ausbruch der Pandemie eingetretene Krise in der Luftfahrt setzt dem Flugzeugzulieferer schwer zu, sodass CEO Robert Machtlinger bereits bei der Präsentation der Halbjahresbilanz im August sagte, nicht weit entfernt „vom Worst-Case-Szenario von 700 Personen“ zu sein.

Betriebsversammlung FACC Ried
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Mitarbeiter von FACC auf dem Weg zur Betriebsversammlung

„Vier bis fünf Jahre bis Vor-Covid-19-Niveau“

Machtlinger rechnet damit, dass es vier, fünf Jahre dauern werde, bis das Vor-Krisenniveau wieder erreicht sein werde. Daher müssten 650 Mitarbeitern gekündigt werden, begründete er die Reduzierung in der Betriebsversammlung als unumgänglich. Daran hätten auch die Bemühungen in den letzten Monaten, „ausgelagerte Produkte in die Eigenfertigung zu integrieren, das Produktportfolio durch vertikale Integration zu erweitern und damit rund 150 Arbeitsplätze am Standort neu zu schaffen“, nichts geändert. „Uns ist bewusst, dass dieser Eingriff für alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für das Unternehmen schmerzhaft ist“, so Machtlinger.

Sozialplan ausgearbeitet

Machtlinger, die Belegschaftsvertretung und die zuständigen Gewerkschaften Bau-Holz und jene der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier OÖ informierten die Belegschaft auch über die Ergebnisse des gemeinsam ausgearbeiteten Sozialplans. In den kommenden Tagen sollen Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern geführt werden, so die Gewerkschaftsvertreter.

Finanzielle Überbrückung für halbes Jahr

Barbara Huber, die Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrates von FACC sagt, dass es vor allem um finanzielle Unterstützung gehe. In den Verhandlungen habe man auch an die Betriebszugehörigkeit bzw. an das Alter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gedacht. Huber sagt: "Selbstverständlich auch, wenn Familien dahinterstehen, dass wir auch für die Kinder eine finanzielle Unterstützung gewähren und auch für ältere Mitarbeiter. Das war uns sehr wichtig.“

Genaue Zahlen könne sie nicht nennen, so Huber, aber das Ziel des Betriebsrates sei es gewesen, dass die Mitarbeiter mit der finanziellen Überbrückung zumindest ein halbes Jahr über die Runden kommen.

Land spricht von möglichem Stiftungsmodell

Das Land Oberösterreich möchte betroffenen FACC-Mitarbeitern helfen. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) sprachen von einem möglichen Stiftungsmodell. Mit Weiterbildungen sollen die gekündigten FACC-Mitarbeiter einen neuen Job finden. Stelzer und Achleitner sehen derzeit einen großen Arbeitskräftebedarf im Innviertel und verweisen auf die freien Stellen etwa bei KTM in Mattighofen. Die beiden Politiker sprachen von insgesamt rund 3.000 offenen Stellen bei Betrieben im Innviertel.

FPÖ sieht Dominoeffekt

Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) sieht jetzt den „von uns Freiheitlichen bereits im Frühsommer prognostizierten Dominoeffekt bei Kündigungswellen und Insolvenzen mit voller Wucht eingetreten“. Er forderte von der Regierung „langfristige und nachhaltige Konzepte“.

NEOS: Hilfe kommt bisher nicht an

Der Landessprecher von NEOS Oberösterreich, Felix Eypeltauer, sagte, dass die Hilfsmaßnahmen von Bund und Land nicht ankommen oder sogar „verpuffen“ würden. So trage auch das „Oberösterreich-Paket“ der Landesregierung in keiner Weise dazu bei, Arbeitgeber wie FACC zu unterstützen. Eypeltauer erneuerte seine Forderung nach einem Equitiy-Fonds und Direktzuschüssen anstelle von Stundungen und Haftungen.