AEC von außen, bunt beleuchtet
AEC/Tom Mesic
AEC/Tom Mesic
Kultur

Größte Ars Electronica der Geschichte

Trotz oder besser gesagt durch die Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen ist das diesjährige Ars-Electronica-Festival zum größten in der 41-jährigen Geschichte geworden, so Festivalleiter Gerfried Stocker. Am Dienstag wurde das „globale Programm“, das bis Ozeanien reicht, im Linzer Ars Electronica Center präsentiert.

Weil dieses Mal nicht 100.000 Künstler und Besucher zur Ars Electronica nach Linz kommen können, werden ab 9. September weltweit reale Projekte vor Publikum stattfinden, die Teile eines Onlinefestivals bilden. 120 Orte, 150 Projekte sind angemeldet – ein neuer Rekord, so Festivalleiter Stocker am Dienstag bei der Vorstellung des Programms mit seinem Team und Partnern.

Jugendliche würden sagen: „Es ist die größte Lan-Party der Welt“, sagte Stocker und freute sich über „wieder die größte Ars Electronica aller Zeiten“. Erneut so eine Dynamik entfacht zu haben, sei großartig. „Das Festival vermisst die Welt neu, mit Linz als Ausgangskoordinate“, drückte es Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) aus.

Ars Electronica Garden Thessaloniki: Gedankenräume, Beitrag aus Griechenland: Wellen in verschiedenen Blautönen
Refik Anadol, Maurice Beanyoun
Garden Thessaloniki: „MindSpaces“ (Dt.: Gedankenräume), Beitrag aus Griechenland

Die Künstler und Wissenschaftlerinnen werden sich in Asien, Ozeanien, Nord- und Südamerika, Afrika und Europa mit den Themen der Zeit auseinandersetzen. „Wie gehen wir mit dieser Entsolidarisierung, mit dieser Trennung, die in dieser Coronavirus-Zeit jetzt so stark entstanden ist, wie gehen wir damit um?“, so Stocker.

Globalen Dialog sicherstellen

Es gehe darum, sich zu fragen, wie „wir sicherstellen können, dass nicht nur in Kunst, Kultur und Wissenschaft, sondern für unsere gesamte Gesellschaft der Austausch, der Dialog auf einer globalen Ebene weiterhin gut funktioniert“. Das sei der Treibstoff für Innovation, der gebraucht werde, damit die vielen Herausforderungen gemeistert werden können. Ein großes Thema dabei sei „natürlich die Klimakrise und wie wir damit umgehen“, so Stocker.

Tokyo Garden – Gewinnerbeitrag aus dem Medienkunstfestival Japan 2020
Terminal Slam
„Tokyo Garden“ – Gewinnerbeitrag aus dem Medienkunstfestival Japan 2020

Die Reise um die Welt umfasse nicht 120 virtuelle Projekte, sondern echte Festivals mit realem Publikum an Ort und Stelle. Diese „Gärten“ seien zur tragenden Säule geworden, sie bringen 3,2 Millionen Euro ins 6,2 Mio. schwere Budget des Festivals ein. Lediglich 1,4 Mio. Euro kommen von der öffentlichen Hand, 1,1 Mio. erwirtschaftet die Ars Electronica selbst, 525.000 Euro sind Sachspenden. Damit liege das Budget um 23 Prozent über dem des Vorjahres, sagte Stocker, die Projekte der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz nicht eingerechnet.

Gärten auf allen Kontinenten

Veronika Liebl und Christl Baur gaben einen Einblick in die Gärten auf allen fünf Kontinenten. Es geht in Metropolen und in kleine, unabhängige Orte, sogar auf ein Forschungsschiff in der Antarktis. Zwei Themen, derer sich heuer viele Partner annehmen, seien Kultur in Verbindung mit dem Coronavirus und Ökologie, vor allem neue Technologien für den Klimaschutz. Weil die Künstler nicht nach Linz reisen können, wurden sie gebeten, „dass sie uns mit in ihre Studios nehmen, daraus sind fantastische Videoarbeiten entstanden“, so Baur.

Beitrag von Indiara Di Benedetto, Italien: ein Frauenporträt als Mosaik
Indiara Di Benedetto
Beitrag von Indiara Di Benedetto, Italien

Es gibt aber auch das Heimspiel in Linz mit der Innenstadt und dem Campus. In der Stadt zu sehen sind die Präsentation der Prix-Gewinner in der CyberArts, die Valie-Export-Ausstellung im Francisco Carolinum, das Tribute des Crossing Europe Festivals für Valie Export im Moviemento, das „Wild State Network“ der Kunstuniversität, mit dem Rektorin Brigitte Hütter den allgegenwärtigen Schlagzeilen „etwas Wildes, Lautes entgegensetzen“ will, die Klangwolke und das Expanded Animation Festival.

Bibliothek der JKU. Der Campus ist Festival-Hauptort in Linz
AEC/Robert Bauernhansl
Bibliothek der JKU

Das eigentliche Festival „kapert“ den Campus der JKU, wie Rektor Meinhard Lukas sagte. Die Uni, vornehmlich das Linz Institute of Technology (LIT), wird in Projekten daran teilnehmen. Das LIT sei gegründet worden, um den technologischen Transfer weit über die Technik hinausgehen zu lassen, so Lukas.

Die Vernetzung von Wissenschaftlern und Künstlern führte zu Dingen wie einer Dartscheibe, bei der man immer ins Schwarze trifft, und einer Wahrheitsmaschine auf Basis der künstlichen Intelligenz (KI), zu sehen im neuen Learning Center. Dazu werden viele Konferenzen und Gespräche auf dem Campus beheimatet sein, die das Kernthema des Festivals um Autonomie und Demokratie im Zeitalter der KI beleuchten.

Maki Namekawa und Dennis Russell Davies am Klavier, der Raum fast ganz dunkel, Lichtspot auf die Künstler, an der Wand Projektion: Himmel mit Haufenwolken
AEC/Robert Bauernhansl
Maki Namekawa und Dennis Russell Davies

Das traditionelle Abschlusskonzert am Sonntag mit Maki Namekawa und Dennis Russell Davies habe in normalen Jahren 1.000 Besucher, heuer wird es zweimal hintereinander aufgeführt, mit einem Publikum von jeweils 150 Leute in der Kepler Hall. „Keine Ahnung, ob es völlig überbucht sein wird oder keiner sich traut“, sagte Stocker. Jedenfalls könne man das Risiko eines Besuchs ruhig eingehen, alles sei sicher.