Zur Aushärtung von Gepäckablagen und Deckenpaneelen setzt FACC im Werk 2 in Ort im Innkreis groß dimensionierte Autoklaven ein
FACC/Gortana
FACC/Gortana
Wirtschaft

Bis zu 750 Jobs könnten bei FACC wegfallen

Die Coronavirus-Krise setzt auch dem Flugzeugteilezulieferer FACC mit Sitz in Ried im Innkreis zu. Ein Sparprogramm läuft, bis zu 750 Arbeitsplätze könnten abgebaut werden. Das Unternehmen erwartet für das Jahr 2020 einen Betriebsverlust von 55 bis 65 Mio. Euro.

Für genauere Prognosen sei die Unsicherheit durch das Coronavirus noch zu groß, schrieb das Unternehmen – das weite Teile seiner Umsätze mit Airbus und Boeing macht – im Halbjahresbericht. In der Ergebnisvorschau sind Wertberichtigungen wegen CoV enthalten, aber auch Kosten für einen im zweiten Halbjahr wirksam werdenden Personalabbau.

Keine Details zum Personalabbau

Wie viele Arbeitsplätze verloren gehen werden, wollte der Vorstand am Donnerstag beim Halbjahrespressegespräch nicht sagen. Man sei aber nicht weit entfernt vom Worst-Case-Szenario von 750 Personen, so Firmenchef Robert Machtlinger im Gespräch mit ORF-Redakteur Volker Obermayr. Ein Sozialplan sei bereits in Verhandlung. „Ich möchte dazu noch nichts sagen, sondern es zuerst intern kommunizieren“, sagte Machtlinger.

3.400 Beschäftigte in Österreich

FACC beschäftigt in Österreich rund 3.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Schwerpunkt des Stellenabbaus werde in Österreich sein, wo das Gros der Fertigung ist. Aber auch an anderen Standorten werde Personal abgebaut, räumte der Vorstand ein. In Töchterfirmen beschäftigt FACC etwa 300 Personen. Auf der anderen Seite will das Unternehmen Teile, die im Ausland gefertigt werden, nach Österreich zurückholen und dadurch im nächsten Jahr 80 bis 100 Jobs sichern.

Sparprogramm und Regierungshilfe

Das Einsparprogramm von 15 Mio. Euro betrifft im Wesentlichen den Personalbereich, wenngleich der Konzern auch bei anderen Ausgaben – vom Materialzukauf bis hin zu den Reisekosten – sparen muss. Von der Regierung hat sich FACC Hilfen im Ausmaß von 29 Mio. Euro geholt, insbesondere durch das Kurzarbeitsmodell und den Fixkostenzuschuss. Im Juli sicherte sich das Zulieferunternehmen zudem eine neue Kreditlinie von 60 Mio. Euro.

Bei zukünftigen Investitionen muss FACC nun auf die Bremse steigen. Das 33-Mio.-Euro-Investment in ein geplantes, neues Werk in Kroatien werde es in dieser Form nicht geben. „Wir werden im vierten Quartal entscheiden, ob wir Kroatien umsetzen“, sagte Machtlinger.

Erholung wird wahrscheinlich Jahre dauern

Die kommenden Jahre werden für das Unternehmen, das weite Teile seiner Umsätze mit Airbus und Boeing macht, alles andere als einfach. „Die Auswirkungen sind größer als 2001 (Terroranschläge am 11. September, Anm.) und 2008 (Finanzkrise, Anm.). Die derzeitige Krise ist weltweit und unvorhersehbar. Wir rechnen damit, dass die Erholung länger dauert“, sagte Firmenchef Machtlinger. Die Rückkehr zum Vor-Coronavirus-Niveau erwartet das Management erst in vier bis fünf Jahren.

Deutliche Rückgänge im zweiten Quartal

Vor allem im zweiten Quartal waren die Zahlen belastet. Bei allen Finanzkennzahlen kam es zu teils deutlichen Rückgängen, zumal in dieser Zeit 80 Prozent der weltweiten Flugzeugflotten über Monate auf dem Boden blieben, Übernahmen von Neuflugzeugen verschoben wurden, Flugzeugneubestellungen blieben fast gänzlich aus. Auch der in chinesischem Besitz befindliche oberösterreichische Zulieferer musste seine Produktion an die gekürzte Produktion der Hauptkunden anpassen.

Die Umsätze von FACC lagen im ersten Halbjahr 2020 mit 292,1 Mio. Euro um 26 Prozent unter Vorjahr (Vergleichsperiode 2019: 394,9 Mio. Euro). Die Pandemie machte Abschreibungen und Abwertungen über 37,4 Mio. Euro nötig. Im ersten Halbjahr wurde deshalb ein Betriebsverlust von 36,9 Mio. Euro ausgewiesen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es minus 5,2 Mio. Euro. Nach Steuern lag der Verlust nach sechs Monaten bei 41 Mio. Euro.

Organisation muss „verschlankt“ werden

Seit März wurde in Österreich kurzgearbeitet. Lag im März die Auslastung bei vielen Projekten noch bei annähernd 100 Prozent, so hat sie sich nach Firmenangaben in den Folgemonaten auf 50 Prozent reduziert. Ab September soll sich die Auslastung wieder auf 70 Prozent erhöhen.