Marillenernte vernichtet
Martin Bergkirchner
Martin Bergkirchner
Landwirtschaft

Trotz Ausreißern gute Erntebilanz

Das Jahr 2020 ist für die heimischen Getreidebauern ein gutes. Im März und April hat damit allerdings noch keiner gerechnet – die Felder waren viel zu trocken. Beim Obst allerdings gibt es große Ausfälle und auch Hagel und Frost setzten der Landwirtschaft zu.

Einzig und allein die Erdbeeren stechen heuer heraus: Sie seien nur teilweise dem Frost zum Opfer gefallen, so Christian Krumphuber, der scheidende Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer.

Erntebilanz der Bauern

Obwohl die Felder im März und April noch viel zu trocken waren, sind die Bauern mit der Getreideernte im Jahr 2020 zufrieden. Doch während die Getreideernte gut läuft, ist das Obst fast gänzlich verdorben.

Die Erdbeeren überstanden auch den trockenen April relativ gut, im Gegensatz zu anderen Obstsorten: „Wir haben fast die gesamte Marille verloren, wir haben erhebliche Teile der Kirschernte verloren und wir sind auch jenes Bundesland, wo der Frost die Apfelblüte doch sehr massiv geschädigt hat“, so Krumphuber.

Gute Getreideernte, viel Selbstversorgung

Beim Getreide hingegen ist die Lage besser. Mehr als fünf Millionen Tonnen sollen österreichweit geerntet werden, sofern das Wetter weiterhin passt. Dabei hatte es im Frühjahr wegen der Trockenheit schlecht ausgesehen.

Mähdrescher auf Getreidefeld von oben
pixabay / Rabenspiegel
Obwohl es im Frühjahr recht trocken war, ist man aus derzeitiger Sicht bei der Landwirtschaftskammer mit der erwarteten Getreideernte durchaus zufrieden.

Teilweise sei man beim Getreide sogar in der Lage, sich selbst zu versorgen, so Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger. Ein Aspekt, der besonders durch die CoV-Pandemie immer wichtiger werde. „Getreide, bei Kartoffeln, bei Fleisch, bei Milch, da können wir diese Selbstversorgung auch gewährleisten, auch bei anderen Produkten wie Bier und Wein, wenn man sie zu den Grundnahrungsmitteln zählen mag“, so Langer-Weninger. Bei Gemüse und Obst liegt das Selbstversorgungspotential bei etwa 80 Prozent.

Leere Lager bei Konservengemüse

Einen Boom habe CoV-bedingt heuer Konservengemüse erlebt, so Helmut Feitzlmayr, der kommende Leiter der Abteilung Pflanzenbau. Denn das sei heuer so gut wie aufgekauft. „Die Lager sind ziemlich geräumt, deswegen ist es ganz wichtig, dass wir auch heuer wieder entsprechend ernten, gerade bei den Einlegegurken, den Essiggurken, haben wir das Problem gehabt mit diesem eher kühleren Mai und der nassen Witterung und wir haben jetzt Ende Juli etwa ein Drittel der Einlegegurken erst geerntet“, so Feitzlmayr.

Schäden durch Frost und Hagel

Frost und Hagel machten heuer auf den Feldern schon viel kaputt. Den Bauern entstanden dadurch fast 15 Millionen Euro Schaden. Allein das Unwetter diese Woche richtete im Inn- und Hausruckviertel 2,5 Millionen Euro Schaden an – mehr dazu in Schwere Unwetter mit Millionenschäden (ooe.ORF.at).

Mangel an Erntehelfern im Gemüsebau

Im Gemüsebau hatte man lange Zeit wenig Probleme mit der Witterung, derzeit treten aber vermehrt Krankheiten durch das feucht-warme Wetter auf. Allerdings haderte man mit dem Arbeitskräfteangebot. Bedingt durch die CoV-Pandemie mangelte es bekanntlich an Erntehelfern aus Osteuropa. Von 5.000 Beschäftigungsverhältnissen wurden nur rund zehn Prozent abgedeckt. Den Rest versuchte man so gut wie möglich mit Freiwilligen, Asylwerbern etc. zu kompensieren, so Langer-Weninger.

Erntehelfer aus der Ukraine
LK OÖ/ Stefan Hamedinger
Aufgrund der Reisebeschränkungen wurden Erntehelfer aus der Ukraine eingeflogen. Dennoch habe es zu wenig Beschäftigte gegeben, so der Tenor der Gemüsebauern.

Im Herbst werde es eine bundesweite Arbeitsgruppe geben, die sich damit befassen soll, wie man dem Problem nächstes Jahr begegnet.

Erzeugerpreise unter Vorjahresniveau

Die Erzeugerpreise für Frischgemüse liegen heuer durchwegs leicht über jenen von 2019 – Ausnahme ist die Zwiebel. Auch bei den Frühkartoffeln besteht angesichts sehr guter Erträge ein „historisches Preistief“, bilanzierte Feitzlmayr.

Mehr Ölkürbis und Zuckerrüben

Gut lief es beim Ölkürbis, der in Oberösterreich immer mehr angebaut wird. Die Zuckerrübenfläche stieg ebenfalls, sie ist entgegen dem Bundestrend um ein Sechstel auf über 6.200 Hektar gewachsen. Während in Ostösterreich die Zuckerrübenbauern mit starkem Schädlingsbefall zu kämpfen hatten, rechnet man in Oberösterreich mit guten Erträgen. Das Bundesland könnte heuer fast ein Drittel der bundesweiten Zuckerrübenernte einfahren, rechnete Krumphuber vor. Auch bei Mais und Sojabohne ist man zufrieden.

Weniger Anbaufläche für Raps

Beim Raps ist die Anbaufläche rückläufig – in der Landwirtschaftskammer glaubt man, dass sich die Bauern u.a. nicht immer für den Pestizideinsatz rechtfertigen wollen. Der Rückgang schmerze vor allem im Hinblick auf den niedrigen Eigenversorgungsgrad bei Speiseölen – Stichwort Palmfett. Allerdings waren die diesjährigen Rapserträge mit 35 bis 45 Dezitonnen pro Hektar besser als erwartet, auch die Preise haben angezogen und die Firma VOG sucht für ihre Marke „Rapso“ weitere Vertragsflächen.