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Mehr „Pfusch“ in der Coronavirus-Krise

Die Coronavirus-Krise und die damit verbundene Rezession sorgen heuer für mehr Schwarzarbeit in Österreich. Viele pfuschen selbst öfter oder lassen vermehrt im Pfusch arbeiten.

„Die Schattenwirtschaft dient somit als Puffer für sonst noch wesentlich höhere Einkommensverluste“, sagte der Linzer Ökonom Friedrich Schneider am Donnerstag. Auch Herr und Frau Österreicher gehen von wesentlich mehr Schwarzarbeit in der Krise aus, zeigt eine im Juni vom Linzer Market-Institut vorgenommene Befragung von 1.016 Personen, älter als 16 Jahre.

Dabei gaben 44 Prozent an, dass die Schwarzarbeit während der Coronavirus-Pandemie und der dadurch ausgelösten Rezession deutlich oder etwas mehr geworden ist, hieß es in einem Pressegespräch. 41 Prozent meinten, sie sei in etwa gleich geblieben, acht Prozent sie sei etwas weniger geworden und fünf Prozent sie sei deutlich weniger geworden; zwei Prozent machten dazu keine Angabe.

Unter den 16- bis 29-Jährigen sei die Annahme eines Anstiegs des Pfuschs mit 52 Prozent wesentlich ausgeprägter als bei den ab 50-Jährigen mit 37 Prozent. In Ostösterreich gehe man unter den Befragten zu 49 Prozent von einer Zunahme des Pfuschs aus, in Südösterreich nur von 34 Prozent.

Vier von zehn Befragten selbst betroffen

Selbst von der Coronavirus-Krise betroffen erklärten sich vier von zehn Befragten, am stärksten mit 54 Prozent die 16- bis 29-Jährigen, gefolgt von den 30- bis 49-Jährigen mit 44 Prozent und schon weniger mit 25 Prozent bei den ab 50-Jährigen, so Market-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer vor Journalisten. Zudem stellte er Forschungsdaten aus der neu formierten Forschungsgemeinschaft des Market-Instituts mit der Lazarsfeld Gesellschaft vor.

Wirtschaftlicher Rahmen seit Jänner stark verändert

Im Jänner hatte Schneider für heuer noch einen weiteren Rückgang des Pfusch-Volumens von 24 auf 22,9 Mrd. Euro erwartet. Im Mai und Juni erstellte er eine neue Schätzung zur Entwicklung der Schattenwirtschaft unter Berücksichtigung der neuesten wirtschaftlichen Entwicklung von Juni, Mai und April, da sich der wirtschaftliche Rahmen seit Jänner stark verändert hat. Seither rechnet Schneider für 2020 mit einem Anstieg des Pfusch. Er hält nun 24,7 Mrd. Euro Pfusch-Volumen für möglich, falls die Wirtschaftsleistung um 5 Prozent des BIP zurückgeht – freilich legen letzte Schätzungen einen noch stärkeren Wirtschaftseinbruch und wohl auch mehr Pfusch nahe.

Mehr Schwarzarbeit auch in Nachbarländern

Auch für die Nachbarländer Deutschland, Schweiz und Italien rechnet der Ökonom seit Mai mit deutlichen Zuwächsen beim Pfusch-Anteil, er geht aber auch von stärkeren BIP-Rückgängen aus als für Österreich. Für Deutschland sehe er einen Anstieg des Anteils der Schattenwirtschaft am BIP von 9,1 Prozent (Beginn 2020) auf 10,5 Prozent – im Falle eines BIP-Rückgangs von 7 Prozent. Für die Schweiz ergebe sich aus den Berechnungen ein Anstieg von 5,3 auf 5,9 Prozent (bei 6 Prozent BIP-Minus), und für Italien ergebe sich eine Erhöhung von 18,7 auf 21,8 Prozent (bei einem BIP-Minus von 9,1 Prozent).