Die Stimmung in den Reisebüros ist im Keller – auch wenn die Buchungen jetzt langsam wieder anziehen. Die Coronavirus-Krise hat die Branche voll und als eine der ersten erwischt. Schon im Herbst könnten erste Pleiten drohen. Mit einer Rückkehr zur Normalität rechnet man frühestens 2021. „Die Verunsicherung ist noch sehr groß, und die Reiselust wirklich gering. Die Nachfragesituation ist auf einem ganz kleinen Bruchteil im Vergleich zum Vorjahr“, so Reisewelt-Geschäftsführer Ervin Sebestyen aus Linz.
„Retten, was zu retten ist“
Kunden beruhigen, Buchungen stornieren, Zahlungen rückabwickeln, Reisen absagen, und neue Programme entwickeln. So sieht seit Wochen der Alltag in den Reisebüros aus. „Es herrscht das Prinzip: wir versuchen zu retten, was noch zu retten ist und haben für den Herbst gewisse Hoffnungen. Es gibt einige Opernreisen, auch nach Spanien, die doch ganz gut gebucht sind. Aber generell wird es ein ganz schwieriges Jahr“, so Roland Kastler von „Reiseparadies Kastler“ aus Ottensheim.
100-prozentiger Umsatzausfall
„Wir reden teilweise von Monaten mit einem 100-prozentigen Umsatzausfall. Das ist natürlich alles in allem sehr frustrierend“, so Johannes Schierl, sabtours-Vertriebschef aus Wels.
Dabei hat 2020 vielversprechend begonnen. Die Reisefreudigkeit bewegte sich auf Rekordniveau, die Buchungslage war gut. Doch nach der Coronavirus-Krise droht eine Pleitewelle, sagt Werner Mader, der Fachgruppenobmann der Reisebüros in der Wirtschaftskammmer Oberösterreich. „Bis jetzt ist diese Pleitewelle noch ausgeblieben. Wir glauben aber, wenn sich die Situation nicht bald drastisch ändert, werden sicherlich im Herbst oder im Frühjahr Pleiten folgen“, so Mader.
Urlaub in Österreich, kaum Fernreisen
Aufgrund der weltweit sehr undurchsichtigen Lage planen heuer viele ihren Urlaub in Österreich. Und da bleiben Reisebüros häufig außen vor. Zögerlich gebucht werden Reisen ans Mittelmeer. Meistens mit Selbstanreise. „Da allen voran Kroatien. Und sollte es wirklich das Flugzeug sein oder das Mittelmeer, dann spüren wir Griechenland ganz klar“, so Sebestyen. Fernreisen außerhalb Europas und Kreuzfahrten sind derzeit kein großes Thema.