Eine Frau mit offenen Rechnungen hat viele Schulden. Arbeitslosigkeit und Privatkonkurs
Gina Sanders – stock.adobe.com
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Wirtschaft

OÖ bei Konkursen auf Platz eins

Oberösterreich steht an der Spitze der Konkurs-Statistik für das erste Halbjahr 2020, so der Kreditschutzverband von 1870 am Freitag. Generell, also bei Firmen und Privaten, wurden aber weniger Insolvenzen verzeichnet als im Vorjahr.

Coronavirus-Hilfen des Staates, längere Zahlungsfristen, Gläubiger, die derzeit nicht so schnell den Gang zum Konkursrichter antreten – das sind laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) die Gründe, warum die Konkurse im ersten Halbjahr in Oberösterreich deutlich zurückgingen – bei den Firmen- und den Privatinsolvenzen. Bei den Privatinsolvenzen gab es einen Rückgang von über 33 Prozent von 690 auf 495.

Schuldnerberatungen eingestellt

Unter anderem auch weil die Schuldnerberatung die persönliche Beratung seit der Coronavirus-Pandemie bei privaten Schuldnern stark einschränkte. Der KSV rechnet allerdings auch hier mit einem Nachholeffekt, falls sich die Wirtschaft nicht rasch erholt. Ein häufiger Grund für Privatinsolvenzen ist der Verlust des Arbeitsplatzes und in der Folge die Tatsache, dass mit dem Arbeitslosengeld oder mit einem niedrigeren Einkommen durch Kurzarbeit nicht mehr alle Zahlungen geleistet werden können.

Kremsmüller: Österreichs größte Pleite

Noch stärker als die Zahl der Privatinsolvenzen ging jene bei den Firmen zurück. Hier gab es ersten Halbjahr 2020 in Oberösterreich ein Minus von über 36 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Die größte Firmenpleite ist jene der Kremsmüller Industrieanlagen KG in Steinhaus bei Wels mit 135 Millionen Euro – die größte Insolvenz in dieser Zeitspanne in ganz Österreich.

Bei Betrieben an vierter Stelle

Die häufigsten Pleiten gab es bei Dienstleistern, insbesondere jenen, die für andere Unternehmen diese Dienstleistungen erbringen, etwa Reinigungsdienste oder Werbeagenturen. Dahinter folgten die Gastronomie und die Bauwirtschaft. Im Bundesländervergleich gab es im ersten Halbjahr nach Wien, Niederösterreich und der Steiermark in Oberösterreich mit insgesamt 195 Firmenpleiten den vierthöchsten Wert.