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pixabay/congerdesign
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Chronik

Gestresste Eltern im Home-Office

Während des Shutdowns sind viele Arbeitsplätze in die eigenen vier Wände verlegt worden. Das habe zwar ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, aber vor allem bei Eltern sei der Stress enorm gestiegen, wie aus dem Arbeitsklima Index der AK OÖ hervorgeht.

Der Arbeitsklima Index beruht auf 1.600 Online-Befragungen, die zwischen März und Mai 2020 durchgeführt wurden. Über ein Viertel der Beschäftigten in Österreich arbeiteten von März bis Mai laut dieser Erhebung der Arbeiterkammer Oberösterreich fast ausschließlich im Home-Office, weitere elf Prozent zumindest teilweise. Der Arbeitsalltag musste von einem auf den anderen Tag völlig neu organisiert werden. Bei den qualifizierten bzw. leitenden Angestellten arbeiteten knapp 40 Prozent daheim, bei den Akademikern 56 Prozent. Arbeiter und Pflichtschulabgänger waren nur zu jeweils zehn Prozent im Home-Office – manuelle Tätigkeiten können nicht von zuhause aus erbracht werden.

Klagen über extreme Mehrbelastung

Von jenen, die im Home-Office gearbeitet hatten, klagten vor allem die Arbeitnehmer mit schulpflichtigen Kindern über eine extreme Mehrbelastung. Fast die Hälfte von ihnen sagte, ihren Beruf mit ihren sonstigen Aufgaben zu vereinbaren, „stresst mich jetzt mehr als vor der Coronakrise“. Vielen ermöglichte die Heimarbeit freilich die Kinderbetreuung während der Schulschließung. Bei den Arbeitnehmern ohne Betreuungsagenden zuhause berichteten 25 Prozent von mehr Stress.

Keine „Zeit zum Verschnaufen“

40 Prozent der Heimarbeiter arbeiteten auch zu Zeiten, zu denen sie früher nicht tätig waren – frühmorgens, abends, nachts oder am Wochenende. Bei den Arbeitnehmern mit Kindern zuhause berichteten 39 Prozent von mehr Zeitdruck und 30 Prozent von einem stärkeren Arbeitsdruck „ohne Zeit zum Verschnaufen“; 28 Prozent fehlte daheim schlicht der Platz, um ihre Arbeit sinnvoll verrichten zu können. Einsamkeit beziehungsweise Isolation verspürten nur elf Prozent der Kindererziehenden und acht Prozent jener, die ganz allein von zuhause aus arbeiteten.

AK fordert Jugendrettungspaket

„Das Coronavirus hat die Arbeitswelt verändert – die Arbeitslosigkeit ist explodiert, obwohl sie mit der von den Sozialpartnern ausverhandelten Kurzarbeit deutlich abgefedert werden konnte“, betonte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer. Betrieben drohe die Insolvenz und Zehntausende Familien hätten existenzielle Sorgen. Jetzt brauche es ein „umfassendes Jugendrettungspaket“, eine spürbare Erhöhung des Arbeitslosengeldes und eine „echte finanzielle Anerkennung für die Heldinnen und Helden der Krise“. Gemeint sind damit vor allem alle jene Beschäftigten in „systemrelevanten“ Berufen, also etwa in Supermärkten, Pflegeheimen, Krankenhäusern und öffentlichen Verkehrsmitteln.

Von diesen Menschen musste der jüngsten AK-Erhebung zufolge über die Hälfte weitgehend am üblichen Arbeitsort erscheinen. Die Beschäftigten in riskanten Berufen fühlten sich nicht geschützt – 31 Prozent mussten zur Arbeit, obwohl sie eine Ansteckung befürchteten. Ebenfalls fast ein Drittel musste Überstunden machen und 25 Prozent wollten freinehmen, durften aber nicht.

Zum Vergleich: Bei nicht systemrelevanten Arbeitnehmern mussten nur zehn Prozent ganz normal zur Arbeit und nur 13 Prozent Überstunden leisten. Fünf Prozent bekamen keinen Urlaub.

Verunsicherung bei vielen Gruppen

In der Krise besonders stark verunsichert sind laut AK die Jungen, Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitslose, atypische bzw. geringfügig Beschäftigte und Leiharbeiter. Diese Gruppen seien der Meinung, dass sie die Situation „härter trifft als andere“. 80 Prozent glauben, dass sich der Arbeitsmarkt dauerhaft verändern wird. Existenzängste befallen fast die Hälfte (49 Prozent) der Arbeitslosen und 35 Prozent der Menschen in Kurzarbeit. 54 Prozent meinen, dass es auch wegen der aktuellen Lage schwierig werde, wieder einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen.