Schwein im Stall
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Chronik

Kritik an Gütesiegeln für Schweinefleisch

Vier Pfoten und Arbeiterkammer OÖ haben Gütesiegel für heimisches Schweinefleisch in Hinblick auf das Tierwohl geprüft. Fazit: Das am meisten verwendete AMA-Gütesiegel orientiere sich im Wesentlichen nur an gesetzlichen Mindeststandards, die von der NGO als zu niedrig angesehen werden.

Die Tierschutzorganisation und die Arbeiterkammer (AK) sahen sich die gesetzlichen Bedingungen für die Schweinemast und sechs Gütezeichen für Fleisch genauer an. Dabei wurden die Haltung der Tiere, Eingriffe, Schlachtung und Transport sowie die Kontrollen bewertet. Die Hälfte der Siegel – Bio Austria, das AMA-Biosiegel und AMA+Tierwohl – bringe wenigstens einige Verbesserungen für die Nutztiere, so das Ergebnis.

98 Prozent des österreichischen Schweinefleisches würden aber aus konventioneller Tierhaltung stammen, so die Tierschützer. Dies bedeute zugleich, dass überwiegend nur die Gesetzesvorgaben erfüllt würden. Und hier liege die Latte „sehr niedrig“.

„Tiere an Haltungssysteme angepasst“

Voraussetzungen wie Verbote von Vollspaltböden, der Ferkelkastration ohne Betäubung sowie dem grundsätzlichen Verzicht auf das Kupieren der Schwänze bestehe nicht. Auf ein Einstreuen von Stroh oder Sägespäne im Liegebereich, gentechnikfreies Futter oder ausreichend Platz pro Schwein (1,3 Quadratmeter pro 100 Kilogramm) werde verzichtet. Damit würden „die Tiere dem Haltungssystem angepasst und dafür zurechtgestutzt“, lautet die Kritik.

Dieser geringe Tierschutz gelte auch für das Standard-AMA-Gütesiegel. Lediglich bei den Transportkriterien sowie den jährlichen Kontrollen von Transport und Schlachtung übersteige es die gesetzlichen Mindestanforderungen.

AMA-Standards regelmäßig überprüft

Der Leiter der Schweinebörse, Johann Schlederer, möchte das so nicht stehen lassen. Denn die gesetzlichen Standards seien weit weg von Tierquälerei und gerade eine Mitgliedschaft beim AMA-Gütesiegel würde garantieren, dass diese Standards regelmäßig überprüft würden. Kontrolle, sei neben der Herkunfts- und der Qualitätsgarantie die dritte Säule des Siegels. „AMA-Gütesiegel-Betriebe müssen auch Pflichtmitglied beim Tiergesundheitsdienst sein und da kommen dann die Tierärzte zwei bis fünf Mal pro Jahr auf den Betrieb und checken die Einhaltung der tiergerechten Haltung und der gesetzeskonformen Haltung“, so Schlederer.

Haltung auch Preisfrage

Johann Schlederer ist ein Verfechter hochwertiger Schweinezucht, wie zum Beispiel der Strohhaltung. Seiner Erfahrung nach scheitern viele solcher Initiativen am Preis, weil „der Verbraucher wirklich, wenn es um’s Geldausgeben dafür geht, nicht bereit ist, diese zehn, 20 Prozent mehr zu bezahlen“, so Schlederer. In Umfragen würden sich viele Konsumenten für das Tierwohl aussprechen, nur in der Realität werde trotzdem zum Großteil das billigere Fleisch gekauft.

Wer tatsächlich etwas für das Tierwohl tun möchte, könne das laut Vier Pfoten und AK besser mit dem AMA-Biosiegel, mit AMA+Tierwohl, Bio Austria oder den auf der Packung vermerkten Auszeichnungen „Tierwohl-kontrolliert" oder „Tierschutz-kontrolliert“ tun.