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Coronavirus

Initiative fordert Lehrlingspaket

Der bestehende Fachkräftemangel dürfte sich durch die Krise verschärfen. Rund 10.000 Lehrstellenplätze stünden heuer auf dem Spiel, wie eine Umfrage des Linzer market-Instituts im Auftrag einer Arbeitgeberinitiative zeigt. Sie fordert ein Lehrlingspaket.

Die Hälfte aller Lehrbetriebe fühle sich von der derzeitigen Krise stark betroffen, so das Ergebnis der market-Umfrage unter 400 Lehrlingsausbildnern im Auftrag der Arbeitgeberinitiative „Zukunft Lehre Österreich“. Das verändere auch die Einstellungspläne der Unternehmen für Lehrlinge. So wollen heuer 39 Prozent der befragten Unternehmen keine Lehrlinge aufnehmen, normalerweise liegt der Wert bei 25 Prozent.

10.000 Lehrstellen weniger

In Summe dürften das rund 10.000 Ausbildungsplätze weniger sein, als noch vor der Coronavirus-Krise geplant war, so Studienautor David Pfarrhofer. Besonders betroffen sei dabei der Handel mit rund 3.500 Lehrstellen, der Bereich Gewerbe und Handwerk mit 3.000 und der Tourismus mit rund 2.000 Lehrstellen, die nicht besetzt würden. Jeder dritte Betrieb, der im heurigen Herbst keine Lehrlinge einstellt, plant laut Umfrage, auch im nächsten Jahr keine Lehrlinge aufzunehmen. Dies würde einen massiven Schaden für die Duale Ausbildung bedeuten so Pfarrhofer.

Lehrlingspaket mit finanzieller Unterstützung gefordert

Deshalb brauche man konkrete Lösungsvorschläge, wie etwa ein Lehrlingspaket, um die Lage zu entschärfen, so der Generaldirektor der Energie AG, Werner Steinecker, der auch Präsident der Initiative ist. Eine Möglichkeit wäre dabei, die Lehrbetriebe mit 25 Prozent des Lehrlingseinkommens im ersten Lehrjahr zu unterstützen. Das wären rund 2.000 Euro pro Lehrling im Jahr. Und ein Viertel der befragten Unternehmen würden mit dieser Unterstützung laut Umfrage auch wieder mehr Lehrlinge einstellen.

Gespräche mit Ministerinnen und Wirtschaftskammer

Derzeit würden bereits Gespräche mit den zuständigen Ministerinnen in Wien und auch der Wirtschaftskammer geführt. Es gebe auch einen "engen Kontakt mit der Wirtschaftskammer, letztlich müsse aber der Finanzminister das Geld bereitstellen. Die Wirtschaftskammer bestätigt die Bemühungen. Man arbeite „an einem umfassenden Paket“, damit es nicht zu einer Lücke bei den Fachkräften von morgen komme, so die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, Mariana Kühnel, am Freitag in einer Aussendung.

Die Arbeitgeberinitiative „Zukunft Lehre Österreich“ will Lehrberufe wieder attraktiver machen, um unter anderem den Fachkräftemangel in den nächsten Jahren zu dämpfen. Viele heimische Leitbetriebe – unter anderem aus den Bereichen Energie, Finanzen und Versicherung, Industrie und Tourismus – sind Mitglieder der Initiative.