Urfahraner Markt
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Hohe Verdienstentgänge bei Schaustellern

Schausteller und Fahrgeschäftebetreiber gehören zu den großen Verlierern der CoV-Krise, denn Jahrmärkte, Volksfeste und andere Feierlichkeiten sind ein reines Saisongeschäft.

Kein Tagata, kein Autodrom, keine Zuckerwatte, keine Festzelte: Für Schausteller bedeutet die CoV-Gesundheitskrise oft einen Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Die aktuelle Situation ist eine große Belastung für eine ohnehin schwierige Branche: Rund 500.000 Gäste besuchen jährlich den Urfahraner Jahrmarkt bei gutem Wetter. Die Absage bedeutet einen schmerzhaften Verdienstentgang. Naturgemäß herrscht in dieser Branche in den ersten drei Monaten des Jahres nach dem großen Weihnachtsgeschäft Flaute.

Enormer Verdienstentgang

"Seit 10. März gilt in Österreich das Veranstaltungsverbot. Die Messe Blühendes Österreich, der Vöcklabrucker Maidult, der Urfahraner Jahrmarkt, der Josefimarkt in Uttendorf, das Steyrer Stadtfest, der Altmünsterer Kirtag – sie alle fallen unter das Veranstaltungsverbot bis Ende August und bedeuten für uns einen enormen Verdienstentgang“, so Süßwarenhändlerin Martina Gschwandtner.

Jahrmarktstimmung zu Hause als Plan B

Mit Schaumrollen, Bratwürstel und Co sind Martina Gschwandtner und ihr Mann in ganz Österreich unterwegs. Sie wären im Mai auch am Urfahraner Jahrmarktgelände mit dabei gewesen. Um den Verdienstentgang ein wenig abzufedern, haben sie einen Plan B auf die Beine gestellt und beliefern nun Privathaushalte mit Zuckerwatte, Schaumbechern, Fruchtspießen und Lebkuchenherzen.

Jahrmarktstimmung zuhause – gerade bei Kindergeburtstagen komme das gut an. „Das ist unser Überlebensprojekt, um wenigstens die Fixkosten abdecken zu können“, so Gschwandtner.

Hoffnung auf schrittweise Lockerung

Ein weiterer Schausteller ist Heinrich Straßmeier: Er sorgt mit Autodrom, Schießbuden, Bungeekugel und Karussell auf Festen für Vergnügen bei groß und klein. Heuer ist das Geschäft wegen der CoV-Krise bisher komplett ausgeblieben. Der Stillstand kostet ihm viel Geld: „Da unsere normale Saison von März bis Oktober dauert, beträgt unser Geschäftsentgang über 75%. Falls nun auch noch die Herbstveranstaltungen abgesagt werden, dann wären wir seit Weihnachten insgesamt 17 Monate ohne Verdienst."

Die deprimierende Situation schlägt sich nicht nur aufs Konto, sondern auch aufs Gemüt, so Süßwarenhändler Günter Weigl aus Linz. "Mir fehlt das Leben auf den Märkten und mir fehlen die Leute“, so Weigl. Geld aus dem CoV-Härtefall-Topf und kleine Ersatzeinnahmen seien derzeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, so Spielwarenhändler Henry Preslmayr. Preslmayr betreibt sein Geschäft in vierter Generation und hofft auf eine schrittweise Lockerung.

Durch Arbeitslosigkeit weniger Geld zum Ausgeben

Ein Auf und Ab in den Umsätzen gäbe es zwar immer wieder, aber so eine Flaute haben die Schausteller noch nie erlebt: Auf die vom Staat versprochene finanzielle Hilfe hoffen nun alle, wobei keiner große Summen erwartet. Das Wirtschaftsjahr möchten die Händler noch nicht ganz abschreiben. „Wir hoffen auf ein maßgeschneidertes Hilfspaket der Regierung für unsere Branche, da man uns nicht mit anderen Geschäften vergleichen kann. Die sperren nach 6 Wochen wieder auf, wir noch lange nicht“, so Schausteller Heinrich Straßmeier.

Selbst wenn die Politik wenigstens für das Herbstgeschäft grünes Licht geben würde, wird es nach der CoV-Krise für die Schaustellerbranche nicht gleich wieder steil bergauf gehen. Man könne dann zwar mit einem Andrang rechnen, weil die Sehnsucht nach Vergnügen außerhalb der eigenen vier Wände steigen wird. Allerdings werden viele Menschen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit weniger Geld in der Tasche zum Ausgeben haben, befürchten die Schausteller.