Die Explosion des Kernkraftreaktors hatte Auswirkungen in ganz Europa und auch bis nach Oberösterreich. Beim Reaktorblock vier des Atomkraftwerkes in Tschernobyl, einem kleinen Ort in der Ukraine, damals noch in der Sowjetunion, sollte in einer Simulation getestet werden, wie sich ein Stromausfall auswirkt.
Erhöhte Umweltstrahlung
Das Experiment wurde fahrlässig geführt und es kam zur Katastrophe: Der Reaktorblock explodierte und eine bis dahin nie gekannte Menge an Radioaktivität wurde freigesetzt, die die direkte Umgebung großräumig verseuchte und durch Windverfrachtung bis nach Nord- und Mitteleuropa getragen wurde.
In Oberösterreich regnete es zu dieser Zeit vor allem im Raum nördlich von Linz, außerdem zwischen Wels, Vorchdorf und Kirchdorf und dann noch im Gebiet rund um den Traunsee stark. Diese Gebiete wiesen in der Folge auch eine erhöhte Umweltstrahlung auf. Zwar war die radioaktive Belastung hierzulande nicht in unmittelbar gefährlichen Bereichen, dennoch wurde damals geraten, etwa auf den Konsum von Wildfleisch oder Pilzen aus den belasteten Gebieten zu verzichten.
Bis heute nachzuweisen
An den Grenzen Oberösterreichs zur damaligen Tschechoslowakei führten Strahlenschutztrupps des Bundesheeres und der Feuerwehren zur Sicherheit Messungen an allen einreisenden Fahrzeugen und Waren durch.
Weil das damals vor allem abgeregnete Cäsium 137 eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren hat, sind auch heute noch teilweise leicht erhöhte Strahlungswerte in Pilzen oder anderen Bodengewächsen nachzuweisen. Besonders der Maronenröhrling hat das Cäsium aus dem Boden aufgenommen.
Sammeln ohne Gefahren
Das Essen von Pilzen ist allerdings völlig ungefährlich, wenn man sich an ein paar Regeln hält. Man solle möglichst in den Gebieten sammeln gehen, wo es den Niederschlag nach Tschernobyl nicht gegeben hat, so Otto Stoik, Leiter der Arge Pilze am Biologiezentrum Linz. „Nach etwa 180-200 Tagen ist das Cäsium 137 wieder aus dem Körper ausgeschieden“, so Stoik. Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder von den Grünen sieht Oberösterreich als eine treibende Kraft gegen Atomenergie, mehr dazu hier.