Komet ATLAS, der gerade zerbrochen ist, Ende März 2020
Christoph Kaltseis
Christoph Kaltseis
Wissenschaft

Nächte voller Sternschnuppen

Eine beeindruckende kosmische Lichtshow, der Lyriden-Meteorschauer, erreicht diese Woche rund um den 22. April ihren Höhepunkt. Die Wetteraussichten sind vielversprechend.

Sternschnuppen haben Menschen immer schon fasziniert. Diese Meteorschauer, wie sie in der Fachsprache heißen, treten auf, wenn Trümmer vom Schweif eines Kometen in unserer Atmosphäre verdampfen und von weit unten als leuchtende Spuren von erhitztem atmosphärischem Gas sichtbar sind.

Ein Gasnebel des Sommers
Christoph Kaltseis
Ein Gasnebel des Sommers

Jedes Jahr im April sind die Lyriden bei guter Sicht zu sehen. Diese Sternschnuppen sind nach dem Sternbild Leier (lat.: Lyra) benannt. Wissenschaftlich betrachtet kreuzt zu diesem Zeitpunkt im Jahr die Erde in der Sonnenumlaufbahn Reste des im Jahr 1861 entdeckten Kometen „Thatcher“. Was wir als Sternschnuppen bezeichnen, ist in Wirklichkeit quasi Weltraummüll. Diese Partikel, die wir Lyriden nennen, sind seit mehr als 2.600 Jahren von der Erde aus sichtbar.

Die Galaxie M106 ist gut 25 Millionen Lichtjahre entfernt
Christoph Kaltseis
Die Galaxie M106 ist gut 25 Millionen Lichtjahre entfernt

Voraussichtlich habe man in der Nacht rund um den 22. April gute Chancen auf bis zu 18 Sternschnuppen pro Stunde, so Astrofotograf Christoph Kaltseis aus Sarleinsbach (Bezirk Rohrbach). Denn einerseits prophezeit die Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) einen klaren Nachthimmel, andererseits ist kurz vor Neumond am 23. April die Nacht am dunkelsten. Wer das Schauspiel miterleben möchte, müsse jedoch relativ lange wach bleiben, beziehungsweise früh aufstehen, denn im nordöstlichen Nachthimmel erreiche der Lyriden-Meteorschauer voraussichtlich gegen 2.00 Uhr in der Früh seinen Höhepunkt.

Mond
Christoph Kaltseis
Mond

Die Leier ist zwar nur ein kleines Sternbild, aber ihr auffälliger Hauptstern Wega ist einer der hellsten Sterne am nördlichen Himmel. Vier lichtschwächere Sterne bilden ein Parallelogramm, das eine Lyra darstellen soll. Rechts oben sieht man die besonders hellblau-weiß strahlende Wega. Zum Beobachten reiche das freie Auge, so Kaltseis, der mit seiner hochprofessionellen Ausrüstung in seiner privaten Sternwarte versucht, die schönsten Sternschnuppen einzufangen. Wer seine Spiegelreflexkamera auf ein Stativ fixiert und die Langzeitbelichtung einstellt, könne auch als Laie mit etwas Glück Fotos der Lyriden machen.

Kaltseis betreibt seine aufwendige Leidenschaft seit seiner Jugend. Aus seinem Hobby ist längst eine Profession geworden. Die astronomischen Fotos werden digital bearbeitet und nachgeschärft. Seit 2009 präsentiert er regelmäßig Galaxiefotos auf der Seite der amerikanischen Weltraumbehörde (NASA), eine besondere Auszeichnung, so Kaltseis. Der Digital-Artist entwickelt auch Bildbearbeitungsprogramme, mit denen sogar Daten des bekannten Hubble-Teleskops nachgeschärft werden.