Schutzmasken
unsplash/Mika Baumeister
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Coronavirus

Maskenpflicht im Supermarkt

Die Regierung hat heute in einer Pressekonferenz weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus präsentiert – etwa das Tragen von Masken oder die Freistellung von Risikopatienten. Im Salzkammergut soll die Polizei künftig stärker kontrollieren, um den Ausflugsverkehr hintanzuhalten.

Für Risikogruppen soll verstärkter Schutz implementiert werden. Man werde außerdem auf Schutzmasken (Mund-Nasen-Schutz) setzen. Diese Masken sollen nicht die Trägerinnen und Träger schützen, sondern die Weiterverbreitung durch die Luft eindämmen.

Keine Ende der Maßnahmen in Sicht

„Es ist unsere Aufgabe, ehrlich zu Ihnen zu sein“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einer Pressekonferenz Montagvormittag. Er halte es für ein Problem, dass es immer noch Verharmlosung gebe. „Die Maßnahmen sind nicht nur die richtigen, sie wirken auch. Aber wir müssen die Ausbreitung weiter drücken.“ Kein Gesundheitssystem könne eine zu schnelle Ausbreitung der Krankheit stemmen. Es gelte, den Grad der Überlastung zu bremsen – und das hänge von allen ab. „Es werden Menschen sterben, aber wir werden das Möglichste tun, dass nicht mehr sterben, als sterben müssen“, so Kurz.

Stichprobentests bei 2.000 Personen

Wenn es zur Rücknahme der Maßnahmen komme, werde man – auch aus volkswirtschaftlichen Gründen – mit den Geschäften starten. Schulen und Unis kämen erst später an die Reihe. Weiters erklärte Kurz, dass man derzeit eine Stichproben-Testung bei 2.000 Personen mache. Damit werde man Ende der Woche abschätzen können, wie viele Personen tatsächlich infiziert sind. Auch beim medizinischen Personal werden entsprechende Testungen durchgeführt.

„Ruhe vor dem Sturm“ und neue Maßnahmen

„Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Und wie grausam der Sturm sein kann, das merkt man, wenn man auf das Nachbarland Italien schaut“, so Kurz. Er bat neuerlich, die Maßnahmen zu befolgen und die sozialen Kontakte weiterhin auf ein Minimum zu reduzieren. Zusätzlich werde man drei weitere Schritte setzen: Gefährdete Gruppen sollen verstärkt geschützt werden, die Einhaltung der bereits gesetzten Maßnahmen soll konsequent sichergestellt werden und man setze fortan auch das Tragen von Masken. „Das ist nicht Teil unserer Kultur und wird eine große Umstellung sein. Aber es ist notwendig“, so Kurz. Masken seien kein Ersatz für das Abstandhalten, sondern eine Ergänzung im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus.

Schutzmaske wird genäht
ORF
Es sei schwierig, Masken am Weltmarkt zu bekommen, aber man bemühe sich intensiv darum, so Kurz. Auch in Österreich wird verstärkt produziert

Die Verteilung der Masken soll ab Mittwoch über die Supermarktketten erfolgen. Ab diesem Zeitpunkt ist es Pflicht, die Masken im Supermarkt zu tragen. Mittelfristig soll der Mund-Nasen-Schutz überall dort verpflichtend sein, wo man an Menschen vorbeigeht.

Kogler: Virus nicht unterschätzen

„Wir wissen, dass mehr Personen an dieser Krankheit sterben werden, als sich viele vorstellen können“, so Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Es müsse das Ziel bleiben, das Gesundheitssystem nicht zu überfordern, und dafür „müssen möglichst viele mittun, um möglichst viele andere Menschenleben zu retten.“ Kogler warnte neuerlich davor, das Virus zu unterschätzen. Es gelte, die Geschwindigkeit der Verbreitung massiv zu verlangsamen. Österreich sei zeitlich versetzt, man könne nicht sagen, dass es zu einer Lockerung nach Ostern komme.

Schutzmaßnahmen Coronavirus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Anschober: Freistellung für Risikogruppen

„Wir wollen Zusatzmaßnahmen für die besonders Schutzbedürftigen – ältere Menschen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen“, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). „Wir wollen diese Gruppe im Laufe dieser Woche mit konkreten Empfehlungen versorgen.“ Für den „Kernbereich der Gefährdeten“ soll es eine verpflichtende Freistellung vom Job bzw. dort, wo es möglich sei, verpflichtendes Home Office geben. Lohnkosten würden refundiert. Zusätzlich wolle man mit einem Erlass erreichen, dass die Abstandregeln in Supermärten eingehalten werden – etwa mittels Bodenmarkierungen vor den Kassen oder der Kontrolle, wie viele Einkaufenden jeweils im Geschäft sein können. Auch die touristische Nutzung von Hotels werde vorerst eingestellt. Die Schutzkonzepte der Spitäler sollen ausgebaut werden.

Nur rund ein Drittel der Beatmungsgeräte noch frei

Die Warnung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), wonach schon in rund zwei Wochen Engpässe in den Spitälern auftreten könnten, lässt sich auch mit Zahlen belegen. Laut Daten des Gesundheitsministeriums sind derzeit nur noch etwas mehr als ein Drittel der Beatmungsgeräte für Corona-Patienten frei, bei den Intensivbetten in den Spitälern ist es noch genau die Hälfte.

Die Kapazitäten sind allerdings regional sehr unterschiedlich. Insgesamt stehen demnach in Österreich derzeit 2.584 Beatmungsgeräte zur Verfügung. Frei für Corona-Patienten sind allerdings nur noch 908 oder 35 Prozent (Werte stammen vom vergangenen Freitag, 27.3.). Am entspanntesten ist die Lage in Oberösterreich (70 Prozent) und in Salzburg (82 Prozent). Kurz wollte beim deutschen Medizintechnikhersteller Dräger 1.000 Beatmungsgeräte bestellen, wie Vorstandschef Stefan Dräger zuletzt in einem „Spiegel“-Interview erklärte. Er könne jedoch nur 50 bekommen.

Nehammer warnt vor „neuer Kriminalität“

Die mehr als 2.000 Anzeigen am Wochenende seien kein „Wichtigmachen des Staates und kein Selbstzweck“ so Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). „Halten Sie sich bitte an den Abstand, mindestens ein Meter. Wer das nicht tut, wird von der Polizei angezeigt, wenn er den Anordnungen nicht Folge leistet.“ Die Kriminalität verändere sich: Es gebe weniger Einbrüche und Diebstähle, aber mehr Betrugsversuche vor allem gegenüber älteren Menschen. Vor dieser „neuen Kriminalität“ warnte Nehammer.

Hallstatt ist „leer“

Der sonstige Touristen-Hotspot Hallstatt in Oberösterreich ist „leer“, sagte Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ). „Von einem Tag auf den anderen ist ein Thema weggebrochen, das uns in den vergangenen Jahren beschäftigt hat“, verdeutlichte er im APA-Gespräch das Ausbleiben der sonst in den Ort strömenden Touristenscharen.

Beschränkungen für Busse kommen

Der 770-Seelen-Ort bewältigt bis zu 10.000 Besucher pro Tag. Um die Flut einzudämmen, hatte man eine Lösung mit Bus-Slots erarbeitet. Diese sollen ab Mai trotz allem in der Salzkammergut-Gemeinde starten. „Ich glaube nicht, dass im Mai überhaupt 54 Busse pro Tag kommen, das kann aber nächstes Jahr schon wieder ganz anders ausschauen“, denkt Scheutz langfristig. Deswegen werden die Beschränkungen – maximal 54 Busse am Tag, im Vorhinein online zu buchen – auf jeden Fall eingeführt. Sie sollen den Besucheranstrom von rund einer Million Leute pro Jahr verkleinern.

Interview mit Landeshauptmann Thomas Stelzer

Voriges Jahr kamen weit über 20.000 Busse nach Hallstatt. Das Problem sei eben nicht nur das Verkehrsaufkommen, sondern auch die Masse der Leute zwischen Berg und See. „Das halten die Einheimischen nicht aus.“ Hallstatt habe in das Projekt mit den Bus-Slots – inklusive einer Besucher-App – 108.000 Euro investiert, 40 Prozent davon werden über das Leader-Projekt der EU kofinanziert. Derzeit sei eine Sperre oder Beschränkung kein Thema im Ort, so Scheutz. Er verstehe, dass anderswo schmale Wege gesperrt würden, mahnte aber auch, „man kann den Leuten ihre Freiheitsrechte nicht nehmen“ und dachte dabei an Menschen, die in kleinen Wohnungen ohne Balkon leben.

Zu viele Ausflügler: Kontrollen im Salzkammergut

Im Salzkammergut soll die Polizei künftig stärker kontrollieren, um den Ausflugsverkehr hintanzuhalten. Das teilte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Montag mit. Auch Maßnahmen im Bereich der Bewusstseinsbildung würden geprüft. Sollten sie zu einer Verlagerung des Tagestourismus in andere oberösterreichische Gebiete führen, werde man die Maßnahmen dementsprechend ausweiten.

„Spaziergänge tun unserer Gesundheit gut, aber ich bitte alle Landsleute, dafür auf weite Ausfahrten zu verzichten“, appellierte Stelzer an alle. Schließlich gebe es „in jeder oberösterreichischen Gemeinde schöne Wege um frische Luft zu tanken“. Er wisse, dass das Frühlingswetter zu Ausflügen und zu Spaziergängen einlade und, „dass viele Familien in einer Wohnung ohne Garten leben. Aber es kann nicht sein, dass die Regierung einerseits Ausgangsbeschränkungen verhängt, um große Menschenansammlungen zu verhindern und gleichzeitig Menschenmassen durch das Salzkammergut wandern“, so Stelzer.