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Länder können 24-Stunden-Kräfte belohnen

Mehr Geld für die derzeit in Österreich befindlichen Pflegerinnen und Pfleger soll die Problematik der 24-Stunden-Betreuung entschärfen. Unter den Beschäftigten diverser sozialer Einrichtungen gibt es große Verunsicherung.

Oberösterreich will 24-Stunden-Betreuuerinnen, die hierzulande einen älteren Menschen in den eigenen vier Wänden betreuen, eine „Bleib-da!“ Prämie zahlen.

Pro Monat zusätzlich 1.000 Euro als Anreiz

Das Sozialressort plant pro Monat zusätzlich 1.000 Euro als Anreiz auf den Tisch zu legen, damit die überwiegend Osteuropäerinnen länger bleiben. Das Geld kommt aus einem 100-Millionen-Euro-Maßnahmenpaket der Regierung für Pflege. Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer hatte sich gegenüber der Regierung dafür ausgesprochen, aus diesem Topf die neuen Bonuszahlungen entnehmen zu können.

Derzeit 3.000 bis 4.000 Pflegebedürftige

Die Situation in der 24-Stunden-Betreuung hat sich durch die Corona-Virus-Krise seit den Grenzschließungen bzw. den massiven Reisebeschränkungen verschärft. 3.000 bis 4.000 pflegebedürftige Oberösterreicher werden üblicherweise von etwas mehr als 6.000 Betreuerinnen zu Hause versorgt, in Durchgängen von zwei oder vier Wochen.

Jene Kräfte, etwa aus Rumänien oder der Slowakei, die derzeit hier sind und ihre geplante Heimreise aufschieben, bekommen ab sofort einen finanziellen Anreiz, damit sie länger bleiben. Das Land Oberösterreich will ihnen 1.000 Euro zusätzlich pro Monat zahlen.

OÖ stehen 16 Millionen Euro zu

Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer, die derzeit Vorsitzende der Soziallandesräte-Konferenz ist, verweist darauf, dass sie das ganz intensiv im Ministerium gefordert habe und dass, das jetzt geglückt sei. Das Sozialministerium hat zugestimmt und daher können die Länder ausländischen Arbeitskräften nun großzügige Boni bezahlen. Das Geld kommt aus dem 100-Millionen-Euro-Maßnahmenpaket der Regierung für Pflege, Oberösterreich stehen 16 Millionen Euro zu.

Gerstorfer geht davon aus, dass damit rund 40 Prozent der 24-Stunden-Kräfte zu einer Verlängerung ihres Aufenthaltes motiviert werden können. Die Förderrichtlinien sollen in den kommenden Tagen im Detail ausgearbeitet und der Landesregierung zur Beschlussfassung vorgelegt werden, so Gerstorfer. Die Bonuszahlung soll direkt an die 24-Stunden-Betreuungskräfte ausgezahlt werden und die Abwicklung über die jeweiligen Dienstgeber erfolgen. Seit der Vorwoche steht auch eine Pflege-Hotline unter der Nummer 0732/7720-78333 zur Verfügung, an die sich täglich etwa 100 Oberösterreicher mit Fragen oder Hilfsgesuchen wenden.

Verunsicherung bei Sozialunternehmen

Die Verunsicherung ist derzeit auch bei den Beschäftigten der sozialen Einrichtungen groß, die in Oberösterreich 60.000 Menschen mit Beeinträchtigung und psychischen Krankheiten betreuen. Sie vermissen konkrete finanzielle Zusagen.

Betroffen sind rund 30 Unternehmen und Vereine – wie Assista, Caritas, Diakonie, Lebenshilfe, Volkshilfe und pro mente – die Wohnhäuser, mobile Dienste und Tagesstrukturen für Menschen mit Beeinträchtigung oder psychischen Krankheiten betreiben. Viele der betreuten Menschen gehören etwa wegen ihrer Vorerkrankungen zur Risikogruppe, Schutzmaßnahmen würden zusätzliche Kosten verursachen.

Brief an Politik: Finanzierungszusage gefordert

In einem Brief an die Landesregierung, den Städtebund und den Gemeindebund forderte die Interessenvertretung der Sozialunternehmen eine Finanzierungszusage, so deren Sprecher Gernot Koren von pro mente. „Die Betreuung und Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigungen ist gerade in solchen Zeiten unumgänglich, weil wir beispielsweise durch unsere Betreuung Krankenhausaufenthalte verhindern“, so Koren. Dadurch entlaste man auch das Gesundheitssystem. „Deshalb ist es ganz wichtig, dass hier die finanziellen Zusagen vollumfänglich gesichert sind und auch halten“, so Koren.

Gerstorfer sichert Abgeltung zu

Gerstorfer entgegnete, auch Mehrleistungen würden finanziert, das habe sie schon mehrfach zugesagt. Aufgrund der Sparpakete der vergangenen Jahre verstehe sie aber die Verunsicherung. Für sie sei es aber völlig klar, dass es „natürlich eine Zusage gibt, dass alle Leistungen, die erbracht werden, auch abgerechnet werden“, so Gerstorfer. Das gelte nicht nur für standardmäßige Leistungen, sondern auch für krisenbedingte Zusatzleistungen.

„Wir lassen ganz sicher unsere Sozialbetriebe nicht im Regen stehen und das haben wir auch schon mehrfach bekundet“, so Gerstorfer. Wie viel von den von der Bundesregierung angekündigten Hilfsleistungen für die Sozialeinrichtungen zur Verfügung stehen werde, werde sich aber erst weisen, wenn die Förderrichtlinien für größere Betriebe fertig seien, so Gerstorfer auf Nachfrage.