2018: Blick von oben auf das Treiben auf dem Messegelände
Rieder Messe
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Wirtschaft

Verluste und Verunsicherung bei Messebetreibern

Die CoV-Pandemie hat die Messebranche zum Erliegen gebracht. Die Betreiber rechnen mit hohen Verlusten und schicken Mitarbeiter in Kurzarbeit – so wie sehr viele Firmen und Betriebe im ganzen Land tun. Täglich werden es mehr.

Ab wann im Messegeschäft wieder Normalität Einzug halten wird, ist offen, so Helmut Slezak, Geschäftsführer der Messe Ried. "Wir richten uns darauf ein, dass es länger dauern wird. Aber wir rechnen damit, im Herbst wieder in gewohnter Weise Veranstaltungen machen zu können.“

Messe Ried: Bis Mitte Mai keine Veranstaltungen

Die Regierung verlängerte das Veranstaltungsverbot zuletzt bis 13. April. „Die Veranstaltungshäuser waren die ersten, die zugesperrt haben und werden auch eher am spätesten wieder aufsperren“, so Slezak zur APA. Die Messe Ried habe vorerst einmal alle Veranstaltungen bis Mitte Mai fix gecancelt. Ein Teil wurde abgesagt und für andere gibt es einen Ersatztermin: „Das hält sich die Waage.“ Bis Juni liege der Verlust der Messe Ried im mittleren sechsstelligen Bereich.

Energiesparmesse fast ohne Absagen
ORF
Die Energiesparmesse war eine der letzten Messen, die noch stattfinden konnte

Die 22 Mitarbeiter der Messe Ried werden ab 1. April in Kurzarbeit geschickt. Ähnlich geht man bei der Messe Wels vor. Diese Woche wurde für die rund 50 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. „Befristete Dienstverhältnisse konnten wir leider nicht verlängern. Außerdem werden natürlich alle Stundenguthaben, Urlaube, etc. aufgebraucht“, so Geschäftsführer Robert Schneider.

Messe Wels: zwei Millionen Verlust

Die Messe Wels erlitt bisher durch die abgesagten und nicht verschiebbaren Veranstaltungen einen Umsatzverlust von rund zwei Millionen Euro. Man rechnet mit weiteren Ausfällen – eine Prognose, wie lang das Veranstaltungsverbot noch dauern werde, sei zurzeit nicht möglich. „Die Veranstalter und Aussteller sind im Augenblick sehr verunsichert und es werden bereits auch Veranstaltungen für September abgesagt. Wir können nur auf Sicht fahren und versuchen, unsere Eigenveranstaltungen bzw. Messen dort, wo es geht, in den Herbst zu verschieben“, so Schneider. Der gesamte internationale Messekalender werde gerade neu geschrieben, daher wird es auch 2021 Auswirkungen geben, da sich einige Messetermine überschneiden werden.

Kurzarbeit in vielen Bereichen

Wegen der Krise wird auch am Stammsitz des Aluminiumkonzerns AMAG im Innviertel ab 1. April kurzgearbeitet. Zur erwarteten Geschäftsentwicklung für das laufende Jahr 2020 gibt es derzeit keine Angaben mehr – mehr dazu in Kurzarbeit bei AMAG in Ranshofen (ooe.ORF.at). Auch Kulturbetriebe wie die Oberösterreichische Theater und Orchester GmbH (TOG) und das Linzer Theater Phönix werden Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken – mehr dazu in Massive Auswirkungen auf Kulturbetrieb (ooe.ORF.at).

Polytec erwartet schlechtere Erträge

Aufgrund der Krise rechnet der oberösterreichische Autozulieferer Polytec für heuer mit „negativen Auswirkungen auf Umsatz und Ertragslage“, wie das Unternehmen am Freitag in einer Aussendung mitteilte. Ein verlässlicher Ausblick sei wegen der sich laufend ändernden Rahmenbedingungen nicht möglich.

Firmengebäude Polytec in Hörsching
Polytec

Genaue Angaben, wie hoch die Rückgänge heuer ausfallen werden, machte das Unternehmen nicht. Die Produktionsstopps in der Automobilindustrie dürften dem Unternehmen jedoch im laufenden Jahr noch deutlich zu schaffen machen. Auch Polytec selbst fahre daher die Produktion „in Abstimmung mit den Kunden“ teilweise oder ganz zurück und schicke Mitarbeiter „bedarfsorientiert“ in Kurzarbeit. Weiter laufe die Produktion im Werk in Ebensee (Bezirk Gmunden), wo Logistikboxen für den Lebensmitteleinzelhandel hergestellt werden.

Fensterbauer Wick arbeitet weiter – auch in Kurzarbeit

Der insolvente Fensterhersteller Wick Fenster & Sonnenschutz GmbH mit Sitz in Vorchdorf (Bezirk Gmunden) wird trotz Corona-Krise weitergeführt, entkräftete die Insolvenzverwaltung am Freitag aufkommende Gerüchte über eine drohende Schließung. Mit der Möglichkeit der Kurzarbeit wäre allerdings die Fortführung des Betriebs wesentlich erleichtert, hieß es in eine Presseaussendung.

20.000 neue Arbeitslose seit Mitte März

Bis zum 27. März stellten laut AMS Oberösterreich rund 8.000 Unternehmen Anträge bzw. konkrete Anfragen bezüglich Kurzarbeit. Der Zuwachs an Arbeitslosen liege inzwischen in Oberösterreich bei knapp 20.000 Personen, verglichen mit dem 15. März. Die stärksten Zuwächse an Arbeitslosen gab es in den Bereichen Gastronomie, Arbeitskräfteüberlassung, Bau und Handel.

Manche Branchen suchen Mitarbeiter

In manchen Branchen hingegen brauche es mehr Arbeitnehmer, so AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer. „Für die Bereiche Lebensmittelhandel, Landwirtschaft und Pflege wird dringend Personal gesucht. Für die Lebensmittelproduktion fehlen seit den Grenzschließungen vielfach die Fachkräfteʺ, so Straßer.

Härtefonds: Auszahlung binnen weniger Tage

Der Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Karlheinz Kopf, verspricht Auszahlungen aus dem Härtefonds der Regierung zur Unterstützung von Unternehmern in der Krise innerhalb weniger Tage. Kopf sprach im ORF-Radio am Freitag davon, dass bei einem Antrag bis Sonntagabend eine Firma spätestens Mittwoch mit dem Geld rechnen könne.

Kopf erwartet einen „riesigen Ansturm“, wenn ab 17.00 Uhr die Antragstellung möglich sein wird.