Pflege Seniorin
ORF.at/Christian Öser
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Politik

CoV: Probleme im Pflegebereich

Wegen der massiven Reisebeschränkungen droht die Coronakrise, eine Pflegekrise auszulösen. Denn die 24-Stunden-Betreuerinnen kommen meist aus dem Ausland, haben derzeit aber so gut wie keine Möglichkeit einzureisen.

3.000 bis 4.000 pflegebedürftige Menschen in Oberösterreich werden üblicherweise von etwas mehr als 6.000 Betreuerinnen zu Hause gepflegt, in Durchgängen von zwei oder vier Wochen. Noch sind die Pflegekräfte da, bei einem Wechsel wird es aber schwierig. Denn die Ablöse aus der Slowakei oder auch aus Rumänen hat so gut wie keine Chance, nach Österreich zu kommen. Die Kleintransporte fahren nicht mehr. Ungarn hat die Grenzen geschlossen.

Einreise nur mit Attest oder Quarantäne

Selbst wenn die Betreuerinnen es bis zur Grenze schaffen würden, bräuchten sie ein Attest, dass sie nicht mit dem Coronavirus infiziert seien, so Mathias Kalb von der 24-Stunden-Betreuung des Diakoniewerk. „Es ist aber das Problem, dass es auch laut Ministerium der Slowakei gar nicht die Möglichkeit gibt, dass alle Personenbetreuerinnen getestet werden.“

Ohne Attest müssten die Pflegerinnen 14 Tage in unbezahlte Quarantäne, um dann 14 Tage oder ein Monat arbeiten zu dürfen. Die Strategie der Pflegeagenturen war es bisher, jene Pflegerinnen, die in Österreich sind, um eine Verlängerung des Turnus zu bitten. Dazu seien viele auch bereit, heißt es – aber wohl kaum auf unbegrenzte Zeit.

Verunsicherung wächst

Das alles sorgt für massive Verunsicherung bei den Kunden, so Silvia Haidinger vom Diakoniewerk, denn wirkliche Lösungen seien nicht absehbar. „Es ist schwierig. Wir sagen Familien, mit denen wir Kontakt haben, dass sie sich innerfamiliär überlegen müssen, welche Möglichkeiten es gäbe. Und da muss jetzt vieles denkbar sein, worüber sich vielleicht vor der Krise noch nie wer Gedanken gemacht hat“, so Haidinger – dass die Betreuung im Notfall etwa in den Familien gewährleistet werde.

Noch Heimplätze vorhanden, Personal nicht

Die 24-Stunden-Betreuung des Diakoniewerk rät, Pflegefälle mit Pflegestufe fünf und sechs für einen Heimplatz anzumelden, damit die Behörden wissen, wieviel Bedarf bestehe. Platz wäre vorhanden – in Oberösterreichs Pflegeheimen stehen derzeit mehrere hundert Betten leer – aber Personal gibt es viel zu wenig.

Pflegeheim Tulln
ORF

Reiseerleichterungen für die 24-Stunden-Betreuerinnen sind trotz der Verhandlungen der Wirtschaftskammer mit den zuständigen Ministerien bisher nicht in Sicht. Auch das Außenministerium arbeiter daran, Ausnahmeregelungen zu schaffen.

Regierung stellt Paket für Pflege bereit

Wie viele Pflegerinnen womöglich ausfallen könnten, weiß man offenbar noch nicht. Die Regierung versucht einen Pflegenotstand abzuwenden, indem die Länder zusätzliche stationäre Plätze schaffen und die mobilen Dienste verstärken. Dafür hat die Regierung ein Maßnahmenpaket geschnürt. Es sollen 100 Mio. Euro bereitgestellt werden, um „Notsituationen“ abzuwenden, sagten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Dienstag.

Pressekonferenz: Maßnahmen zur Sicherstellung der Pflege- und Altenbetreuung

Es werde „nicht möglich sein, in allen Fällen die bestehende Pflege aufrechtzuerhalten“, so Anschober. „Das Ziel ist, Notsituationen abzuwenden und niemanden allein zu lassen.“ Auch die Zivildiener, die verlängert werden oder sich freiwillig wieder gemeldet haben, könnten hier eingesetzt werden – mehr dazu in Maßnahmenpaket soll Pflegekrise verhindern (news.ORF.at).