Coronavirus

Mehr Gewalt innerhalb Familien befürchtet

In den nächsten ein bis zwei Wochen erwarten Experten einen Gewaltanstieg innerhalb von Familien. Es könnte wegen der Coronavirus-Einschränkungen schlimmer werden als nach den Weihnachtsfeiertagen.

Bisher sei noch keine Steigerung bei den Hilferufen spürbar, in ein bis zwei Wochen werde sich das aber massiv ändern, so die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums OÖ, Eva Schuh. Die Erfahrungen aus der Weihnachtszeit, in der Familien auch sehr viel Zeit miteinander verbringen, zeigten, dass es in der Regel nach Silvester zu einer Steigerung von Gewalttaten komme.

„Angst macht Aggressionen“

Momentan seien die Menschen noch mit Umstrukturieren und Organisieren beschäftigt und daher „wird es noch dauern, aber dann wird es massiv werden“, so die Expertin im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Vor allem gebe es mehrere gewaltfördernde Faktoren: „Das für einen langen Zeitraum in der Wohnung bleiben müssen oder sollen. Der Verlust der wirtschaftlichen Absicherungen, nachdem ja schon die ersten Kündigungen ausgesprochen wurden. Das macht viel Angs und in der Folge Aggressionen.“

„Kinder werden lästig“

Dieses Phänomen habe sich schon in der Wirtschaftskrise gezeigt, so Eva. Ein weiterer Punkt seien die Kinder, die ihren Bewegungsdrang nicht ausleben können oder denen die sozialen Kontakte fehlen. „Die Kinder werden, wie man umgangssprachlich sagt lästig. Für ein Kind ist das normal, bei den Erwachsenen führt das aber zu Anspannungen. Da befürchten wir auch, dass es zu Übergriffen kommt.“

Hilfe bei Anruf im Gewaltschutzzentrum

Die Profis vom Gewaltschutzzentrum sind nach wie vor erreichbar. Bei Bedarf ist auch eine Beratung mit Dolmetschern möglich. Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist telefonisch unter 0732 607 760 oder perr E-Mail unter ooe@gewaltschutzzentrum.at erreichbar. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich.

Aufruf zu Zivilcourage

Eva Schuh ruft auch zu mehr Zivilcourage auf. Wer im Umfeld Hilferufe hört, sollte die Polizei holen. Betroffenen empfiehlt die Expertin, sich Unterstützung zu holen, sobald Angst verspürt wird und nicht erst, wenn es zu Gewalt gekommen ist.

Hotlines bei Ängsten vor Coronoavirus

Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) verweist in einer Aussendung auch auf den Notruf-Dienst 142 der TelefonSeelsorge OÖ, der Menschen im Umgang mit Ängsten rund um das Coronavirus hilft. Die Notrufnummer 142 ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar. Die Möglichkeite der Onlineberatung via Chat wird täglich von 18.00 bis 20.00 Uhr unter www.dioezese-linz.at/telefonseelsorge angeboten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege-Hotline stehen unter der Rufnummer 051/775 775 ganz besonders pflegenden Angehörigen bei Fragen und Anliegen zur Verfügung.

Information bestes Mittel gegen Angst

„Gegen Unsinn hilft leider keine Sachlichkeit“, so die Linzer Psychologin und Psychotherapeutin Christa Schirl. Verschwörungstheoretiker teilten die Welt in Gut und Böse und würden hinter Ereignissen eine böse Macht vermuten, die etwas für eigene Zwecke instrumentalisiert und durchsetzen möchte. Es gebe zwar oft Hinweise auf richtige Zahlen und Fakten, allerdings seien die Schlussfolgerungen falsch. Ereignisse werden auch umgedeutet, damit sie zur eigenen Theorie passen.

Debatten mit solchen Menschen sollte man vermeiden, denn gegen Unsinn helfe meistens keine Sachlichkeit und die Debatten schaukeln sich oft nur mehr auf, meint die Psychologin. Nur die Frage nach der Informationsquelle ist immer wichtig. Falsche Informationen werden oft mit Berufung auf erfundene oder nicht-existente Studien oder Institute verbreitet Eine Suche im Internet entlarvt oft die Quelle als sogenannte „Fake News“.