Leere Fabrik Produktion
pixabay/Tama66
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Coronavirus

Kurzarbeit und Produktionspausen

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungen durch das Coronavirus haben immer mehr Auswirkungen auf die Wirtschaft. Viele Betriebe machen Kurzarbeit. Das AMS verzeichnet einen Ansturm. Die Fallzahlen steigen weiter.

Einzelhandel nur mehr bis 19.00 Uhr geöffnet

Der Einzelhandel wird im Zuge der Coronavirus-Krise nur noch bis 19.00 Uhr geöffnet haben. Eine solche Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern verkündete Donnerstagabend der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ), Harald Mahrer, in der ZIB2.

Keine Gemeinden unter Quarantäne in OÖ

In Tirol steht bereits ein ganzes Bundesland unter Quarantäne, in Kärnten und Salzburg einzelne Gemeinden. In Oberösterreich gibt es neben Linz vor allem in den Bezirken Perg, Urfahr-Umgebung und Linz-Land viele Infektionen. Auf die Frage, ob auch in Oberösterreich ganze Gemeinden unter Quarantäne gestellt werden könnten, sagt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander, dass man derzeit die Krankheitsverläufe gut nachverfolgen könne und man keine besonders sprunghaften Entwicklungen feststellen könne. Quarantänemaßnahmen müsse man zum aktuellen Zeitpunkt nicht treffen, so Haberlander im Interview mit dem ORF Oberösterreich.

Gesundheitsrefertin Christine Haberlander im Interview

Gesundheitsreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) spricht über die Coronavirus-Erkrankungen in Oberösterreich und über die von der Bundesregierung verhängten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.

Kurzarbeit bei Transgourmet

Transgourmet befürchtet Umsatzeinbrüche von bis zu 70 Prozent bis in den Sommer hinein, teilte das Unternehmen in einer Presseaussendung Donnerstagabend mit. Man nehme „das neue – von der Bundesregierung speziell für diese Situation angebotene – Modell zur Covid-19 Kurzarbeit“ in Anspruch. „Damit soll die krisenhafte Situation durch den Wegfall der Gastronomie-Umsatze bewältigt, Arbeitsplätze langfristig gesichert und das Unternehmen wirtschaftlich stabilisiert werden“, so die Geschäftsführer Manfred Hayböck und Thomas Panholzer in der Aussendung.

BMW Steyr nur rund zwei Wochen produktionsfrei

Die produktionsfreie Zeit wird im BMW-Werk in Steyr mit gut zwei Wochen im Vergleich zu den europäischen Fahrzeugwerken kürzer ausfallen. Grund ist, dass auch weiterhin Antriebe und Komponenten für Standorte und Märkte benötigt werden, die nicht oder kürzer von den Unterbrechungen betroffen sind.

Die Hauptproduktionsbereiche sollen in Steyr mit Ende der Spätschicht am Freitag heruntergefahren werden, mit Ausnahmen in einzelnen Bereichen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten und die Versorgung im Netzwerk abzusichern, so das Unternehmen am Donnerstag in einer Aussendung. Ab 6. April – und damit zwei Wochen früher als in den anderen europäischen Fahrzeugwerken und in Rosslyn in Südafrika – soll die Produktion wieder anlaufen.

BMW-Werksmitarbeiter positiv getestet

Am Donnerstag wurde ein Werksmitarbeiter positiv getestet. Alle Kollegen, die mit ihm Kontakt hatten, wurden sicherheitshalber nach Hause geschickt. Der betreffenden Bereiche im Werk wurde desinfiziert, so das Unternehmen.

Achleitner: Möglichst auf Kurzarbeit ausweichen

Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) richtet ebenfalls einen Appell an die heimische Wirtschaft, auf Kündigungen zu verzichten und auf Kurzarbeit auszuweichen: „Mit der Anmeldung zur Kurzarbeit anstelle von Kündigungen werden nicht nur Arbeitsplätze gesichert, sondern Betriebe verschaffen sich auch einen Startvorteil für die Zeit nach der Krise: Wenn sie ihre Beschäftigten mittels Kurzarbeit halten, dann haben sie für ihren Neustart ihre eingespielten und vertrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung“, so Achleitner.

Ansturm auf AMS

Das AMS OÖ verzeichnet seit Montag einen Ansturm an Arbeitslosen und seit Mitte der Woche auch an Betrieben. Die Zahl der Arbeitslosen ist im vierstelligen Bereich und auch die an Kurzarbeit interessierten Betriebe sorgen für einen enorme Arbeitslast beim AMS-Team. Der Höhepunkt war laut Landesgeschäftsführer des AMS in Oberösterreich, Gerhard Strasser am Montag – 3.300 Menschen meldeten sich arbeitslos.

Das AMS OÖ rechnet in dieser Woche mit einer Zunahme von etwa 9.000 Arbeitslosen in Oberösterreich. Die gute Nachricht ist, dass täglich etwas weniger gemeldet wurden. Entscheidend sei hier, das Mitte der Woche neu beschlossene Kurzarbeitsmodell gewesen. Strasser ist überzeugt, dass es bereits greift – das zeige auch das Interesse der Betriebe. Für die Arbeitnehmer bedeutet die Kurzarbeit in erster Linie weiterhin einen Job zu haben. Aber auch mehr Geld auf dem Konto, denn das Kurzarbeitsgeld ist deutlich höher als das Arbeitslosengeld.

Eher auf Bargeld verzichten

Ob das Virus auf Geldscheinen eine Gefahr darstellt, ist zwar umstritten, der Handelsverband setzt aber eher auf kontaktloses Zahlen: Er empfahl in einer Aussendung, vorübergehend das NFC-Limit ohne die Eingabe einer PIN-Nummer zu erhöhen. Aktuell beträgt diese Höchstgrenze für kontaktlose Zahlungsvorgänge 25 Euro, der Verband schlug 50 Euro vor. Viren auf Bargeld seien nicht zu unterschätzen, so Mark Witchi, Leiter der Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmaßnahmen im Schweizer Bundesamt für Gesundheit kürzlich in der „WirtschaftsWoche“. „Influenzaviren könnten beispielsweise bis zu 17 Tage auf Banknoten überleben, hätten seine Untersuchungen ergeben.

Im China hatte die Zentralbank im Februar angeordnet, dass Banken alle gebrauchten Geldscheine desinfizieren, versiegeln und vorübergehend einlagern. Die Deutsche Bundesbank hielt hingegen fest, dass bei den regelmäßigen Untersuchungen von Geldscheinen bisher „keinerlei Belege“ dafür gefunden worden seien, dass das Coronavirus durch Bargeld übertragen wird.

Laut Europäischer Zentralbank ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung über Geldscheine „sehr niedrig im Vergleich zu anderen Oberflächen“. Sie empfahl „die gleichen Maßnahmen bezüglich der Handhygiene“ wie „bei allen anderen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs auch“.

Tankstellen: Mehr als genug Sprit vorhanden

Keine Sorgen müssten sich die Autofahrer bezüglich der Versorgung mit Kraftstoff an den heimischen Tankstellen machen: Trotz Coronavirus sei mehr als genug Sprit vorhanden. Dies liege zum einem an der hohen Weltmarktproduktion, zum anderen an der geringeren Nachfrage aufgrund der Ausgangsbeschränkungen, hieß es bei einem Rundruf zur APA.

Eingeschränkte Öffnungszeiten bei Tankstellen möglich

Allerdings könnten die Shops ihre Öffnungszeiten einschränken. Die oberösterreichische Doppler-Gruppe hat dies bereits am Donnerstag angekündigt, von der OMV hieß es, dass es an einigen Tankstellen zu Anpassungen kommen könne. Auch vereinzelte Schließungen seien möglich. Ware sei jedenfalls weiterhin in ausreichender Menge vorhanden.

Straßenbau in Oberösterreich steht still

Ruhend gestellt sind hingegen alle Straßenbaulose, sowohl Eigenregiebaustellen der Straßenmeistereien als auch an Baufirmen vergebene, so das Land OÖ. Brücken- und Straßenmeistereien seien im Notdienst-Modus, die Tunnelüberwachungszentrale bleibe rund um die Uhr besetzt, teilte Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) mit. Alle für die Gewährleistung der Sicherheit erforderlichen Tätigkeiten, wie etwa regelmäßige Streckendienste, erfolgen weiterhin.

FPÖ: „Mehr Unabhängigkeit von der Werkbank China“

Angesichts der Klagen von Spitälern und Gesundheitseinrichtungen, dass es einen Mangel an Schutzausrüstungen gebe, sprach sich Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) am Freitag für eine verstärkte Ansiedlung von Unternehmen aus dem medizinischen Bereich in Österreich aus: „Wir müssen als Land eine größere Unabhängigkeit von der Werkbank China anstreben. Damit das gelingen kann, werde ich in Oberösterreich Gespräche mit potentiellen heimischen Produzenten führen und mich für entsprechende Anreizsysteme sowie eine möglichst umfassende Reindustrialisierung stark machen“, so Haimbuchner in einer Aussendung.

Auch Steyr hilft Unternehmern

Die Stadt Steyr hat beschlossen, Betrieben die auf behördliche Anordnung wegen der Coronakrise geschlossen sind, Mieten und Pacht zu erlassen, bis sie wieder öffnen können. Konkret betrifft das Klein- und Mittelbetriebe, die in städtischen Liegenschaften eingemietet sind oder zum Beispiel für Schanigärten Pacht zahlen müssten. Auch bei GWG-Gebäuden in Steyr ist ein ähnliches Vorgehen geplant. Laut Bürgermeister Geralt Hackl (SPÖ) ist die Stadt auch bereit, für einen begrenzten Zeitraum Anträge auf Stundung der Kommunalsteuer zinsfrei zu genehmigen.