Der Zapfhahn für Super 95-Treibstoff in der Tanköffnung eines PKWs
APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Coronavirus wirbelt Wirtschaft durcheinander

Die Preise für Rohöl aus der Nordsee und US-Öl sind am Montag drastisch eingebrochen. Der Grund: ein Streit zwischen Saudi Arabien und Russland und die teils drastisch gesunkene Nachfrage wegen des Coronavirus. Auch viele Aktien brachen ein. In Gunskirchen wurde eine Bank geschlossen.

Der Ölpreiseinbruch wird sich auch an den Zapfsäulen bemerkbar machen, so Bernd Zierhut Geschäftsführer der Doppler Gruppe und Gremialobmann des Energiehandels in der Wirtschaftskammer OÖ. Er sagte am Montag gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Was sich am Montag abgespielt hat, ist ein einmaliges Ereignis. So kannte ich es nicht und es ist in den letzten 30 Jahren unbekannt gewesen. Die Einkaufspreise sind auf einem 20-Jahrestief, wir haben in der Früh bis zu minus 25 Prozent gesehen. Das ist glaube ich die beste Nachricht zum Coronavirus, dass wir so günstig wie seit Jahren nicht mehr tanken. Die Frage ist aber, ob dieser Abwärtstrend heute aufhört, oder ob er sich in den nächsten Tagen fortsetzen wird.“

„Ein-Euro-Mauer für Treibstoff könnte fallen“

Er sei sich sicher, dass der Preis an der Zapfsäule bereits am Montag um zwei bis drei Cent nachgeben werde, so Zierhut. Und es sei anzunehmen, dass der Preis die „Mauer“ von einem Euro diese Woche durchbrechen werde. Auch Heizöl sei derzeit extrem günstig, so Zierhut.

„Aktien spiegeln Unsicherheit und Angst wider“

Auch viele Aktienkurse sind am Montag verhältnismäßig stark gefallen. Der Kurs der Aktie der Voestalpine etwa sank um rund sieben Prozent. Finanzexperte Theodoro Cocca sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich am Montag: „Ganz unabhängig davon, ob man voestalpine-Aktien hat oder nicht – letztendlich bedeutet das eine Schwächung für die Betriebe und Unternehmen. Allenfalls sind Themen wie Kurzarbeit oder sogar Arbeitsplatzverlust im Raum.“ Dies sei der Grund, warum man von den Aktienkursen eine gewisse Angst und Unsicherheit ableiten könne, so Cocca.

„Warentransporte uneingeschränkt möglich“

Viele oberösterreichische Betriebe sind auch von den Sperren ganzer Regionen in Italien betroffen. Viele Firmen wie KTM, Fronius, Miba und TGW haben Vertriebsstandorte. Der Linzer Automatisierungsspezialist Keba produziert auch in Norditalien. Wie sehr treffen die Sperren die heimischen Firmen? Gudrun Hager, Wirtschaftsdelegierte in Mailand: „Die abgeriegelten Gebiete befinden sich im Herzen der italienischen Wirtschaft in Norditalien und dienen dazu, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, nicht jedoch die Wirtschaft zu behindern. So sind auch Warentransporte derzeit uneingeschränkt möglich.“

Zehn bestätigte Coronavirus-Fälle in Oberösterreich

Seit Montagabend gibt es zehn bestätigte Coronavirus-Fälle in Oberösterreich. Neun haben ihren Ausgang in einer Reisegruppe, die Ende Februar aus Südtirol heimgekehrt ist. In diesem Bus waren rund 50 Menschen. Dennoch werden die weiteren Insassen nicht automatisch getestet, so der zuständige Sprecher des Landes, Gerhard Hasenöhrl: „Weil das auch nicht so vorgesehen ist. Den Test gibt es ja nur bei jenen, die in einer unmittelbarer Nähe zum Ersterkrankten waren und auch entsprechende Symptome gezeigt haben.“

Ein weiterer bestätigter Fall betrifft einen Lkw-Lenker aus Baden-Württemberg, der bereits in Deutschland Kontakt zu einem infizierten Patienten hatte. Nach seiner Ankunft in Oberösterreich habe er entsprechende Symptome gezeigt, so das Land OÖ. Er wurde in das Landeskrankenhaus Steyr gebracht.

Bankfiliale in Gunskirchen geschlossen

Unterdessen ist in Gunskirchen (Bezirk Wels-Land) am Montag eine Bankfiliale vorübergehend geschlossen worden, weil zwei der Mitarbeiter zu den mit dem Coronavirus infizierten Menschen gehören. Der Bankbetrieb wurde vorsorglich eingestellt, bis geklärt ist, welche weiteren Mitarbeiter mit den beiden Betroffenen in Kontakt standen, solange sollen die Mitarbeiter unter Heimquarantäne weiterarbeiten. Ein Banksprecher sagte, dass die Filiale möglichst bald wieder geöffnet werden soll.

Grenzkontrollen an tschechischer Grenze

Das Coronavirus ist auch der Grund für Grenzkontrollen, die Tschechien heute wiedereingeführt hat. Polizeisprecher Johann Thumfart sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich, dass derzeit wegen der bestehenden Coronavirus-Gefahr stichprobenartige Kontrollen auf tschechischer Seite wieder aufgenommen wurden. Die Kontrollen würden auf tschechischem Hoheitsgebiet durchgeführt, so Thumfart.

Seit Montagfrüh messen Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken an zehn Übergängen stichprobenartig die Körpertemperatur, unterstützt werden sie von Polizei und Zoll. Bei einem Lkw-Lenker wurde eine erhöhte Temperatur gemessen, er wurde daraufhin in ein Spital gebracht. Ausländer sollen sich laut den tschechischen Behörden in ihre Heimatländer begeben, vor allem jene, die vor kurzem in Italien waren.

Schutzmaßnahmen Coronavirus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

AGES: Händewaschen reicht aus

Die Ausbreitung des Virus sorgt derzeit auch für Engpässe bei Hautdesinfektionsmitteln. Zahlreiche Apotheken stellen bereits eigene Desinfektionsmittel her, da die Bestände ausverkauft sind. Manche österreichische Spitäler klagen darüber, dass die Mittel mit nach Hause genommen werden.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) betont, dass bei Menschen mit keinerlei Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus eine herkömmliche Seife „völlig ausreichend“ sei. Desinfektionsmittel sollen „nur von Menschen und Institutionen verwendet werden, bei denen eine Desinfektion aus medizinischen Gründen notwendig ist“.