Jungfamilie von hinten beim Spazierengehen
Pixabay/MabelAmber
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Politik

Aufholbedarf: Finanzielle Absicherung von Frauen

Der Internationale Frauentag steht im Zeichen des Kampfes um Gleichbehandlung. Expertinnen finden: Vieles sei erreicht worden, manches noch offen – etwa was die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und unbezahlte Sorgearbeit betreffe.

Frauen dürfen wählen, studieren und arbeiten. All das war nicht selbstverständlich und musste hart erkämpft werden. Und es gebe immer noch viel zu tun, so Julia Schuster vom Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes Kepler Universität in Linz.

Finanzielle Absicherung bedeutet Unabhängigkeit

„Die finanzielle Absicherung von Frauen ist ein ganz wichtiger Punkt, der ganz dringend angegangen werden muss. Und damit ganz eng verknüpft ist die Frage der unbezahlten Sorgearbeit.“ Wer sich um Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmere, könne meist weniger arbeiten – und das seien meistens die Frauen. Das wirke sich auf Einkommen und Pension aus, so Schuster. „Es geht aber nicht nur um die Pension, sondern auch darum, wie unabhängig Frauen ihr Leben gestalten können – etwa im Fall einer Trennung“, so Margit Schönbauer vom Autonomen Frauenzentrum in Linz.

Mehr Teilzeit, weniger Einkommen, weniger Pension

Der Anteil von Frauen zwischen 29 und 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren, die Teilzeit arbeiten, liegt bei 73 Prozent. Jener von Männern bei 6,3 Prozent. Das Einkommen von Frauen ist auch deshalb statistisch betrachtet deutlich geringer.

Grafik zum Bruttoeinkommen Männer und Frauen
ORF

Das wiederum hat zur Folge, dass sie weniger Pension bekommen. In Oberösterreich liegt die durchschnittliche Bruttopension von Frauen um fast 48 Prozent unter jener von Männern.

Grafik Bruttopension Männer und Frauen
ORF

Das Autonome Frauenzentrum in Linz bietet Beratungen für Frauen, die vor wichtigen Lebensentscheidungen stehen – etwa: Wie lange bleibe ich zu Hause und wie wirkt sich das langfristig aus, auch finanziell? Man solle sich informieren, welche Möglichkeiten es gebe, die Auswirkungen auch abzufedern – beispielsweise Pensionssplitting. „Dabei wird der Pensionsanspruch quasi auf die Eltern verteilt. Davon profitiert der Elternteil, der weniger verdient und auch weniger Pensionsanspruch erwirbt“, so Schönbauer.

Sorgearbeit als Frauenarbeit

Viel habe auch mit gesellschaftlichen Erwartungen und Gepflogenheiten zu tun. Es sei für viele „normal“, dass Mütter mehr Sorgearbeit verrichten als Männer. „Es ist so, dass viele Frauen und generell Eltern gerne zuhause bleiben möchten, wenn die Kinder klein sind“, so Schönbauer. Das stelle auch noch kein großes Problem dar. Langfristige Auswirkungen habe es vielmehr, wenn Frauen lange wenig arbeiten, wenn Frauen also in Teilzeit bleiben, auch, wenn die Kinder nicht mehr so klein sind.“

Bezahlte und unbezahlte Arbeit besser aufteilen

Schuster und Schönbauer plädieren für mehr partnerschaftliche Aufteilung der unbezahlten Arbeit, sodass auch die bezahlte Arbeit besser verteilt werden könne. Deshalb brauche es im Sinne einer finanziellen Ausgewogenheit auch mehr Kinderbetreuungs- einrichtungen, sodass mehr Frauen mehr Stunden arbeiten können. Und auch gesellschaftliches Umdenken sei erforderlich – denn es gebe zwar immer mehr Männer, die sich gerne mehr einbringen möchten, die aber in ihrem Beruf nicht die Möglichkeit dazu bekämen.