Drachenwand bei Mondsee und Schober bei Fuschl gleich dahinter -
 mit Untersberg und Hochstaufen im Hintergrund weit entfernt
Flugbild: Gerald Lehner
Flugbild: Gerald Lehner
Chronik

Sechsjähriger in den Tod gestürzt

Eine Tragödie hat sich am Samstagabend auf der Drachenwand in St. Lorenz am Mondsee ereignet. Ein sechsjähriger Bub stürzte beim Abstieg vor den Augen seiner Mutter 60 Meter tief in den Tod. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Der sechsjährige Bub, seine 42-jährige Mutter und zwei Begleiter stiegen in der Dunkelheit über den Hirschsteig ab. Im Bereich des Saugrabens, einer tiefen Schlucht, passierte das Unglück, so Einsatzleiter Heinz Hemetsberger von der Bergrettung Mondeseeland: „In diesem Bereich muss der Verunglückte gestolpert, ausgerutscht und anschließend 60 Meter über unwegsames, schroffes und teils senkrechtes Gelände abgestürzt sein.“

„Klettersteig eigentlich für Erwachsene konzipiert“

Die vierköpfige Gruppe aus Tschechien hatte vor dem tragischen Unfall den Drachenwand-Klettersteig – er weist eine Schwierigkeit von C/D auf – bezwungen. Sieben Stunden brauchten die vier dafür. Ein Kraftakt für den Buben, so Hemetsberger: „Die Mutter und ihr Partner sind die Tour schon öfter gegangen, sie kannten den Auf- und Abstieg. Der Sechsjährige war noch nie dabei.“ Die Tour sei anstrengend, die Abstände vom Geländer zu den Trittstufen relativ hoch, also eigentlich für Erwachsene konzipiert, so Hemetsberger.

Bub in Drachenwand abgestürzt
ORF
Einsatzleiter Heinz Hemetsberger

Bergretter seilten Notarzt ab

Gegen 18.30 Uhr waren die Bergretter alarmiert worden. Auch mehrere Polizisten und zwei Hubschrauber standen im Einsatz. Die Bergretter stiegen zunächst zur Gruppe auf und seilten sich in die Schlucht ab. Dort stießen sie nach 60 bis 70 Metern auf den Buben. Weil eine Taubergung durch den Rettungshubschrauber in dem engen Graben nicht möglich war, seilte die Bergrettung den Notarzt hinab. Allerdings blieben sämtliche Reanimationsmaßnahmen ohne Erfolg.

Einsatz auch für Bergretter belastend

Die Mutter des Sechsjährigen ist fassungslos, auch für die Bergretter war der Einsatz belastend, so Hemetsberger: „Man muss die Angehörigen dementsprechend versorgen und ihnen die Kraft geben, die Situation zu meistern. Das ist für uns auch nicht einfach, das sind schon Stresssituationen, die erst mal verarbeitet werden müssen.“ Im Tal kümmerte sich ein Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes um die Mutter und ihre Begleiter.