1977 bringt eine junge österreichische Autorin in Deutschland ihr allererstes Theaterstück auf die Bühne. Das Werk mit seinem feministischen Inhalt findet wenig Beachtung. Heute, gut 30 Jahre später, schaut das anders aus, denn bei der damals 33-jährigen Nachwuchsautorin handelt es sich um die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Am Landestheater feiert ihr Bühnenerstling am Samstag Premiere.
Jelinek gibt Antworten auf Ibsens Drama „Nora“
Der Schluss von Henrik Ibsens Frauendrama „Nora“ bildet den Ausgangspunkt von Elfriede Jelineks erstem Versuch als Dramatikerin. Die Frage, was passiert nun mit Nora, nachdem sie ihren Mann verlassen hat, wie geht es ihr auf dem Weg in die Selbstständigkeit, steht seit 1879 unbeantwortet im Raum. Fast 100 Jahre später gibt Jelinek Antworten mit ihrem Stück.
Sie zeigt schonungslos die Arbeitswelt von Frauen, desillusioniert feministische Ansätze gleichermaßen wie sie männliche Machtstrukturen aufzeigt, ohne aber moralisierend zu wirken. Im Gegenteil: unterschwellig gleicht das Stück, auch so wie es die junge Regisseurin Charlotte Sprenger inszeniert, einer Gesellschaftskarikatur: „Das ist eine totale Satire von Männern und von Frauen, also es ist eine menschliche Satire.“
Raffinierte Wortspiele
Mit dem heutigen Wissen um die Bedeutung von Jelineks Schaffen entdeckt man auch schon in ihrem Bühnenerstling das, was ihr Können ausmacht: ihre raffinierten Wortspiele und ihren untrüglichen Instinkt fürs Theater.