Chronik

Findelkind soll Pflegeplatz bekommen

Gut geht es jenem neu geborenen Buben, der in der Nacht zum Sonntag in Altlichtenberg bei Linz im Stiegenhaus eines Wohnblocks abgelegt worden war. Noch wird er im Krankenhaus betreut, im Hintergrund arbeitet die Kinder- und Jugendhilfe aber bereits daran, einen Pflegeplatz für das Baby zu finden.

Der kleine Bub war erst eine Stunde alt, als er gefunden wurde. Die Mutter habe ihn, warm eingewickelt in Stoff und auf einem weichen Polster, in das Stiegenhaus eines Mehrfamilienhauses in Altlichtenberg gelegt, so der Sprecher der Linzer Staatsanwaltschaft Philip Christl. Eine Bewohnerin hörte das Baby weinen und fand es. Die Mutter könnte nach der Geburt wohl verzweifelt oder überfordert gewesen sein, so Christl: „Wir wollen jetzt natürlich in erster Linie wissen, wer die Mutter ist, auch, um ihr selbst zu helfen. Es handelt sich sicher um eine psychische Ausnahmesituation.“

Bub wird in Kinderspital versorgt

Der kleine Bub wird in der Normalstation im Kinderspital der Uniklinik versorgt und wird dort auch noch ein paar Tage bleiben. Es gehe ihm soweit recht gut, hieß es am Montag aus dem Spital. Rechtlich hat die Kinder- und Jugendhilfe des Landes die Obsorge über den Kleinen übernommen. Das ist in solchen Fällen üblich. Wie es dann weitergeht, erklärt deren Vertreter Karl Heuberger: „Die Kinder- und Jugendhilfe wird dann vorübergehende Betreuung organisieren. Da sucht man üblicherweise Krisenpflegeeltern, damit das Kind nach Möglichkeit die ersten Lebenstage in einem familiären Umfeld aufwächst.“

„Strafrechtliche Komponente steht sehr im Hintergrund“

Melden sich die Eltern noch und wollen ihr Kind zurück, muss ein Gericht entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen sie ihr Kind eventuell zurückbekommen können. Melden sie sich nicht, setzt die Behörde ein Adoptionsverfahren für den kleinen Buben in Gang. Mit der Ausforschung der Eltern befassen sich auch Polizei und Justiz. Staatsanwalt Philipp Christl sieht derzeit das gesundheitliche Wohl der Mutter im Vordergrund. Man wolle ihr helfen, sagte er am Montag gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Die strafrechtliche Komponente steht für uns derzeit sehr im Hintergrund. Hier wäre es auch sehr hilfreich, die Motive und genaue Vorgehensweise der Mutter zu kennen. Erst dann kann man beurteilen, ob hier überhaupt strafrechtlich etwas passiert ist.“

Noch hoffen alle Beteiligten, dass sich die Mutter des Findelkindes vielleicht doch noch von selbst meldet. Neben Eltern braucht der kleine Bub übrigens auch noch einen Namen.

Ähnlicher Fall 2016 in Kärnten

Medial bekannt wurde ein ähnlicher Fall von Kindesweglegung 2016 in Kärnten. Dort wurde ein Neugeborenes aber in einer Mülltonne gefunden – mehr dazu in Neugeborenes in Mülltonne gefunden (kaernten.ORF.at).