Stollenanlage St. Georgen
FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
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Chronik

Polen will Überreste vom KZ Gusen kaufen

Polen will Überreste des ehemaligen KZ-Außenlagers Gusen kaufen. Diese Ankündigung des polnischen Premierministers wird vom Mauthausen-Memorial, den Verantwortlichen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, skeptisch gesehen. Die vorhandene Gedenkstätte müsse zwar aufgewertet werden, aber durch Österreich.

Konkret geht es um das frühere Außenlager Gusen des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen. In dem Außenlager sind von den Nazis besonders viele Polen ums Leben gekommen. Daher das Interesse des polnischen Premiers Mateusz Morawiecki, Überreste des Lagers zu kaufen. Es soll damit in einen würdigen Ort des Gedenkens verwandelt werden, so Polens Premier.

„Stimmt nicht, dass noch gar nichts vor Ort ist“

Kritik, die Barbara Glück vom Mauthausen-Memorial, so nicht nachvollziehen kann: „Es gibt das Memorial Gusen, das Krematorium mit einem Besucherzentrum und einer Ausstellung, es gibt eine Zugänglichkeit zum Bergkristall-Stollen. Also, dass noch gar nichts vor Ort ist, stimmt nicht.“ Dennoch müsse die Gedenkstätte aufgewertet werden, so Glück.

„Republik sollte Grundstücke kaufen“

Sie plädiert jedoch dafür, dass die Republik Österreich die derzeit in Privatbesitz befindlichen Grundstücke kauft, denn für sie sei klar, so Glück: „Dass dies nicht nur ein Ort des Gedenkens an die polnischen Opfer ist, sondern dass es ein internationaler Gedenkort bleibt und dort auch noch ein weiterer internationaler Gedenkort entsteht, weil dort natürlich sehr viele Nationen ihre Opfer zu beklagen haben.“ Insgesamt hat es mindestens 71.000 Gefangene aus 27 Nationen gegeben, mehr als die Hälfte kam zu Tode.

Innenministerium: Besitzer wären verkaufsbereit

Der Sprecher des Innenministeriums, Christoph Pölzl, sagte am Sonntag in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA), dass ein Teil der Privateigentümer eine Verkaufsbereitschaft signalisieren würde. Das Innenministerium prüfe daher aktuell die Optionen für den weiteren Umgang mit Gedenken in Gusen.

„Optionen“ werden geprüft

Ein Großteil der Grundstücke des einstigen Konzentrationslagers Gusen ist im Privatbesitz. Nachdem ein Teil der Privateigentümer eine Verkaufsbereitschaft signalisiert hatte, habe das Innenministerium 2018 eine Machbarkeitsstudie als Entscheidungsgrundlage „zum weiteren Umgang mit dem Gedenken in Gusen“ in Auftrag gegeben. Derzeit prüfe man die Optionen, die darin enthalten sind. Welche Optionen dies sind, wollte Pölzl aber nicht verraten.