Forschung

Wels arbeitete Geschichte von Kurzzeit-KZ auf

Die Stadt Wels hat die Geschichte eines 1945 für wenige Wochen am Areal des heutigen Messegeländes bestehenden Konzentrationslagers aufarbeiten lassen. Mit der Hilfe eines Zeitzeugen wurde der Standort des ehemaligen KZ ausgemacht, dem rund 200 Tote zuzuordnen sind.

Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) und Messepräsident Hermann Wimmer kündigten am Freitag eine Gedenktafel am Messegelände an.

2.000 Häftlinge

Nachzulesen sind die am Freitag in einer Pressekonferenz präsentierten Erkenntnisse in einem Aufsatz des oberösterreichischen Historikers Florian Freund, der Teil des im kommenden Jahr erscheinenden vierten Bandes der Buchreihe „Nationalsozialismus in Wels“ ist. Demnach bestand das Lager Wels II von 25. März bis 13. April 1945. 1.000 Häftlinge kamen aus Mauthausen, weitere 1.000 aus dem Lager Ebensee.

Als Standort des Lagers – dieser war bisher unklar – wurde nun die 1938 am Welser Messegelände errichtete „Reichsnährstandshalle“ ausgemacht, wo die Häftlinge ohne Küche oder Sanitäranlagen, nur mit Stroh am Boden untergebracht waren. Das Gebäude, das später „Halle der Nationen“ hieß, wurde 1984 durch Brandstiftung zerstört.

Aufräumarbeiten am Bahnhof Wels

Die Gefangenen mussten in zwei Schichten bei Aufräumarbeiten am Bahnhof Wels schuften – bei nasskaltem Wetter und nur spärlich bekleidet. Laut Freund sei alleine daran, dass am 6. April 400 kranke Häftlinge durch 400 arbeitsfähige aus Ebensee ausgetauscht wurden, zu ermessen wie schwer die Bedingungen waren.

Vor Mai 1945 übergab ein SS-Offizier insgesamt 180 unbekannte Tote an die Friedhofsverwaltung Wels, die dem KZ zugeordnet werden. Ihr genaues Schicksal ist nur bruchstückhaft bekannt: So weiß man vom Mord an zwei jüdischen Gefangenen und der Tötung von zwei oder vier sowjetischen Häftlingen nach einem Fluchtversuch, etliche starben an Entbehrungen.

Am 13. April 1945 wurde das Lager geräumt und die Insassen wurden nach Ebensee gebracht. Die Transporte dürften etliche Tote gefordert haben, der Lagerarzt meldete 54 Personen „aus dem Arbeitskommando Wels“ als verstorben.