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Chronik

Isolierte Familie: LKA OÖ ermittelt

Der 58-jährigen Österreicher, der in den Niederlanden wegen Freiheitsberaubung festgenommen wurde, soll am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Das Landeskriminalamt (LKA) Oberösterreich ermittelt auf Ersuchen des Außenministeriums.

In dem Bauernhof, den der Mann gemietet hatte, sind wie berichtet sieben Menschen aufgetaucht, die dort angeblich zehn Jahre lang völlig isoliert gehaust hatten. Der Mann soll auch jahrelang im Bezirk Perg gelebt haben. Der Grund für sein Verhalten könnte ein Wahn, also eine psychische Erkrankung sein, vermutet Adelheid Kastner, Vorstand der Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum. Sie analysiert die Psyche jenes Mannes, der andere Menschen festgehalten hat:

Adelheid Kastner über den Fall in den Niederlanden:

Verhalten könnte ein Wahn sein, so Adelheid Kastner, Vorstand der Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum.

Der 58-jährige Österreicher, der festgenommene Mieter eines Bauernhofs im niederländischen Ruinerwold, wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. Die niederländische Staatsanwaltschaft wirft ihm Freiheitsberaubung und Benachteiligung der Gesundheit anderer vor. Das Landeskriminalamt (LKA) Oberösterreich ermittelt auf Ersuchen des Außenministeriums weitere Informationen zum Verdächtigen.

Absperrung
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Das Grundstück und der Hof des Verdächtigen

Das Gericht der Provinz Noord-Holland in den Niederlanden hat die Untersuchungshaft über den 58-jährigen Österreicher für die Dauer von 14 Tagen verhängt. Das teilte die Staatsanwaltschaft später am Donnerstagnachmittag per Twitter mit.

Verdächtiger in Waldhausen geboren

Was mögliche religiöse Hintergründe zu dem Fall betrifft, so gebe es vorerst keine Hinweise auf die Mitgliedschaft in einer Sekte während der Zeit, die der Verdächtige in Oberösterreich verbracht hat, die Ermittlungen des LKA sind aber noch nicht abgeschlossen. Der Mann wurde in Waldhausen im Bezirk Perg geboren und hat ein kleines Bauernhaus – ein sogenanntes Sacherl – in Pabneukirchen geerbt. Dieses soll er 1983 verkauft haben, dann dürfte er nach Wien übersiedelt sein.

Bauernhof
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Bauernhof in den Niederlanden auf dem die Familie gefunden wurde

Bisher hieß es, dass der 58-Jährige ein gebürtiger Wiener sei. Wie die Recherchen ergaben, ist der Mann dann wieder nach Oberösterreich zurückgezogen und lebte bis 2010 rund zehn Jahre wieder in einer Marktgemeinde im Bezirk Perg, ehe er dann in die Niederlande ausgewandert ist.

Spezialeinheiten haben Hof untersucht

Der abgelegene Hof in den Niederlanden wurde inzwischen von einer Spezialeinheit der Polizei durchsucht. Im Zuge der Ermittlungen haben die Behörden in der rund 15 Kilometer entfernten Ortschaft Zwartsluis zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt. Zudem werden die Räume auf dem Bauernhof in Ruinerwold digital erfasst, „um sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen“, schrieb die Polizei in einer Stellungnahme.

„Josef, der Österreicher“: Schaltung nach Ruinerwold (Niederlande)

Im Fall der isolierten Familie in den Niederlanden muss „Josef, der Österreicher“, wie der Tatverdächtige genannt wird, heute vor den Haftrichter.

Niederländischen Medien schrieben, dass der Österreicher und die Familie einander bereits vor dem Aufenthalt in Ruinerwold gekannt hätten. Sie sollen laut „de Volkskrant“ zuvor in der Ortschaft Hasselt bei Zwolle Nachbarn gewesen seien. Der 25-jährige Hofbewohner, der am Montag in einem Wirtshaus um Hilfe gebeten und den Fall so ins Rollen gebracht hat, habe Hasselt zudem als seinen Geburtsort genannt.

Später habe er in Zwartsluis gelebt, jener Ortschaft, wo der Vater bis 2008 einen Spielwaren- und Holzhandel betrieben hat. Das Geschäft und ein weiterer Betrieb wurden am Mittwoch von den niederländischen Behörden durchsucht, etwaige Ergebnisse wurden jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Verdächtiger war Tischler

Über den Holzhandel könnte auch der Kontakt zum verdächtigen Österreicher geknüpft worden sein, denn dieser dürfte in der wenige Kilometer entfernten Stadt Meppel ein Firma registriert haben, die auf Holz spezialisiert ist, wie das niederländische Firmenregister nahelegt. Laut „de Volkskrant“ verkaufte er in den Niederlanden unter anderem auch Holzspielzeug, Holzspäne und Kleinmöbel auf diversen Märkten. Auch während seiner Zeit in Österreich war der 58-jährige als Tischler tätig.

Polizei NL
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Niederländische Polizei

Nach Angaben der Polizei scheint keines der Familienmitglieder in Ruinerwold in Drenthe bei der Grundverwaltung registriert zu sein. Das könnte erklären, warum die Behörden bisher untätig waren. Auf dem abgelegenen, von Bäumen und Hecken umgebenen Bauernhof könnte sich die Familie von auf dem Gelände angebauten Gemüse ernährt haben – auch Tiere, unter anderem eine Ziege, sind dort gehalten worden.

Polizei hat die Familie am Hof selbst gesehen

Die zuständige Polizeibehörde bestätigte am Donnerstag, dass die Exekutive auf dem Bauerhof selbst sechs Personen angetroffen hatte. Sie selbst gaben an, dass sie eine Familie seien: ein Vater und sechs seiner Kinder. Der 25-Jährige war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Gelände anwesend.

Alter und die Identitäten der sieben Personen sind weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Auch die Frage, ob sich alle Personen unfreiwillig auf dem Hof aufgehalten haben, war bisher noch ungeklärt, bisher gebe es aber keine derartigen Indizien. Die Mutter der Familie soll bereits 2004 gestorben ein.